Maximilian Tönnies: Wohin steuert die Zur-Mühlen-Gruppe?

Maximilian Tönnies nimmt im Interview Stellung zur Investitionsstrategie in Deutschland, Bedeutung des Bio-Bereiches, Einschätzung zum Borchert-Plan und der Frage, ob Fleisch teurer werden muss.

Dieser Beitrag ist zuerst in der Lebensmittel Praxis erschienen.

Herr Tönnies, vor Kurzem gab es Schlagzeilen. Verschiedene Medien hatten auf einen Verkauf des Tönnies-Unternehmens hingedeutet. Was ist an den Gerüchten dran?

Maximilian Tönnies: Das sind Marktspekulationen, zu denen ich mich nicht äußern möchte. Aber lassen Sie mich eines betonen: Mein Vater und mein Onkel Bernd haben vor 50 Jahren ein Unternehmen gegründet, dessen Entwicklung in Deutschland seinesgleichen sucht. Wir arbeiten heute mit einem tollen Team daran, das Unternehmen in die nächste Generation zu führen, und ich trage meinen Teil dazu bei.

Dann wechseln wir zu den handfesten Themen. Stichwort Corona. Wie hat die Zur-Mühlen-Gruppe (ZMG) die Pandemie bislang verkraftet?

Die Corona-Pandemie ist für uns alle in der Gesellschaft wie auch der Wirtschaft extrem herausfordernd. Es ist aber toll, wie unsere Mitarbeiter mitziehen, wie sie unsere Maßnahmen akzeptieren. Wir haben ein Multibarrieren-Konzept entwickelt: Abstände, Masken, regelmäßige Tests, um nur einige zu nennen.

Und das funktioniert?

Ja, hervorragend sogar. Wir haben es geschafft, innerbetriebliche Infektionsketten weitestgehend zu verhindern. Wir testen die Mitarbeiter bis zu drei Mal die Woche. Dadurch haben wir keine Dunkelziffer. Wir wissen immer, was los ist, und können entsprechend reagieren, indem wir infizierte Mitarbeiter in Quarantäne schicken. Insgesamt liegt die Positiv-Quote im Promillebereich.

Wenn Mitarbeiter 14 Tage ausfallen, leidet dann nicht auch die Auslastung Ihrer Werke?

Das ist von Werk zu Werk unterschiedlich. Das hat aber eher mit anderen Corona-Effekten zu tun: Wir spüren den Wegfall der Gastronomie und der Großverbraucher. Dafür haben wir aber auch Standorte, wo wir zum Beispiel mit der Konserve eine Renaissance erleben.

Corona hat auch Themen wie Werkverträge, Leiharbeit und Co. auf den Plan gebracht. Wie hat sich das auf Ihre Gruppe ausgewirkt?

Wir haben ja im Januar 2020 unsere Nachhaltigkeitsagenda „t30“ verabschiedet und veröffentlicht. Dieser Prozess wurde durch die Corona-Ereignisse beschleunigt. Zum Jahreswechsel haben wir bei Tönnies über 6.000 Werkarbeiter übernommen. Bei gut 30 Prozent der Angestellten haben wir auch die Wohnraumbewirtschaftung übernommen. Dafür haben wir mehr als 700 Wohnungen und Häuser gekauft oder gemietet und so mehr als 3.800 Wohnplätze geschaffen.

Seit dem 1. April ist auch die Leiharbeit verboten. Welche Auswirkungen hat das für Sie?

Das sind schon wahnsinnige Einschränkungen im Personaleinsatz, die aber vor allem den Mittelstand treffen. Ein mittelständisches Unternehmen hat nicht mehr die Flexibilität, gleichzeitig aber auch nicht die Größe wie wir, Auftragslasten breiter zu verteilen. Dennoch ist es auch für uns erschwert, Saisonschwankungen wie die Bratwurstproduktion zu planen.

Zahlreiche Veränderungen also für die Branche. Wird die Zur-Mühlen-Gruppe aus dieser Corona-Krise gestärkt hervorgehen?

Daran arbeiten wir jeden Tag. Die...