Kundgebungen vor Molkereien und Schlachthöfen

Landwirte protestieren gegen den Preisrutsch

50 Cent mehr pro Kilo Schweinefleisch, 15 Cent mehr pro Liter Milch: Das sind einige der Forderungen, für die Landwirte gestern demonstriert haben. Raiffeisen-Chef Holzenkamp bremst: „Wir leben nicht auf einer Insel."

Am gestrigen Donnerstag haben Landwirte mit bundesweiten Demonstrationen auf die derzeit schlechten Erzeugerpreise aufmerksam gemacht. Vor allem vor Molkereien kam es zu Kundgebungen und Versammlungen, so etwa vor dem Deutschen Milchk-Kontor (DMK) in Everswinkel, wo Landwirte aus dem Münsterland demonstrierten, sowie vor dem DMK in Georgsmarienhütte bei Osnabrück.

In Westfalen fand überdies eine Kundgebung von Landwirten vor dem Tönnies-Schlachthof in Rheda-Wiedenbrück statt. Sie demonstrierten gegen den Preisrutsch auf dem Schlachtschweinemarkt.

Bündnis fordert höhere Erzeugerpreise

Zu den Aktionen unter dem Motto „Schluss mit lustig“ hatten der Bundesverband Deutscher Milchviehalter (BDM), die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die LsV-Milchgruppe, European Milk Board (EMB), die Freien Bauern und der MEG Milch Board aufgerufen.

Bereits vor einer Woche, am 11. November, hatte das Bündnis in einer Resolution „Schluss mit lustig“ höhere Erzeugerpreise gefordert – jeweils mindestens

  • plus 1 €/kg Rindfleisch
  • plus 50 Cent/kg Schweinefleisch
  • plus 20 Cent/kg Geflügel
  • plus 15 Cent/l Milch

Von den Verarbeitungsunternehmen forderten die Landwirte Lösungsvorschläge um diese geforderten Preisanhebung kurzfristig umzusetzen und um ein deutlich höheres Preisniveau auf dem deutschen und europäischen Markt zu sichern. Die Unternehmen sollten „einen Teil der Verantwortung innerhalb der Wertschöpfungskette übernehmen und alles dafür tun, dass ihre Lieferanten eine Zukunft haben“, heißt es in der Resolution.

Kritik des Raiffeisen-Präsidenten

Kritisch zu den Demonstrationen hat sich unterdessen der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), Franz-Josef Holzenkamp, geäußert. Demonstrationen und kurzfristig unrealisierbare Preisforderungen trügen nicht dazu bei, die Herausforderungen der Agrar- und Ernährungswirtschaft zu bewältigen. „Wir leben nicht auf einer Insel, sondern müssen uns auch in erster Linie auf dem EU-Binnenmarkt behaupten“, sagte Holzenkamp. Die Landwirtschaft und die Verarbeiter müssten auch mit geeigneten kommunikativen Mitteln darauf hinarbeiten, ihre Produkte zu stärken. Die kürzlich beschlossene Branchenkommunikation Milch sei ein Beispiel, wie etwas Gemeinsames entstehen könne.

Der Raiffeisenpräsident verwies darauf, dass die gesamte Wertschöpfungskette derzeit eine schwierige Situation zu meistern habe. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie der Afrikanischen Schweinepest würden die Landwirtschaft ebenso treffen wie den vor- und nachgelagerten Bereich. Hinzu komme der bevorstehende Brexit. „Wir stecken gemeinsam da drin, deshalb müssen wir auch gemeinsam Lösungen finden. Sich gegenseitig den Schwarzen Peter zuzuschieben, ist kontraproduktiv“, so Holzenkamp.

Genossenschaften als Unternehmen im Eigentum der Landwirtinnen und Landwirte würden zeigen, „wie es geht“. Ehrenamt und Hauptamt entschieden gemeinsam über den Kurs ihres Unternehmens. „Deshalb wissen auch alle Verantwortlichen in genossenschaftlich orientierten Unternehmen sehr gut Bescheid über die wirtschaftliche Situation auf den Höfen.“

"Schluss mit lustig"

Bauern fordern höhere Preise

von Patrick Liste

Unter dem Motto "Schluss mit lustig" haben Landwirte am Mittwoch bundesweit höhere Preise für Milch sowie Fleisch gefordert.

Arla Food hat Verständnis für die Forderung der Landwirte nach einer Preiserhöhung von 15 Cent/kg Milch. Allerdings könne diese Erhöhung aktuell nicht am Milchmarkt erzielt werden.