Kritisierte Abbildung: Umweltministerium gibt nach

Rückwärtsgewandt, diskriminierend und diffamierend: Nachdem eine Abbildung des Umweltminiseriums auf harsche Kritik in der Landwirtschaft gestoßen ist, hat das Ministerium diese nun ersatzlos gestrichen.

Aus seiner Broschüre „Wir schaffen Wunder“ hat das Bundesumweltministerium jetzt die viel kritisierte Illustration zur Zukunft der Landwirtschaft ersatzlos entfernt. Diese hatte zuvor im Kapitel „Landwirtschaft 2050“ einen muskulösen Bauern auf einem historischen Traktor ohne Kabine oder Überrollbügel gezeigt, neben dem zu ebener Erde eine Frau mit Zopf, Kleid und barfuß mit einer Heugabel vor einem Heuhaufen hantiert.

„Rückwärtsgewandte“ Darstellung

Das Bild war in der Branche auf scharfe Kritik gestoßen. So hatte beispielsweise der Niedersächsische LandFrauenverband Hannover (NLV) die „rückwärtsgewandte“ Darstellung von Landwirtinnen und der gesamten Landwirtschaft als „Skandal“ bezeichnet. Mit dem Bild würden Frauen diskriminiert und ein gesamter Berufsstand diffamiert, denn moderne Technik gehöre zum Berufsbild von Landwirten wie in jeder anderen Branche.

Zudem seien Frauen und Männer heute gleichermaßen sehr gut für ihren Beruf qualifiziert. Frauen gestalteten selbstbewusst ihre Rolle auf den Höfen, nicht selten als Unternehmerinnen. Darüber hinaus warf NLV-Vorsitzende Elisabeth Brunkhorst dem Ministerium vor, mit einem solchen Bild von Landwirtschaft die kontrovers geführte gesellschaftliche Debatte zum Thema Landwirtschaft weiter anzuheizen. Auch der Textinhalt der Broschüre steht in der Kritik. Änderungen hieran nahm das Ressort aber nicht vor.

Landwirtschaft als „Ökosystem-Dienstleister“?

In „Wir schaffen Wunder“ malt das Bundesumweltministerium eine Zukunftsvision für das Jahr 2050 in Deutschland. Im Kapitel Landwirtschaft wird das Bild einer Branche entworfen, die künftig „nicht mehr nur Nahrungsmittelproduzent“ und Subventionsempfänger ist, sondern zum „Ökosystem-Dienstleister“ geworden ist. Die Nutzung neuer Nutzpflanzen, Fruchtfolgen und Mischkulturen sowie die Digitalisierung führten dazu, dass es wieder mehr Insekten gebe. Die Nutztierbestände seien so stark reduziert, dass keine Sojaimporte mehr gebraucht würden und Güllemengen, Lachgasemissionen und Nitratbelastungen kräftig zurückgegangen seien. Weil organische Dünger tierischen Ursprungs immer weniger zur Verfügung stünden, werde im Ackerbau mit rein pflanzlichen Komposten gedüngt. Beim Konsum seien neben den Preisen die Umwelt- und Gesundheitswirkungen von Produkten und deren Produktionsbedingungen zentral geworden, so das Zukunftsszenario des Ministeriums.

Das habe man erreicht, indem man Verbrauchern „nicht die alleinige Verantwortung aufgebürdet“ habe, sondern durch klare Regeln und gesetzliche Rahmenbedingungen für entsprechende Angebote an nachhaltigen Waren gesorgt habe.

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