Roter Hinweis

"Keine Anbindehaltung" auf Milchpackungen

Der Lebensmitteleinzelhandel setzt die Milchbranche weiter unter Druck. Jetzt brandmarkt er Milch aus Anbindeställen.

Machtdemonstration gegenüber der Milchbranche: Mehrere Lebensmitteleinzelhändler drucken auf ihren Milch-Eigenmarken in markanter roter Schrift den Hinweis „Keine Anbindehaltung“. Sie stigmatisieren damit beim Verbraucher alle Milcherzeuger mit ganzjähriger oder Kombinations-Anbindehaltung. Und das, obwohl die markierte Eigenmarken-Milch ohnehin die Anforderungen des Labels „Für mehr Tierschutz“ des Deutschen Tierschutzbundes erfüllen, bei denen Anbindehaltung generell verboten ist. Ganz offensichtlich wollen die Händler mit dem auffälligen Herausstellen „Keine Anbindehaltung“ lediglich in der emotionalen Tierwohldebatte beim Verbraucher punkten.

Vorgeprescht ist Anfang des Jahres Aldi. Der Discounter druckt diesen Hinweis seitdem auf seine „Landmilch“ der Eigenmarke "Fair & Gut". In den vergangenen Wochen sind die Wettbewerber nachgezogen, berichtet der Verband der Milcherzeuger Bayern (VMB). Unter anderem habe Lidl seine Alpenmilch der Eigenmarke "Milbona" und Netto seine Bergbauernmilch der Eigenmarke "Gutes Land" mit dem Hinweis "Keine Anbindehaltung" versehen – trotz Tierschutzlabel.

Der VMB hat Sorge, dass der Lebensmitteleinzelhandel damit Eigenmarken im Preiseinstiegssegment mit Milch aus gesetzlich zulässiger Haltungsform weiter schwächt. Obwohl die Zusage stehe, ab 2022 bis auf weiteres Milch aus Betrieben mit gültigem QM-Milch Audit, also auch aus Betrieben mit ganzjähriger Anbindehaltung, mit Haltungsstufe 1 zu kennzeichnen.