Wo sich jetzt noch der Kran dreht, wird Niklas Kahmen in wenigen Wochen das erste Mal Schweine aufstallen. Gemeinsam mit seinem Vater baut er einen Außenklimastall mit 1300 Plätzen in der Feldmark von Lichtenau im Kreis Paderborn.
Zu Hause haben sie einen mittelgroßen Schweinemastbetrieb mit 140 ha Ackerbau. Mit dem neuen Stall möchte der 21-Jährige für die nächsten Jahrzehnte gut aufgestellt sein. Denn nach seinem Abschluss im nächsten Jahr an der Fachschule für Agrarwirtschaft in Herford will er direkt zu Hause einsteigen. Mit vier Mitschülern blickt er auf die Zukunft.
Regionale Vermarktung
Den neuen Stall wird Niklas mit seinem Vater in einer GbR betreiben. Die Tiere haben etwa doppelt so viel Platz wie in einem herkömmlichen Stall. Außerdem können die Schweine nach draußen. Der Neubau erfüllt die Tierwohl-Kriterien der Stufe 3 der Haltungsform-Kennzeichnung des Handels, eine Stufe unter Bio.
Für Niklas und seinen Vater war klar, dass ein weiterer Stall her muss, wenn der älteste Sohn auf den Betrieb einsteigt. „An einen herkömmlichen konventionellen Stall haben wir uns aber nicht mehr herangetraut“, sagt der junge Betriebsnachfolger. Vor gut einem Jahr haben sie mit dem Bau begonnen.
Um die höheren Kosten stemmen zu können, haben sie das Agrarinvestitionsföderungsprogramm (AFP) der EU in Anspruch genommen. Zu Beginn des Baus hatten sie noch keinen festen Abnehmer für die Tiere. Mittlerweile sind sie sich mit einem regionalen Schlachter einig geworden, der die Schweine vermarkten wird.
Für Niklas ist der fehlende Austausch mit den Verbrauchern eine der größten Hürden. Fachlich seien die Junglandwirte gut aufgestellt. Doch sie müssten ihre Arbeit den Verbraucher besser erklären. Wenn der neue Stall fertig ist, möchte Niklas über einen Instagram-Kanal mehr von seiner Arbeit zeigen.
Die ganze Familie hilft
Etwas verhaltener zeigt sich sein Mitschüler Johannes Höving aus Versmold im Kreis Gütersloh. Auch er will direkt nach der Fachschule zu Hause auf den Betrieb mit 200 Sauen und einer weiteren Betriebsstätte mit 1500 Mastplätzen einsteigen. Dort haben sie angefangen, den Maststall in puncto Tierwohl zu modernisieren.
Die neue Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung bereitet dem 23-Jährigen bisher kein Kopfzerbrechen. Die Sauen halten die Hövings in Großgruppen im Wartestall. „Das Deckzentrum müssen wir noch in Angriff nehmen. Da haben wir aber noch etwas Zeit für den Übergang“, sagt Johannes.
Ihn stört vielmehr, dass an Importferkel nicht dieselben Standards zum Beispiel beim Kastrieren angelegt werden wie an deutsche Ferkel.
„Die Stimmung am Küchentisch ist aber nicht schlecht.“ Er wird jetzt schon bei allen Entscheidungen mit einbezogen. Seine Eltern sind beide gelernte Landwirte. Größer werden kommt für sie erst mal nicht in Frage. „Die Familie soll das weiterhin alleine stemmen können“, sagt er.
Ihre Tiere vermarkten die Hövings an die Westfleisch. „Damit sind wir zufrieden“, sagt er. Eine Direktvermarktung aufzubauen hält er hingegen für sehr schwierig. Zum einen gäbe es schon viele Direktvermarkter in der Nähe und zum anderen bräuchte man ein Produkt als Alleinstellungsmerkmal, um sich etablieren zu können.
Wagyufleisch im Verkauf
Die Direktvermarktung haben im vergangenen Jahr die Eltern von Patricia Ramforth für sich entdeckt. Neben den 80 Milchkühen haben sie in Vlotho im Kreis Herford begonnen, Wagyukreuzungsrinder zu halten und ihr Fleisch zu vermarkten. „Mit dem Milchvieh möchten wir nicht mehr größer werden. Außerdem liegen wir gut für die Direktvermarktung“, erzählt Patricia.
Sie selbst will nach dem Abschluss noch nicht sofort zu Hause einsteigen. „Ich möchte noch was anderes sehen“, sagt sie. Auch ein Studium käme in Frage.
Auf Dauer möchte sie den Betrieb übernehmen. Dann plant sie vor allem die Direktvermarktung auszubauen, aber auch mehr auf Technik zu setzen und einen Melkroboter anzuschaffen, allein um flexibler zu sein.
„Die Direktvermarktung ist für uns Teil der Öffentlichkeitsarbeit“, sagt sie. Ihren Kunden zeigen sie die Ställe. Dabei merkt sie manchmal, wie viel Unwissen bei den Verbrauchern herrscht.
Einstieg auch ohne Hof
Jannik Brüggenolte aus Melle im Kreis Osnabrück hat keinen Hof zu Hause. Der 23-Jährige hat auch eine Ausbildung zum Tischler abgeschlossen. Den Weg in die Landwirtschaft bereut er nicht.
Ganz im Gegenteil: Die Ausbildung zum Landwirt war umfangreicher als die zum Tischler. In der Lehre war er zunächst auf einem Betrieb mit Milchvieh und Biogas. Dort ist er jetzt angestellt. In dem anderen Lehrjahr hat er die Schweinehaltung kennengelernt auf einem Betrieb mit 750 Sauen.
In Zukunft wird er vermutlich in Richtung Rind gehen. Vor allem das Jungvieh und die Fresseraufzucht interessieren ihn. „Da würde mich auch ein eigener Betrieb reizen“, sagt er.
Jannik ist sich bewusst, welche finanziellen Hürden eine außerfamiliäre Hofübernahme bedeuten. „Das ist bei der aktuellen Marktlage fast unplanbar. Außerdem ändern sich die Auflagen ständig“, sagt er.
Die größte Herausforderung der Landwirte sieht er generell bei der Vermarktung. Die Landwirte dürften nicht mehr so abhängig vom Lebensmitteleinzelhandel sein. Direktvermarktung und engere Kooperationen der Landwirte untereinander könnten seiner Meinung nach ein Weg sein.
In Zukunft sieht sich Jannik als angestellter Betriebsleiter. So bekomme er nicht nur seinen festen Lohn, sondern könne auch bis zu einem gewissen Grad seine Ideen verwirklichen. Nach dem Abschluss überlegt er ein paar Jahre beim Betriebshilfsdienst zu arbeiten, um weitere Betriebe kennenzulernen.
Zwei Standbeine
Der elterliche Betrieb von Finn Schütte aus Rahden im Kreis Minden-Lübbecke hat zwei Standbeine: ein großes und ein kleines. Zum einen hält die Familie 200 Sauen, zum anderen melkt sie 18 Kühe in Anbindehaltung, Hinzukommen 120 ha Ackerbau.
Eine Herausforderung ist die Stadtrandnähe des Betriebes. Eine neue Siedlung grenzt an den Hof. „Hier haben wir wenig Möglichkeiten, uns zu erweitern, aber Potenzial für die Direktvermarktung“, sagt der 21-Jährige.
Die Familie hat aber einen zweiten Standort außerhalb geerbt. Die Schüttes planen am Urstandort die Sauenhaltung zu behalten und auf dem zweiten auf Milchvieh zu setzen. Da möchte Finn einsteigen. Aber nicht im großen Stil. „Ein 400er-Kuhstall bringt uns nicht weiter“, sagt er. Finn schrecken die hohen Kredite für einen solchen Stall ab.
„Am Ende kommt das Geld durch die schwankenden Milchpreise nicht wieder rein“, meint er. Er betrachtet für sich einen Boxenlaufstall für 60 Kühe mit einen Melkroboter als realistisch. Die Investition sei überschaubar und im Altgebäude wäre Platz für die Rinder.
Die Milch würde er dann direkt am Stadtrand vermarkten. Zurzeit arbeitet er neben der Schule auf einem Milchviehbetrieb. „Da schauen ich mir das gerade an“, sagt er.
Von der Sauenhaltung würde er sich nicht trennen wollen. „In den vergangenen Jahren konnten wir noch gut Geld damit verdienen“, sagt er. Auch wenn es mit den Vorschriften immer schärfer wird.
Der Familie gehören viele Altgebäude und das Deckzentrum müssten die Schüttes noch umbauen. Das wird eine teure Herausforderung – ein starkes zweites Standbein kann da Sicherheit geben.
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