Eine Karawane aus vier Traktoren tuckerte am Sonntag durch Rheine. Der Konvoi hat insgesamt 210 Jahre auf dem Buckel, die Fahrer keine 20. Einmal Dollart und zurück, hieß es für Luca Niemer, Jan Künnemann, Jan Lange und Luca Gude. Die vier Schüler und Oldtimerfans verbrachten hinterm Deich auf einem Hof in Ostfriesland mit drei Deutz-Schleppern und einem alten John-Deere die letzte Ferienwoche.
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Anhänger als Wohnwagen
Wer mit dem Auto von Rheine bis zur Mündung des Ems am Dollart fährt, braucht keine zwei Stunden. Die vier Trecker-Piloten nahmen sich aber für die gut 150 km zwei Tage Zeit. Sie fuhren abseits der Autobahnen und Kraftstraßen nahe der Ems. Luca Niemer aus Altenrheine hatte den Weg vorher geplant. In der Kabine seines Deutz 5005, Baujahr 1966, hing die Route. „Wir hatten genug Zeit, um uns die Landschaft anzuschauen“, erzählt der 17-Jährige. Sie genossen das entschleunigte Reisen.
Denn schneller als 20 km/h fuhr der Tross nicht. Der 17-jährige Jan Künnemann gab mit seinem Elfer-Deutz, Baujahr 1956, den Takt vor. Dessen Tachonadel verharrte bei Tempo 19. Den Oldtimer hatte sich der Landwirtssohn Anfang des Jahres zugelegt. Sein Kumpel Jan Lange zog mit seinem 41-PS-John-Deere, Baujahr 1976, einen Anhänger. Ihn hatte das Quartett in einen Wohnwagen mit Doppeletagenbett samt Küchenregal und Kühlschrank verwandelt.
Die Vier kennen sich vom Kopernikus-Gymnasium in Rheine. Die Schulfreunde eint ihre Leidenschaft für alte Landtechnik. Im vergangenen Jahr haben sie schon eine ähnliche Tour bis zum Dollart unternommen. Damals lernten sie einen alten Bauern kennen, auf dessen ehemaligen Hof sie in diesem Jahr wieder kampieren durften. „Der alte Stall war unser Badezimmer“, sagt Luca Niemer. Dort konnten sich die Jungs mit dem Wasserschlauch duschen.
Ein Landwirt aus der Nachbarschaft bestaunte ihre Oldtimer. Sie schnackten mit ihm und nach ein paar Eierlikör lud er sie ein, seinen Milchviehbetrieb zu besichtigen. Außerdem machte die Clique einen kleinen Abstecher in die benachbarten Niederlande und nach Emden. Ihr Kumpel Michel Bertling aus Rheine besuchte sie mit dem Rad. Zurück nahmen sie ihren „Praktikanten“, wie sie ihn nennen, mit auf dem Schlepper.
Für die Rückfahrt brachen sie schon in der Dunkelheit auf, um nicht in der Hitze des Wochenendes zu fahren. Auf der Hinfahrt machte ihnen das Gegenteil zu schaffen: Ein Regenschauer zwang sie zu einer Pause. Der Elfer-Deutz hat kein Verdeck und auch bei den anderen tropfte es rein.
Welle in der Lokalzeitung
Luca Niemer fing als Kind für die alte Landtechnik Feuer, als sein Opa mit ihm das Oldtimertreffen in Nordhorn besuchte. Der 17-Jährige ist mittlerweile Mitglied im Altenrheiner Treckerclub. „Wir wollen zeigen, wie gut die alte Technik noch funktioniert und dass sie mehr als 300 km locker schafft“, sagt der Schüler.Ein Leserbrief in der Lokalzeitung sprach in der Zeiten der Klimadebatte von einem „wahnsinnigen Vorhaben“.
Solche Vorwürfe sieht Luca gelassen. Sie verbrauchen auf 100 Kilometer um die zehn Liter Diesel, der Elfer-Deutz nur fünf. „Wir fahren mit den Traktoren nicht das ganze Jahr umher. Die Fahrt mit einem dicken Wohnmobil wäre klimaschädlicher gewesen“, meint er. Mehrere Leserbriefe sprachen sich für die Tour der Jungs aus. Am Straßenrand und auf der Wochenblatt-Facebook-Seite ernteten die Vier zahlreiche Daumenhoch.