Wochenblatt: Kurz vor Jahresende 2020 hat die Landesregierung die roten Gebiete veröffentlicht – und in einigen Regionen wie Ostwestfalen einen massiven Aufschrei ausgelöst. Es hagelte scharfe Kritik. Waren Sie überrascht?
Heinen-Esser: Ja und Nein. Grundlagen sind die neuen Vorgaben der EU-Kommission und der Bundesdüngeverordnung. Im Dezember fehlte noch die konkrete Einarbeitung des aktuellen Nährstoffberichtes der Landwirtschaftskammer sowie die Ausgrenzung von unbelasteten Teilgebieten in den roten Grundwasserkörpern. Diese Aktualisierungen wurden nun vorgenommen und umgesetzt. Nach Abschluss aller Berechnungen umfasst die neue Gebietskulisse eine Fläche von insgesamt rund 165.000 Hektar. Demnach gelten ab März auf rund elf Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche zusätzliche Anforderungen an die landwirtschaftliche Düngung.
Das ist mehr als eine Halbierung, die auch Ihr Haus Ende vergangenen Jahres in keiner Weise in Aussicht gestellt hatte. Woher kommt der drastische Rückgang?
Auch wir waren überrascht. Die Landwirtschaftskammer hat inzwischen die neuen Nährstoffsalden geliefert. Offensichtlich haben in den zurückliegenden Jahren optimierte Düngepraktiken bereits vielerorts zu Verbesserungen geführt. Diesen Trend müssen wir verstetigen mit dem Ziel, dass die roten Flächen sukzessive ganz verschwinden. Allerorts gilt, dass nur so viel Nährstoffe ausgebracht werden, dass Pflanzen und Böden optimal versorgt werden, ohne dass die Umwelt und das Grundwasser belastet werden.
Das wirft Fragen auf. Und schon vorher konnten Landwirte die Einteilung in rote sowie grüne Gebiete kaum nachvollziehen. Was tun Sie, um die Kommunikation zu verbessern?
Wir haben eine Transparenzstelle geschaffen. Unter Gebietsausweisung@LWK.NRW.de können Landwirte alle Fragen rund um ihre Messstellen einreichen. Wir beantworten diese detailliert. Das ist zugegeben sehr arbeitsintensiv, soll aber dazu beitragen, auf die individuellen Fragen und Bedürfnisse der Landwirtinnen und Landwirte einzugehen.
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