Wochenblatt-Interview

Handel zum Milchmarkt: Klar, aber ehrlich?

Druck auf Standardprodukte, Wunsch nach Vielfalt und Erwartungen an die Molkereien: Kaufland hat klare Vorstellungen zum Milchmarkt. Doch zahlt der Händler am Ende auch höhere Preise? Ein Kommentar.

Obwohl wir mit dem Kaufland-Manager Robert Pudelko nur schriftliche Antworten auf unsere Fragen bekommen haben und nicht nachbohren konnten, lässt sich eine klare Marschrichtung erkennen:

  • „Standard-Milchprodukte“ haben es künftig noch schwerer. Der Preisdruck bleibt, auch weil es preisbewusste Verbraucher gibt.
  • Andere Verbraucher und vor allem der Handel wollen Milch mit Mehrwert wie Regionalität, Tierwohl, Klima, Bio – oder vegane Alternativen. Das steigert die Kosten für Erzeuger und Molkereien.
  • Der hohe Eigenmarken-Anteil des Lebensmitteleinzelhandels treibt die gesamte Milchproduktion in diese Richtung. Kauflands Ankündigung, nur Trinkmilch der Haltungsstufen 2 und 3 (Stallhaltung Plus und Außenklima) anzubieten, dürfte erst der Anfang sein.
  • Kaufland schwört auf die „Initiative Tierwohl (ITW)“ sowie die Klassifizierung „haltungsform.de“ des Handels. Die Programme ließen sich integrieren, böten Verbrauchern Klarheit und ein faires Miteinander in der Wertschöpfungskette.
  • Kaufland hält wenig bis nichts vom Borchert-Plan sowie einem staatlichen Tierwohlkennzeichen. Kein Wunder: Die Wirtschaft ist weiter, der Staat hinkt hinterher.

Der Lebensmittelhändler beteuert, dass Landwirte die Mehraufwendungen ausreichend honoriert bekommen müssen. Stimmt! Aber nicht nur die Mehraufwendungen,auch die Basisaufwendungen. Doch bei beidem hakt es gewaltig: Der aktuelle Trinkmilch-Kontrakt erlaubt beispielsweise einen Auszahlungspreis von gut 32 Cent/ kg – damit lässt sich bei explodierenden Kosten nicht wirtschaftlich melken. Und wenn Kaufland antwortet, „Aufschläge wie zum Beispiel für eine gentechnikfreie Fütterung“ zu zahlen, stimmt das nicht für die gesamte Branche: Vielfach ist der GVO-Zuschlag inzwischen eingepreist und die Milcherzeuger bleiben auf den höheren Kosten sitzen.

Deshalb: Wenn der Handel Mehrwerte fordert, muss es verbindliche Garantien für Preisaufschläge geben. Sonst entpuppen sich die Ankündigungen wie so oft als Lippenbekenntnisse.