Pressestimmen zu Bauernprotesten

„Gegen den Markt funktioniert es nicht“

Corona, Lockdown und die Verhandlungen um ein Handelsabkommen mit Großbritannien bestimmen die Kommentarspalten. Die Debatte zum Discounthandel und zu fairen Erzeugerpreisen wurde kaum kommentiert – mit zwei Ausnahmen.

Die Debatte zum Discounthandel und zu fairen Erzeugerpreise für Landwirte wurde in die Medien kaum kommentiert.

Corona, Lockdown und auch die Verhandlungen um ein Handelsabkommen zwischen der EU und mit Großbritannien bestimmen die aktuellen Kommentarspalten. Über die Debatte um angemessene Erzeugerpreise für Landwirte wird zwar berichtet, das Thema wird aber in den Medien nicht weiter kommentiert. Doch es gibt zwei konträre Ausnahmen.

Bauern als „rabiate Spalter“

Auf der einen Seite kommentiert die „Lebensmittelzeitung“, das Branchenblatt des Lebensmittelhandels:

Es sei „rabiaten Bauern“ mit gezielten Aktionen gelungen, den Handel zu spalten. Die Bauern drückten zwar tatsächlich höhere Kosten. Hinzu komme das Gefühl, systemrelevant zu sein, aber vom Staat keine Hilfe zu bekommen.

„Doch die Forderung von ,Land schafft Verbindung‘ nach pauschal 30 % mehr Geld ist genauso Unsinn, wie die gebetsmühlenartig erneuerte Forderungen des Bundes deutscher Milchviehhalter nach mindestens 50 Cent für den Liter Milch. Dem einen Bauern reichen auch die nicht, der andere denkt bei solchen Preisen gleich an Expansion. Der Bauernverband und der Raiffeisenverband mühen sich deshalb seit Jahrzehnten konstruktiv in Brüssel und Berlin um Schutz und Geld für ihre Klientel. Dabei werden sie aber immer wieder von Radikalen und ihren Forderungen überrumpelt.“

Doch alle Versuche, den Bauern mit „politischen Preisen“ zu helfen, seien gescheitert: „Es führt immer nur zu neuen Verwerfungen. Was nutzt es einer Käserei, wenn Lidl oder Aldi auf Druck der Trecker-Blockaden den Preis für Trinkmilch anheben? Gegen den Markt funktioniert es nicht. Da darf der deutsche Handel keine leeren Versprechungen machen.“

Agrar-Kartelle als Lösung?

Auf der anderen Seite bewertet die „Tageszeitung“ aus Berlin die Lage so:

„Der Handel tut nur das, was sein Job ist: Er kauft Lebensmittel so billig wie möglich ein, damit er sie mit möglichst viel Gewinn verkaufen kann. Dass vom Endpreis heute weniger als vor 50 Jahren bei den Bauern ankommt, liegt nicht nur an der größeren Konzentration des Handels auf vier Konzerne. Der wichtigste Grund ist vielmehr, dass die Bauern dank Technik die Produktionskosten stark reduziert haben. Zudem produzieren sie viel mehr, als Deutschland verbraucht – weil sie auf den Export setzen, der aber immer wieder zusammenbricht. Da das Angebot die Nachfrage übersteigt, verfallen die Preise.“

Als Lösung schlägt das Blatt vor: „Die Bauern könnten sich zu Kartellen zusammenschließen, die die Produktionsmenge – falls nötig – senken. Im Gegensatz zu anderen Branchen dürfen sie das laut EU-Recht. Es stimmt, dass bisher auch eine Beteiligung etwa der Molkereien an solchen Branchenorganisationen vorgeschrieben ist, aber diese Gesetze ließen sich relativ leicht anpassen. Doch beim Bauernverband ist noch nicht einmal der Wille erkennbar zu solchen Kartellen. Das liegt auch daran, dass seine Funktionäre selbst in Aufsichtsräten von Molkereien sitzen, die die Einkaufspreise drücken. Die Landwirte könnten andere Funktionäre wählen und den eigenen Verband stärker unter Druck setzen, Kartelle zu fördern. Das wäre effizienter, als die Schuld auf andere zu schieben.“

Die Schwarz-Gruppe reicht Preiserhöhung direkt an Landwirte weiter. Westfleisch richtet dafür ein Extrakonto ein.

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Trecker-Sternfahrt nach Korbach

von Heinz Georg Waldeyer

Mit einer Trecker-Sternfahrt nach Korbach haben die Waldeck-Frankenberger Landwirte auf die bedrohliche Lage auf den Höfen aufmerksam gemacht.


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