Kinder, Küche, Kirche? Von wegen! Der Arbeitsalltag von Bäuerinnen war schon immer vielschichtig, die Übergänge zwischen Hof-, Haus- und Familienarbeit fließend. Männlich dominiert war und ist dagegen die Betriebsführung. Nur der Zweite Weltkrieg und seine Folgen durchbrachen das Muster.
Nach dem Krieg größerer Anteil
Weder davor noch danach hatten Betriebsleiterinnen ein so großes Gewicht wie in den 50er-Jahren. Ehemänner, Söhne und Knechte fehlten, so mussten die Frauen ran: Der Anteil der Betriebsleiterinnen stieg von 13 % (1939) auf 18 % (1949) und 20 % im Jahr 1953. Ging der Betrieb nach diesen Ausnahmejahren an die nächste Generation, griffen wieder alte Muster. So fiel der Anteil der Betriebsleiterinnen an allen Hofübernehmern auf aktuell rund 10 %.
Im Europäischen Vergleich bildet Deutschland damit mit etwa Dänemark (8 %) und den Niederlanden (5 %) das Schlusslicht. In Österreich und Italien werden rund ein Drittel der Betriebe von Frauen geführt, in Litauen und Lettland rund 45 %.
Bei den restlichen Arbeitskräften (AK) auf den Höfen ist der weibliche Anteil in Deutschland höher: 36 % aller AK, 33 % der Familien-AK, 32 % der ständigen AK und 45 % der Saisonkräften sind weiblich. Bei den Azubis sind es 18 %, bei den Studierenden sogar 50 %. Von den diesjährigen Fachschulabsolventen, die womöglich für eine Betriebsübernahme bereit stehen, sind nur 10 % weiblich.
Vor allem Stallarbeit
Wie es den „wenigen“ Betriebsleiterinnen ergeht, zeigt eine aktuelle Umfrage aus Bayern unter Frauen vom Hof. Dabei gaben 50 % der Frauen an, gemeinsam mit dem Partner den Betrieb zu leiten, 8 % allein. Trotzdem sind 76 % der Frauen allein für den Haushalt, 42 % allein für die Kinderbetreuung, 61 % einzig für den Garten zuständig. Somit übernimmt ein großer Teil der Betriebsleiterinnen neben dem Betrieb die Hauswirtschaft mit.
Hinsichtlich der Arbeit auf dem Betrieb, gaben 60 % der Frauen an, dass sie sich die Stallarbeit teilen, während bei 56 % allein der Partner für die Außenwirtschaft zuständig ist. Die Maschinenwartung ist bei 73 % reine Männer- und die Buchhaltung bei 37 % reine Frauensache. Ältere Studien zeigen ein ähnliches Bild. Tiefer einblicken in die Lebensumstände von Frauen auf dem Hof will eine noch laufende bundesweite Studie. Im Interview verrät uns Janna Luisa Pieper erste Details.
Studien und Zahlen zeigen die Richtung. Wir wollten wissen, wie es Betriebsleiterinnen in der Praxis wirklich geht. Daher sprachen wir sowohl mit zwei Expertinnen aus Beratung und Wissenschaft, als auch mit drei Hofübernehmerinnen in verschiedenen Lebensphasen.
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