Flutkatastrophe: Unbürokratische Hilfe für betroffene Höfe

Während die Flut bei vielen Menschen für Leid und Zerstörung gesorgt hat, weckt sie an vielen Stellen Solidarität. Der Bauernverband startet eine Spendenaktion.

Die Not der von der Flutkatastrophe betroffenen Menschen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hat zu viel Anteilnahme und Hilfsbereitschaft geführt. Auch die Landwirtschaft kämpft mit den Folgen der Überschwemmungen.

„Mit welchen Verlusten wir im landwirtschaftlichen Bereich des Rheinlands zu rechnen haben, kann man noch nicht abschätzen“, erklärt Bernhard Conzen, Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes (RLV). Nach wie vor ist die Lage unübersichtlich und Regionen unterschiedlich stark betroffen.

Unter den Landwirten herrscht nach RLV-Angaben eine riesige Solidarität, viele wollen ihren Berufskollegen helfen und drücken mit Futter- und Sachspenden ihre Betroffenheit aus. Zahlreiche Freiwillige machten sich zudem mit schwerem Gerät auf in die betroffenen Städte und Gemeinden und räumten Straßen und Häuser frei oder pumpten Keller leer.

Großes Mitgefühl und Solidarität aus Westfalen

Auch der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) steht seit vergangener Woche in engem Austausch mit den betroffenen Kreisverbänden sowie dem RLV, der seinerseits den Kontakt zu den Krisenstäben vor Ort hält. Nach wie vor gibt es keinen Überblick über das Ausmaß der Schäden in der Landwirtschaft.

„Die Bilder der jüngsten Hochwasserkatastrophe bestürzen uns sehr. Betroffen sind in Westfalen-Lippe vor allem die Gegend rund um Hagen und Teile des Sauerlands. Schlichtweg katastrophal aber ist die Lage im Südwesten. Unser Mitgefühl und unsere Solidarität gelten allen Menschen, die von der Flutkatastrophe betroffen sind, unser Dank allen, die schnell und unbürokratisch geholfen haben – darunter viele Bauern aus Westfalen-Lippe“, sagte WLV-Präsident Hubertus Beringmeier.

Der WLV empfiehlt all denjenigen, die mit Sachspenden helfen wollen, die Futtermittelbörse der Maschinenringe (www.portal.maschinenring.de) und die digitalen Anlaufstellen des RLV (RLV-App und hochwasser@rlv.de) zu nutzen.

„Uns haben bereits wahnsinnig viele Hilfsangebote erreicht, aus allen Teilen Deutschlands. Vielen Dank hierfür! Denn egal ob Futter, Stroh und Heu oder aber Reparaturen – auch in den nächsten Wochen wird Hilfe gefragt sein“, so Bernhard Conzen.

Der Deutsche Bauernverband (DBV) und die Landesbauernverbände bieten unter dem Dach der Schorlemer Stiftung des DBV einen Hilfsfonds, der Geldspenden für die Krisenregionen einsammelt und zweckgerichtet weiterleitet. Diese Konstruktion hatte sich bereits bei früheren Unwetterkatastrophen als Instrument bäuerlicher Selbsthilfe bewährt.

Spendenkonto der Schorlemer Stiftung des Deutschen Bauernverbands:
IBAN: DE 57 3806 0186 1700 3490 43 bei der Volksbank Köln-Bonn
BIC: GENODED1BRS
Stichwort: „Hochwasserhilfe Juli 2021“
Um eine Spendenquittung ausstellen zu können, bittet die Schorlemer Stiftung um die Angabe des vollständigen Namens und der Anschrift. Hier der komplette Spendenaufruf.

Unterstützung seitens des Bundes und der EU

Auch das Bundeslandwirtschaftsministerium legt gemeinsam mit der Landwirtschaftlichen Rentenbank ein Programm auf. Die Bank bietet ab sofort Darlehen zur Liquiditätssicherung für Unternehmen der Landwirtschaft, des Wein- und des Gartenbaus an, die Schäden durch Unwetter oder Hochwasser erlitten haben.

Die Förderdarlehen zur Liquiditätssicherung werden zu den besonders günstigen Konditionen der Rentenbank angeboten. Die Ratendarlehen haben eine Laufzeit von vier, sechs oder zehn Jahren und sind mit einem Tilgungsfreijahr ausgestattet.

In der für die betroffenen Betriebe teils sehr angespannten Liquiditätssituation bietet die Rentenbank zusätzlich Tilgungsaussetzungen für bestehende Förderdarlehen an. Die Tilgungsaussetzungen können für einen Zeitraum von einem halben Jahr bis zu zwei Jahren vorgenommen werden. Die Kreditanträge sowie die Anträge zur Tilgungsaussetzung sind an die jeweilige Hausbank zu richten. Weitere Informationen unter: www.rentenbank.de.

Die EU-Kommission sagte zu, entsprechende Anliegen der Mitgliedstaaten rasch zu bearbeiten. Neben nationalen Beihilfen stehen den Mitgliedstaaten für Hilfen für die Landwirtschaft unter anderem auch die Unterstützungsinstrumente in der Zweiten Säule der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik zur Verfügung. Diese erlaubten etwa die Förderung der Wiederherstellung von Produktionskapazitäten. Für den Wiederaufbau öffentlicher Infrastruktur könnten die Mitgliedstaaten auch den EU-Solidaritätsfonds in Anspruch nehmen.

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