Im vergangenen Jahr wurden täglich 19 ha land- und gartenbauliche Nutzfläche für andere Zwecke verbraucht. Im langjährigen Schnitt sank die zur Nahrungsmittelproduktion verfügbare Fläche pro Tag durchschnittlich um 17,5 ha. Dagegen wächst die mit Bäumen, Büschen, Hecken und Sträuchern bepflanzte Fläche.
Die Katasterfläche lässt sich in vier Kategorien unterteilen, die die gesamte Bodenfläche NRWs einteilen: Siedlungs-, Verkehrs-, Vegetations- und Gewässerfläche. 99% der Vegetationsfläche besteht aus Landwirtschafts-, Wald- und Gehölzflächen. Die Landwirtschaftsfläche, die sich zu 98% aus Acker- und Grünland zusammensetzt, nimmt mit etwa 1,6 Mio. ha etwa 47% der Bodenfläche NRWs ein.
Gehölze, Siedlung, Verkehr
Statistisch sind Laub-, Nadelhölzer sowie der Mischwald dem Wald zuzuordnen. Während die-ser 2019 täglich um etwa 4 ha abnahm, erhöhte sich die Gehölzfläche um 13 ha. Gehölze umfassen Naturräume, die mit einzelnen Bäumen, Hecken und Sträuchern bepflanzt sind. Im Wesentlichen zählen hierzu Aufforstungs- und Ausgleichsmaßnahmen, die in den vergangenen zehn Jahren in rasantem Tempo zunahmen.
Flächen für Siedlung und Verkehr beanspruchen etwas weniger als ein Viertel der Bodenfläche NRWs. Zur Erweiterung dieser Areale benötigte NRW im vergangenen Jahr täglich 8,2 ha, die jedoch bei Weitem nicht komplett betoniert bzw. asphaltiert wurden. Wohnungsbau-, Industrie- und Gewerbeflächen machten 61% der Flächenkategorie „Siedlung“ aus, deren Zunahme sich im Vergleich zu 2018 auf täglich 1,9 ha erhöhte. Deutlich stärker wirkte sich die tägliche Ausdehnung von Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen um fast 5 ha aus. Diese Gebiete nehmen 15% der Siedlungsfläche ein. Die noch verbleibenden Siedlungsflächen (Halde, Berg- und Tagebau sowie Flächen gemischter Nutzung) beanspruchten täglich annähernd 1 ha der Kulturlandschaft NRWs. Verkehrsflächen machten 7 % der Bodenfläche unseres Bundeslandes aus, die täglich mit 0,4 ha zum Flächenfraß beitrugen. Verkehrsflächen sind mit 89 % größtenteils Gebiete für Straßenverkehr und Wege, die zusammen im vergangenen Jahr jeden Tag 1,8 ha beanspruchten.
Verwunderlich ist, dass man im aktuellen Landesentwicklungsplan (LEP) vom Ziel Abstand nimmt, täglich „nur“ noch 5 ha zu versiegeln. Für die Landwirtschaft bleibt zu hoffen, dass mit der Klage des BUND beim Oberverwaltungsgericht wieder Bewegung in die Sache kommt. Möglicherweise gibt es Potenziale, leer stehenden, innerstädtischen Wohnraum zu sanieren und Industriebrachen systematisch zu erschließen. Aufforstungs- und Ausgleichsmaßnahmen gilt es zu prüfen, ob noch Einsparmöglichkeiten bestehen.
In 250 Jahren ist Schluss
Denn die Fläche ist endlich und nicht vermehrbar. Dividiert man die vorhandene Landwirtschaftsfläche durch den täglichen Flächenverlust, dürfte die Agrarfläche NRWs in etwa 250 Jahren verbraucht sein. Eine theoretische Betrachtung, die jedoch angesichts des besorgniserregenden Flächenfraßes nicht von der Hand zu weisen ist. Und was wäre dann? Nahrungsmittel würden importiert, deren Produktionsgrundlagen wie Tierwohl, Düngung usw. wir kaum noch beeinflussen könnten.
Flächenfraß in den Kreisen
Tendenziell weisen die Kreise mit größeren Grundflächen einen höheren täglichen Flächenverlust auf. Allerdings spielt auch die Bevölkerungsdichte eine Rolle.
Im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW ist in den Regierungsbezirken Düsseldorf und Köln ein hoher Flächenverbrauch vorhanden. Wenn man die Landwirtschaftsfläche durch den durchschnittlichen regionalen Flächenverbrauch der vergangenen zehn Jahre dividiert, so wäre die Landwirtschaftsfläche Düsseldorfs in 210 Jahren und die der Region Köln in 235 Jahren verschwunden. In Westfalen-Lippe stünde in den Bezirken Münster (270 Jahre), Detmold (280 Jahre) und Arnsberg (254 Jahre) noch für einen etwas längeren Zeitraum Nutzfläche zur Verfügung. Im Verlauf von drei Generationen wäre die Fläche in den Kreisen Unna (127 Jahre), im Märkischen Kreis (147 Jahre) und in Mettmann (149 Jahre) weg.
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