Fachschule für Agrarwirtschaft

Facharbeit: Von Paprika und Peanuts

Die Facharbeit bildet einen wichtigen Baustein für den Abschluss an der Fachschule. In ihr durchleuchten die Studierenden den elterlichen Betrieb, analysieren neue Standbeine oder wagen Experimente.

Erdnüsse in der Soester Börde – diesen Versuch hat die Familie Bussmann im Jahr 2022 auf 180 m² unternommen. Im Vergleich sind das keine Peanuts, denn die Gesamtfläche in der Bundesrepublik beläuft sich gerade mal auf 1250 m². Betriebsnachfolger Jannis Bussmann hat den Anbau in seiner Facharbeit an der Fachschule in Meschede ausgewertet. In Werl-Büderich bauen sie sonst Kartoffeln und Gemüse an – vor allem Kohlsorten, aber auch Radieschen, Möhren und Zwiebeln. Der überwiegende Teil der 2 ha liegt im Vogelschutzgebiet. Bald könnte dort der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln eingeschränkt sein. „Wir suchen eine Anbaualternative, die mit weniger Wasser klarkommt und kaum Chemie braucht“, sagt der 24-Jährige. Daher fiel die Wahl auf die Erdnuss – eine Hülsenfrucht, die eigentlich in trockeneren Weltgegenden gedeiht.

Doch beide Ziele verfehlte der Anbau im Damm. Die Erdnuss brauchte etwa so viel Wasser wie die Kartoffel und musste mit Fungiziden behandelt werden. „Das Saatgut ist auf unsere Standorte noch nicht angepasst. Wir suchen weiter nach einer Anbaualternative“, zieht Jannis ein Fazit. Er ist aber froh, sich damit in seiner Facharbeit befassen zu können.

Gemüseverkauf ab Hof

Die Facharbeit ist Teil des Abschlusszeugnisses der zweijährigen Fachschulzeit. Entweder klären die Studierenden mit ihr eine praxisnahe Fragestellung zum Pflanzenbau oder zur Tierhaltung oder sie analysieren den Hof zu Hause im Bereich Unternehmensführung.

Sophia Stöver hat auf dem elterlichen Ackerbaubetrieb bei Büren im Kreis Paderborn ein weiteres Standbein gegründet. Sie vermarktet direkt Sommergemüse wie Paprika, Tomaten und Gurken unter der Marke „Bürener Hofgemüse“. Unter Folien zieht sie das Gemüse und vertreibt es über ein Verkaufshäuschen am Straßenrand.

Dazu hat sie im Rahmen der Facharbeit einen Businessplan erstellt. Die 22-Jähirge hat Vertriebswege, Marketing und mögliche Kunden analysiert. Ihr Fazit: Wichtig ist eine direkte Kundenansprache über die sozialen Medien und ein Logo samt Name. Aber auch die Lage an einer viel befahrenen Straße ist ausschlaggebend für einen guten Absatz.

Ohne Facharbeit keine Prüfung
Im zweiten Fachschuljahr ist eine individuell ausgearbeitete Facharbeit zu erstellen. Sie muss in einem 30-minütigen Fachgespräch verteidigt werden. Der Umfang der Facharbeit umfasst maximal 40 Seiten ohne Anhang. Die Gesamtnote aus Gespräch und Facharbeit wird im Zeugnis ausgewiesen und ist zulassungsrelevant zur Abschlussprüfung des zweijährigen Bildungsganges „Fachschule für Agrarwirtschaft“.

Er führt zum Titel „Staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt“, der mit einem Bachelor Professional gleichgesetzt ist. Mit dem Abschluss sind die Absolventen befähigt, ein landwirtschaftliches Unternehmen zu führen oder im vor- und nachgelagerten Sektor zu arbeiten. Außerdem können die Absolventen an der Fachhochschule studieren.

Anbau an den Stall?

Falk Bödefeld aus Brilon-Madfeld hat durchgerechnet, ob ein Stallanbau für das Milchvieh des elterlichen Hofes Sinn ergibt. Zunächst hat er den Ist-Zustand analysiert. Sie halten 150 Milchkühe verteilt auf zwei Standorte. Die Tiere des einen Standorts melken sie mit einem Roboter, die anderen im Melkstand.

Um die Tiere alle an einem Standort mit dem Roboter zu melken, bräuchten sie einen Stallanbau. Dazu hat Falk eine Investitionsrechnung für eine Stallaufstockung auf 140 Milchkühe und auf 180 Milchkühe erstellt. Aktuell würden sich Baukosten pro Tierplatz auf etwa 8000 € belaufen. Sein Fazit lautet: „Die Investition lohnt sich zurzeit nicht. Die Baukosten lassen sich nur schwer kalkulieren. Außerdem sind die Zinsen zu hoch“, sagt der 22-Jährige. Er ist zufrieden, dass in seiner Facharbeit klargestellt zu haben.

Macht Biogasanlage Sinn?

Die Familie seines Mitschülers Jan Grünhaupt aus dem hessischen Diemelstadt-Helmighausen melkt 260 Milchkühe in einem 20 Swing-Over-Doppelmelkstand. Jan bewirtschaftet den Betrieb mit seinem Vater und zwei Angestellten. Meist schaffen sie es die Tiere in zwei Stunden zu melken.

Um die Arbeitsabläufe zu optimieren und den Festmist effizienter zu verwerten, hat er in seiner Facharbeit eine Wirtschaftlichkeitsrechnung zu einer Biogasanlage mit 75 kW Leistung erstellt. Der 24-Jährige hat dazu die Berechnungen von zwei Anbietern verglichen – vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) und einer privaten Firma. Es gab zum Teil deutliche Unterschiede in Bezug auf Investitions- und Wartungskosten. „Zurzeit kann mich keine der Berechnungen überzeugen. Die steigenden Zinsen und hohen Baukosten mit einer zu geringen Gewinnerwartung schrecken mich ab“, sagt er und ergänzt: „Trotzdem hat es sich gelohnt, sich mal so intensiv mit einem Thema auseinanderzusetzen.“

Jan Grünhaupt (oben links), Falk Bödefeld, Hendrik Walter, Sophie Stöver und Uta Issing sowie Matthias Klempt (unten links) und Jannis Bussmann haben ihre Facharbeit vorgestellt. (Bildquelle: Otte)

Risiko auf der Spur

Matthias Kempt aus Schwerte-Westhofen im Kreis Unna kommt von einem Nebenerwerbsbetrieb mit 65 ha und 50 Rindern in der Mast samt Direktvermarktung. Zu dem Hof hat der 22-Jährige eine Risikoanalyse mit einem Tool der Landwirtschaftlichen Rentenbank angefertigt. Dabei hat er sich sämtliche Versicherungsverträge, zum Beispiel gegen Hagel oder Feuer, angeschaut. „Manche Gebäudeversicherungen waren zu hoch, andere müssten wir je nach Betriebserfolg anpassen“, sagt er. Außerdem stellte er fest, dass die gemeinsame Beschaffung von Betriebsmitteln wie Dünger und Diesel mit anderen Landwirten die Kosten reduzieren könnte. Er kann es nur jedem empfehlen eine Risikoanalyse zu machen.

Verschiedene Szenarien

Hendrik Walter aus Ense-Höingen stammt von einem Betrieb mit 150 Sauen mit anschließender Ferkelaufzucht und Mast. Sie bewirtschaften drei Standorte. Er hat verschiedene Varianten für den Betrieb kalkuliert. Die Alternativen reichen von der Aufgabe der Schweine, über die reine Ferkelaufzucht und Mast bis zum Umbau des Deckzentrums und des Abferkelbereiches.

Sein Ziel ist es den Betrieb ­zukunftssicher aufzustellen. ­Daher möchte er das Deckzentrum nach den neuen Vorgaben vergrößern. Mit der Anpassung des ­Abferkelbereiches möchte er aber noch warten.
Dazu plant er ein Mastabteil auf dem Stammbetrieb zum Wartestall für die Sauen umzubauen, um Fahrtzeiten zu reduzieren. „Ganz klar bilden die ­Ergebnisse der Arbeit eine Entscheidungsgrundlage.“

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