Die Verkaufsabsichten lagen schon länger in der Luft. Jetzt ist es amtlich, dass die Erzeugergemeinschaft für Schlachtvieh im Raum Osnabrück eG (EGO) ihren 76 % umfassenden Anteil am Schlachthof in Georgsmarienhütte an die Steinmann Holding mit Sitz in Steinfeld verkauft hat. Wie die EGO mitteilte, ist dieser Beschluss bei der außerordentlichen Generalversammlung am 24. September 2020 mit überwiegender Mehrheit gefasst worden. Er greift rückwirkend zum 1. Januar 2020.
Die Erzeugergemeinschaft hatte den Schlachthof 1989 gegründet, um unter anderem das eigene Markenfleischprogramm Eichenhof voranzubringen. Die Kinnius- Fleischverarbeitung, die mit ihrer „Meister-Wurst“ immer für schwarze Zahlen im Abschluss gesorgt hat, bleibt weiterhin im EGO-Verbund.
Kaufabschluss nach langjähriger Zusammenarbeit
Steinemann entschloss sich zu Beginn dieses Jahres zum vollständigen Erwerb des Schlachthofes, nachdem die Geschäftsverbindung im Fleischbereich seit 2017 kontinuierlich ausgebaut wurde. Das Unternehmen Steinfeld liegt im Kreis Vechta betreibt dort einen Schlachthof für Rinder und Schweine betreibt. Das familiengeführte Unternehmen produziert neben SB-Fleischwaren unter anderem Wurst, Rohpökelprodukte und Rindfleisch.
Steinmann will durch den Schlachthofkauf die Produktionskapazitäten in der Fleischgewinnung ergänzen und ausbauen. Die Liefer- und Abnahmeverträge werden fortgeführt, um den Rohstoff für den Standort Georgsmarienhütte zu sichern. Auch das Markenfleischprogramm Eichenhof ist Bestandteil des Kaufvertrags, versicherte EGO-Geschäftsführer Rudolf Festag auf Nachfrage des Wochenblatts. Zuletzt hatte es, analog zum Rückgang des Metzgerhandwerks, nur noch einen Anteil von 20 %.
Rückzug aus der Schlachtung
Die EGO zieht sich mit dem Verkauf aus dem Risikobereich der Fleischwirtschaft zurück, nachdem der Schlachthof sich schon seit mehreren Jahren zum Sorgenkind der Erzeugergemeinschaft entwickelt hatte. Sie konzentriert sich zukünftig wieder auf die originären Aufgaben einer Erzeugergemeinschaft.
„Die Fleischwirtschaft steht vor fundamentalen Herausforderungen und einem Umbruch enormen Ausmaßes", resümiert die Vorstandsvorsitzende Anne Hillebrand. „Dies zwingt zu strategischen Schritten, um Kapitalrisiken der Landwirte zu begrenzen und Kräfte zu bündeln." Der Kaufvertrag wurde am 29. September in Osnabrück beurkundet und greift rückwirkend zum 1. Jan. 2020.
Die Belegschaft wird übernommen
Die Firma Steinemann investiert zunächst vorrangig in die datentechnische Anbindung an die Holding in Steinfeld. Gleichzeitig fließen Mittel in der Energiezentrale des Unternehmens und in die Produktions- und Gebäudetechnik. Wie am Standort in Steinfeld schon seit Jahren, sollen auch in Georgsmarienhütte alle Werksvertragsbeschäftigten in feste Anstellungsverhältnisse übernommen werden
Für die Mitarbeiter wie auch für die Landwirte ergeben sich zunächst keine entscheidenden Änderungen. Die bestehenden Arbeitsverhältnisse werden übernommen. Auch im kommenden Jahr sind Schlachtungen in einer Größenordnungvon ca. 700.000 Schweinen geplant, die auch weiterhin mehrheitlich aus den Mitgliedsbetrieben der Erzeugergemeinschaft stammen.