Landwirtschaft in der Gesellschaft

Die Zukunft-Bauer: Wie Landwirtschaft neue Wertschätzung findet

Kann die Landwirtschaft neue Wertschätzung in der Gesellschaft finden? Zumal jetzt, in der Corona-Pandemie? Eine neue Umfrage weckt Hoffnung. Sie verspricht keine schnelle Lösung, hat aber einen guten Vorschlag parat.

Jens Lönneker, Psychologe und Geschäftsführer des Unternehmens "Rheingold-Salon" in Köln, kommt in einer soeben abgeschlossenen Studie zu dem Ergebnis, dass die Corona-Krise für die Landwirtschaft eine Chance darstellt. Dabei werden Wahrheit und bisherige Wahrnehmung zwar nicht auf den Kopf gestellt, aber es kommt doch Bewegung auf.

Die Ausgangslage stellt sich nach Lönneker so dar, wie er bei der WLV-Vorstandssitzung vor wenigen Tagen erklärte: Die Landwirtschaft hat sich im Laufe der Zeit immer weiter von der Allgemeinheit entfernt und ist in deren Alltagswirklichkeit kaum präsent. Es fehlen Kontaktpunkte, und so leben beide Seiten wie Parallelwelten nebeneinander her. Die Bilder von der jeweils anderen Seite entsprechen nur selten der Realität.

Bauern und Verbraucher im Teufelskreis

Höchst problematisch ist dabei, dass sich Landwirte und Bevölkerung gegenseitig beschuldigen, überholte Bilder von der Landwirtschaft zu haben.

  • Bauern werfen den Verbrauchern Naivität vor, weil sie angeblich dem Ideal einer Bullerbü-Idylle nachhängen.
  • Verbraucher wiederum klagen die Bauern der Ausbeutung und Zerstörung der Natur an.

Weil die Konsumenten erwarten, dass die Landwirtschaft sich verändert, ohne dass es Nachteile für die Verbraucher gibt, die Bauern aber sich von den Verbrauchern zur „Ausbeutung“ getrieben sehen, schieben sie sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Letztlich glauben beide Seiten, im Recht zu sein, die richtige Sichtweise zu haben. In der Verantwortung stehen stets die anderen.

Auch mit der Vermittlung von ­wissenschaftlichen Erkenntnissen und Fakten lässt sich der Teufelskreis nicht durchbrechen. Schon häufig sind Verbraucher danach gefragt worden, ob und wie viel sie bereit wären, mehr für Lebensmittel auszugeben, wenn im Gegenzug die Produktion nach­haltiger und umweltfreundlicher würde. Die Rheingold-Studie belegt:

  • 15 % der Verbraucher sagen schlichtweg „nein“,
  • weitere 29 % der Befragten würden höchstens 5 % mehr ausgeben als bisher,
  • noch einmal 32 % wäre bereit, 10 % höhere Preise zu bezahlen.

Also drei Viertel der Konsumenten mit höchstens (!) 10 % Zuzahlungsbereitschaft. Das ist ernüchternd.

Um diesen unguten Kreislauf zu durchbrechen, müssen neue „Narrative“ gefunden werden, die verfestigte Bilder erweitern und eine Basis schaffen, die beide Seiten mitnimmt. Als Narrativ (lateinisch: narrare = erzählen) werden sinnstiftende...