Ein Blick in die Pressekommentare

Die Grünen und die Gentechnik: „Ein klares Jein“

Die Partei „Bündnis 90 / Die Grünen“ hat ein neues Grundsatzprogramm beschlossen. Sie gibt darin ihre bisher strikte Ablehnung der Gentechnik in der Landwirtschaft auf. Pressebeobachter nehmen ihnen das aber nicht ab.

Die Partei „Bündnis 90 / Die Grünen“ hat auf einem Bundesparteitag ein neues Grundsatzprogramm verabschiedet. Sie gibt darin ihre bisher strikte Ablehnung der Gentechnik in der Landwirtschaft auf. „Vor allem die Jüngeren positionieren sich mittlerweile klar gegen das Nein zur Gentechnik", heißt es dazu in der Neuen Zürcher Zeitung. "Sie sehen Chancen, etwa in der Forschung zu klimaresistenten Pflanzen. Das traf auf ordentlich Gegenrede. Letztlich musste sich der Parteivorstand in Richtung der Skeptiker bewegen, so dass nun im Programm steht: ,Nicht die Technologie, sondern ihre Chancen, Risiken und Folgen stehen im Zentrum.‘“

Realismus statt Tabus

Ist diese vage Parteitags-Formulierung tatsächlich eine Öffnung hin zur Wissenschaft? Die Schwäbische Zeitung aus Ravensburg erkennt in den Beschlüssen vom Wochenende eher „ein klares Jein zu Homöopathie und Gentechnik“ wie sie ihren Bericht überschrieben hat. Unter der ebenso doppelbödigen Überschrift „Die grüne Braut macht sich hübsch“ weist das Blatt im Kommentar auf folgendes hin: „Unbedingt wollen die Grünen nach der Bundestagswahl 2021 in eine Regierung. Dafür verabschiedet sich die Partei von fundamentalen Überzeugungen.“

Ähnlich sieht es die Badische Zeitung aus Freiburg: „Deutlich wie nie hat die Parteiführung ausgesprochen, dass die Grünen nicht nur im Bund regieren wollen, sondern das Kanzleramt im Blick haben. Mit neuem Grundsatzprogramm zielt die einst linke Partei auf die politische Mitte, wo Wahlen gewonnen werden. Sie bekennt sich zur Marktwirtschaft sozial-ökologischer Prägung, zu Wachstum, zur wehrhaften Demokratie, zur Nato. Selbst Gentechnik ist kein Tabu mehr. So viel grüner Realismus war nie.“

Die Berliner Zeitung urteilt: „Widersprüche zwischen Anspruch von Grundsatzprogramm und Realpolitik gibt es auch anderswo, aber nirgendwo klafft die Lücke so weit auseinander wie bei den Grünen, zu deren Markenzeichen eine gewisse moralische Selbstüberhöhung gehört. In den Ländern, in denen Schwarz-Grün regiert, fallen die Widersprüche der Partei ins Auge.“

Unverstandene Biologie

Die Ökopartei habe ihre Haltung zur Gentechnik in der Landwirtschaft nicht wirklich geändert, hebt auch die Süddeutsche Zeitung aus München hervor. Sie befasst sich sehr ausführlich mit den Grünen und ihrer Haltung zur Gentechnik und urteilt:

„Wenn die Grünen in ihrem Kompromiss zum neuen Grundsatzprogramm nun weiter auf Risikoforschung, Vorsorgeprinzip und strenge Regulierung bestehen, zeigt das eigentlich nur eins: dass die Partei nach wie vor weder die Biologie der Pflanzenzucht noch das Kernproblem der alten Gentechnik versteht.“ So sei die von den Grünen erhobene Forderung der Rückverfolgbarkeit „genauso sinnfrei ist wie die Forderung nach mehr Risikoforschung“. Weiter heißt es in der Süddeutschen Zeitung, :

„Man müsste die Rückverfolgbarkeit ebenso für jede alte Apfelsorte oder jeden Bioweizen fordern. Mehr helfen würde es, zu überlegen, wie man das Potenzial der neuen Zuchtmethoden für die eigenen guten Ziele nutzt und durch politische Gestaltung auch Kleinbauern und Ökolandwirten zugänglich macht. Es braucht auch Pflanzen, um Böden zu schonen, den Pestizidverbrauch zu minimieren, neue Diversität zu schaffen. Das ist es, was die Forschung will und möglich macht. Wissenschaftler können Nutzpflanzen mit den neuen Methoden binnen Monaten zurückgeben, was die Ertragsoptimierung ihnen genommen hat. Doch was hilft das, wenn diese Sorten nie auf den Acker kommen? Es ist deshalb begrüßenswert, dass die Grünen jetzt immerhin das Grundgesetz und die Freiheit der Forschung anerkennen. Aber das Beharren auf unsinnigen Forderungen wie Risikoforschung, Rückverfolgbarkeit und Regulierung zeigt, dass den Grünen zum Regieren etwas Entscheidendes fehlt: der Wille, Pionier zu sein.“

VLOG und Greenpeace haben mit der Open-Source-Methode das erste Verfahren zum Nachweis von CRISP/Cas entwickelt.

Mutagenese Urteil

EuGH bremst neues Gentechnik Verfahren

von Marit Schröder

Pflanzen, die mit moderner Mutagenese-Technik wie der Genschere CRISPR/Cas9 verändert werden, gelten rechtlich als gentechnisch verändert. Dies hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschieden.