Zukunftskommission Landwirtschaft

"Die Basis teilt die Begeisterung nicht"

In einem Offenen Brief stellen Agrarblogger kritische Fragen an vier landwirtschaftliche Organisationen der "Zukunftskommission Landwirtschaft". Der DBV signalisiert Gesprächsbereitschaft.

Die Agrarvertreter in der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) haben offenbar noch Erklärungsbedarf in den eigenen Reihen. „Die von Ihnen geäußerte Begeisterung wird von der Basis nicht geteilt“, schreiben in einem Offenen Brief die Agrarblogger Bernhard Barkmann, Nadine Henke, Susanne Günther und Dr. Willi Kremer-Schillings. Der Brief richtet sich an die Spitzen des Deutschen Bauernverbandes, des Deutschen Raiffeisenverbandes, der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft und von Land-schafft-Verbindung Deutschland. Das seien die Organisationen, die die größte Zahl der Landwirte vertreten, gerne könnten aber auch die Vertreter anderer Organisationen ihre Sicht der Dinge mitteilen, heißt es.

Den Agrarbloggern sei nicht klar, „wie die Bedenken und Ängste, die seit dem Herbst 2019 zu den Demonstrationen geführt haben, mit diesem Papier ausgeräumt werden sollen.“ Dies gelte auch vor dem Hintergrund, dass sämtliche Punkte des von den Landwirten kritisierten Agrarpakets mittlerweile gesetzlich verankert seien, ohne dass man wesentlich auf die Belange der demonstrierenden Landwirte eingegangen sei.

90 Mrd. € externe Kosten pro Jahr?

Irritiert zeigen sich die vier Autoren von der Aussage einer im Abschlussbericht erwähnten Studie, nach der die deutsche Landwirtschaft jährlich externe Kosten von 90 Mrd. € verursache. Unkonkret bleibe die Aussage, dass die Landwirtschaft für ihre gesellschaftlichen Leistungen honoriert werden solle. Es fehle ein glaubhafter Beleg, wie eine solche Finanzierung gesichert werden könne. Vor dem gleichen Problem stehe ja gerade die Borchert-Kommission.

„Der Tenor des gesamten Berichtes erweckt bei uns den Eindruck, als sei die Bereitstellung von Lebensmitteln zunehmend unwichtiger“, monieren die Agrarblogger. Bezahlte Tätigkeiten für Klima-, Natur- und Artenschutz bestimmten zunehmend die Agenda und sollten so zu einer „Transformation“ der Landwirtschaft führen. Das sei ziemlich genau das Gegenteil dessen, „worauf wir mit den Grünen Kreuze aufmerksam machen wollten und was uns nach wie vor Sorgen bereitet.“

Die Blogger wollen die Antworten der Verbände auf ihren Social-Media-Kanälen zu veröffentlichen. Sollten es bis Ende Juli keine Antwort geben, wollen sie auch das öffentlich machen.

DBV will reden

Doch scheinbar gibt es bereits erste Gesprächsangebote. Auf Wochenblatt-Nachfrage sagt Udo Hemmerling, stellvertretender Generalssekretär beim Deutschen Bauernverband: „Wir stehen bereits mit den Absendern des Briefes in Kontakt. Es wird in Kürze ein Gespräch mit einigen landwirtschaftlichen Vertretern der Zukunftskommission geben. Dabei werden wir diskutieren, wie ein realistischer und zugleich politisch mitgetragener Weg für eine nachhaltigere Landwirtschaft aussehen kann. Diese Diskussion ist mit dem Bericht der ZKL keineswegs abgeschlossen, sondern geht weiter.“


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