Die Landwirtschaft soll zurück in die Mitte der Gesellschaft. Zudem muss es mehr Wertschätzung für die Bauernfamilien und mehr Wertschöpfung auf den Betrieben geben. So lässt sich das Kernziel der Arbeitsgruppe „Zukunftsbauern“ zusammenfassen.
DBV und Landesbauernverbände
Sie besteht aus DBV-Vizepräsident Werner Schwarz sowie jeweils einer Landwirtin/einem Landwirt eines Landesbauernverbandes. Die Gruppe hat Ideen entwickelt, wie sich Landwirte und Verband in der Gesellschaft neu positionieren können. Auf dem Bauerntag in Lübeck Mitte Juni ist eine Diskussion dazu geplant.
Ein erstes Stimmungsbild holten sich WLV-Vizepräsident Henner Braach und WLV-Pressesprecher Hans-Heinrich Berghorn auf der Sitzung des Landesverbandsausschusses vergangene Woche ein. Dabei zeigte sich: Viele Landwirte finden den Ansatz richtig und wollen mitgehen, doch es ist auch eine Begleitung und Kommunikation nötig – gerade aufgrund der anspannten Finanzlage.
Die Entstehung im Schnelldurchlauf
Die Entstehung des „Zukunftsbauern“ im Schnelldurchlauf: Weil die Landwirtschaft in Deutschland seit Jahren unter Akzeptanzproblemen leidet, haben WLV und DBV mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Westfälische Landwirtschaft und der Stiftung des Landwirtschaftsverlages 2020 eine Studie beim Rheingold Salon in Auftrag gegeben.
Ergebnis: Landwirte und Nicht-Landwirte leben in Parallelwelten, sie haben überholte Bilder voneinander und spielen das „Schwarze-Peter-Spiel“. Die deutsche Bevölkerung weiß zwar, dass Bauern die Ernährung garantieren, zollen aber keine Wertschätzung dafür.
Hoffnung macht: Die Bevölkerung zeigt zunehmend mehr Verständnis für die Situation der Landwirte und erkennt die Aktivitäten rund um Tierwohl, Klimaschutz und Regionalität an.
Zudem: Es gibt die Chance zum Imagewandel – hin zum Zukunftsbauern. Die „Zukunftskommission Landwirtschaft“, die nach den Demos 2019 entstand und 2021 ihre Ergebnisse präsentiert hat, unterstreicht den Ansatz. Hier haben Landwirtschaft und kritische Gruppen aus Umwelt-, Natur- und Tierschutz einen Konsens erzielt.
Neues Selbstverständnis
Daraus ableitend plädiert die Arbeitsgruppe für einen Paradigmenwechsel. Die eigene Haltung der Landwirte müsse sich ändern. Die Arbeitsgruppe beschreibt es so:
Ein neues Selbstverständnis heißt auch, sich von der Opferrolle zu verabschieden, in der sich Landwirte sehen und dies auch nach außen tragen. Opfer können und wollen nicht gestalten.
Das Rollenverständnis sollte sowohl als Unternehmer als auch umfassender als gesellschaftliche Kraft sein, heißt: klarere Kundenorientierung, regionale Wirtschaftskreisläufe und Bereitschaft, bezahlter Dienstleister für den Natur- und Klimaschutz sein.
Die Bauernverbände auf Kreis-, Landes- und Bundesebene müssen sich wandeln. Der Verband darf nicht länger Instrument zur Blockade von Veränderungen sein, sondern soll Vordenker gesellschaftlicher Entwicklungen und Problemlöser für gesamtgesellschaftliche Anliegen sein.
Auf dem Bauerntag will die Arbeitsgruppe vorstellen, mit welchen Maßnahmen dieser Wandel gelingen soll.
Das Buch „Zukunfts-Bauer“
von Jens Lönneker, Marco Diefenbach und Lukas Struwe erscheint Mitte Juni.LV.Buch, 108 Seiten, 20 €; ISBN: 978-3-7843-5733-1
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