Klingeberg ist davon überzeugt, dass die Täter gezielt nach Unternehmen suchen, bei denen sie sicher davon ausgehen können, dass dort etwas zu holen ist. Dabei spielen Rechtsform, Größe oder Branche keine Rolle. Deshalb beschäftigt sich die Warengenossenschaft, bei der er arbeitet, seit Langem intensiv mit dem Thema. Dabei ist das Unternehmen auf unterschiedlichen Ebenen aktiv geworden:
- Die betriebseigenen IT-Spezialisten haben die Datenverarbeitung so strukturiert, dass ein Angriff für die Täter mit größerem Aufwand verbunden ist.
- Die IT-Strukturen müssen durch von einander getrennte Bereiche dafür sorgen, dass der möglicherweise entstehende Schaden, wenn sich ein Angriff nicht erfolgreich abwehren lässt, möglichst klein ist. Der dabei eventuell eintretende Schaden darf das Unternehmen keinesfalls in seiner Existenz gefährden.
- Außerdem hat die Raiffeisen Vital eine Versicherung abgeschlossen, um das finanzielle Risiko zu verringern. Vor dem Vertragsabschluss hat die Versicherung allerdings durch einen externen IT-Dienstleister überprüfen lassen, ob die technischen und strukturellen Abwehrmechanismen dem aktuellen Stand entsprechen und das Risiko für die Versicherung kalkulierbar ist. Dabei hat sich die Werler Warengenossenschaft als ein „versicherbares“ Unternehmen gezeigt. Erst dann wurde festgelegt, welche Risiken versichert werden sollen.
- Die Gremien lassen sich regelmäßig vom aktuellen Stand berichten, um sichergehen zu können, dass stetig alles getan wird, um einen Angriff abwehren zu können.
Angriff mit Kettenreaktion
Da die Raiffeisen Vital zwei Kraftfutterwerke betreibt, potenziert sich das Risiko eines Angriffs. Wenn die Täter drohen, die Werke lahmzulegen, indem sie beispielsweise deren Steuerung verschlüsseln, wäre unter Umständen die Futterversorgung der Tiere in den Ställen der Landwirte gefährdet.
Für Klingeberg ist klar, dass die Genossenschaft diese Horrorvision sicher ausschließen können muss, da sie gegenüber den Kunden die ständige Lieferbereitschaft garantiert. Ein Cyberangriff könnte in diesem speziellen Fall nicht nur schwere finanzielle Folgen für Futterlieferant wie Tierhalter haben, er kann auch schnell eine tierschutzrechtliche Dimension erreichen.
Immer auf dem Laufenden bleiben
Um die eigene Lieferfähigkeit zu sichern, ist die Genossenschaft aber auch im ständigen Austausch mit ihren Vorlieferanten, denn diese müssen ebenfalls permanent an dem Thema arbeiten. Klingeberg stellt nüchtern fest, dass die Abwehr von Cyberangriffen keine einmalige Sache ist. Sie erfordert ständige Anstrengungen, die auch Geld kosten. Selbst bei größten Sparzwängen erscheint es dem Prokuristen zu gefährlich, dort an der falschen Stelle zu sparen.
Da es nicht darum geht, sich vor den Angriffen von „Hobbykriminellen“ zu schützen, nutzt das Unternehmen auch immer wieder aktualisierte Abwehrtechniken und lässt sich von Experten der IT-Sicherheit beraten und schult ihre Mitarbeiter. Klingeberg ist aber trotzdem klar, dass es keine hundertprozentige Sicherheit geben kann. Die Anstrengungen müssen aber so intensiv sein, dass man sich im Fall des Falles selbst keine Vorwürfe machen muss. Die Tatsache, dass in der Landhandelsbranche zwei Fälle bekannt geworden sind, sorgt dafür, dass das Thema dauerhaft präsent ist.
Da braucht es auch nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, dass Kriminelle Cyberangriffe gegen landwirtschaftliche Betriebe starten. Klingeberg rät Landwirten zu größter Vorsicht und besonnenen Gegenmaßnahmen.
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