Offiziell ist zwar noch nichts entschieden, doch Landwirte befürchten schlimme Bodenschäden, falls Amprion eine Teilstrecke der 380-kV-Leitung tatsächlich als Erdkabel im geöffneten Graben verlegen will. Dagegen protestieren Grundeigentümer wie Georg Graf von Kerssenbrock. Er sagt: „Die Topografie und Bodenverhältnisse im Teutoburger Wald lassen eine Erdverkabelung nicht zu. Der Eingriff in Natur und Landschaft wäre unverantwortlich.“
Stadt fordert Erdkabel
Seit Jahren plant Amprion, eine 380-kV-Höchstspannungsleitung von Wehrendorf (Landkreis Osnabrück) bis Gütersloh zu bauen. Die 60 km lange Trasse soll vorwiegend im Korridor einer vorhandenen 220-kV-Leitung errichtet werden. Die 360-kV-Trasse soll unter anderem den Windstrom vom Norden in den Süden transportieren.
In Borgholzhausen erregt die Planung die Gemüter. Damit unter anderem Hausbesitzer in einem Neubaugebiet den Anblick der hohen Strommasten nicht ertragen müssen, hat die Stadt für dieses Teilstück, etwa 4,2 km, schon frühzeitig ein Erdkabel gefordert.
Deshalb plante Amprion, Löcher in den Untergrund zu bohren und die fast armdicken Kabel in Rohre einzuziehen. Dann aber zeigten Probebohrungen, dass das Gestein im Untergrund zu locker ist. Die Bohrlösung sei technisch nicht umsetzbar, teilte Amprion mit.
Landwirte: "Bodeneingriff ist unverantwortlich"
Nun möchte der Netzbetreiber das Erdkabel in offenen Gräben verlegen, wie in Raesfeld in einem Pilotprojekt bereits erprobt. Dabei werden gewaltige Erdmassen bewegt; die Gräben sind bis zu 2,50 m tief und 12 bis 15 m breit. Auf den landwirtschaftlichen Flächen dürfte die Arbeitsbreite bis 40 m betragen.
Dieser Bodeneingriff im karstigen Untergrund wäre unverantwortlich, sagen die Land- und Forstwirte. Doch das Stimmungsbild bei den Betroffenen ist nicht einheitlich, hat Verena Paul-Hambrink, Geschäftsführerin des WLV- Kreisverbandes Gütersloh, beobachtet. „Ja, unsere Mitglieder waren immer für die Bohrlösung.“
Jetzt aber gehe es um die Frage, wie der WLV reagieren solle, wenn die Bohrlösung ausscheide, so Paul- Hambrink. Sollte Amprion auf dem Teilstück nicht doch eine Freileitung bauen? Das wiederum lehnten die Bewohner im Neubaugebiet und Bürgermeister Dirk Speckmann vehement ab.
Soll der WLV verhandeln?
Der WLV-Kreisverband will die Landwirte in Borgholzhausen bald zu einem Treffen einladen, sagt Hubertus Schmitte, Leiter der WLV-Rechtsabteilung aus Münster. Das Planfeststellungsverfahren für die Trasse soll bis zum Jahresende eingeleitet werden. Mit den Landwirten will Schmitte auch darüber reden, ob es Sinn macht, dass der WLV mit Amprion über einen Gestattungs-Mustervertrag verhandelt. Ein bestmöglicher Bodenschutz beim Leitungsbau und einheitliche Entschädigungssätze wären das Ziel. Schmitte: „Sagen unsere Mitglieder nein, wird es keine Verhandlungen geben.“