Agrardialog im Bistum Münster

Bischof Genn: In Sorge um die Familienbetriebe

Bei der Abschlussveranstaltung zum Agrardialog im Bistum Münster wurden Leitbilder für dienachhaltige Landwirtschaft vorgestellt. Felix Genn warb für das Miteinander von Bauern und anderen gesellschaftlichen Gruppen.

Die persönliche Betroffenheit merkte man Felix Genn schnell an. Bei seinem Grußwort zur Abschlussveranstaltung des Agrardialogs im Bistum Münster brach der Bischof eine Lanze für die Landwirtschaft, aber auch für den konstruktiven und partnerschaftlichen Austausch, zum Beispiel zwischen Bauern und Natur- oder Umweltschützern. Genn, selbst Bauernkind, weiß um das gesellschaftliche Konfliktpotenzial, welches Ackerbau und Tierhaltung in sich bergen.

Bebauen und Bewahren

Am Dienstagabend wurden in der Landvolkshochschule Freckenhorst Vorschläge für Leitlinien für eine nachhaltige, die Schöpfung bewahrende Landwirtschaft vorgestellt. Sie sind Ergebnis vieler Dialogveranstaltungen, bei denen die Themen Pflanzenschutz, Biodiversität, Tierhaltung usw. im Mittelpunkt der Diskussion standen.

Bischof Genn erinnerte an den Start im Februar 2019: Es ging darum, wie wir in Zukunft unser tägliches Brot, unsere Nahrungsmittel herstellen wollen. Wer sie produzieren soll, wie wir dabei mit Gottes Schöpfung umgehen, wer für was Verantwortung übernimmt. Und es ging darum, was die rasanten Veränderungen in der Landwirtschaft mit den beteiligten Menschen machen, besonders mit den Bauernfamilien, die, so ist mein Eindruck, in der wachsenden Geschwindigkeit des Strukturwandels unter die Räder kommen.

Es gehe bei der Landwirtschaft immer um beides, Bebauen und Bewahren, mahnte der Theologe. Der Mensch darf die Natur nutzen, das ist richtig und wichtig. Er darf sie aber nicht ausnutzen, er muss verantwortlich damit umgehen.

Mit Blick auf den Dialogprozess erklärte Genn es sei eigentlich selbstverständlich, „dass wir miteinander reden“. Schließlich leben alle von dem, was auf dem Land wächst. Aber trotz Runder Tische und trotz vieler Kompromissvorschläge bleibt auch Unsicherheit. Felix Genn: „Ich habe die große Sorge, dass bei dieser Gemengelage die landwirtschaftlichen Familienbetriebe auf der Strecke bleiben. Auch die viel zitierte Solidarität des landwirtschaftlichen Berufsstandes scheint Geschichte zu sein, den Eindruck vermitteln zumindest die Medien.

Fast ein Rundumschlag

Die Leitbild-Vorschläge, die unter Federführung der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) und der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) im Bistum Münster erarbeitet wurden, beleuchten praktisch alle Aspekte der Landwirtschaft. Dabei geht es im Kern um das Gleichgewicht von Ökonomie, Ökologie und Sozialem, um nachhaltiges Wirtschaften, Tiere als Mitgeschöpfe, globale Verantwortung, aber auch um regionale Wirtschaftskreisläufe und Subsidiarität, Ernährungs- und Konsumethik.

Mehr zu diesem Thema und der Veranstaltung in Freckenhorst lesen Sie in der Wochenblatt-Ausgabe 35 vom 27. August.