Insgesamt 407 niederländische Schweinebetriebe wollen an dem im November 2019 aufgelegten Programm „Warme Sanierung“ teilnehmen. Es steht ein Etat von insgesamt 180 Mio. Euro (192 Mio. Fr.) für den Aufkauf von Produktionsrechten und für Ausgleichszahlungen für ausstiegswillige Schweinehalter bereit.
Nach aktuellen Zahlen des Haager Landwirtschaftsministeriums entfallen von den ausstiegswilligen Betrieben 176 auf die Schweinemast, 133 auf Vermehrungsbetriebe, 80 auf geschlossene Systeme und der Rest auf andere Betriebstypen.
Entfallen 10,5 % der Produktionsrechte?
Die aufgabewilligen Betriebe verfügen laut dem Agrarressort über insgesamt rund 910.650 Schweineproduktionsrechte. Ein Produktionsrecht entspricht beispielsweise einem Mastschwein oder 2,8 Ferkeln. Die Gesamtmenge der Produktionsrechte in den Niederlanden beläuft sich auf 8,7 Millionen. Wenn alle aufgabewilligen Betriebe tatsächlich die Produktion beenden würden, entspräche dies einem Anteil von 10,5%. Wie der Unternehmensberater Erik van der Hijden von der auf Schweinebetriebe spezialisierten Consulting FarmAdvies in Deurne gegenüber der niederländischen Fachzeitung „Boerderij“ erklärte, dürften durch das Sanierungsprogramm mehr Sauen- als Mastplätze verschwinden. In der Folge würde der niederländische Ferkelexport um voraussichtlich 15% sinken. Der Fachmann bezifferte die jährlichen Ferkelausfuhren auf rund 6 Millionen Stück. Die Universität Wageningen taxiert die betreffende Menge für 2018 dagegen auf 7,8 Millionen Tiere. Nach Einschätzung von van der Hijden dürfte auch der Angebotsdruck auf dem Markt für Schweinegülle nach Abschluss des Sanierungsprogramms abnehmen.
Entscheidung jetzt treffen
Von Schweinebetrieben aus den Niederlanden ist dagegen zu hören, dass zwar mehr Sauenbetriebe, aber nicht mehr Sauenplätze verschwinden werden. Die Betriebe müssen jetzt entscheiden, ob sie an dem Programm teilnehmen. Bei Annahme müssen binnen 14 Monate die Schweine weg und die Inneneinrichtungen ausgebaut sein.
Studie in Deutschland: Geld für Ausstieg?
Inwieweit ein politisches Förderprogramm zum Ausstieg aus der Schweinehaltung auch in Deutschland akzeptiert würde, erforscht die Christian-Albrechts-Universität (CAU) Kiel derzeit mit einer Online-Umfrage unter Landwirten. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob sich Schweinehalter in Deutschland eine Teilnahme an einem solchen Programm vorstellen könnten. Zudem gehe es darum, wie das Programm aussehen müsste, um erfolgreich zu sein. Die Befragung sei anonym und die Daten würden ausschließlich am CAU-Institut für Agrarökonomie ausgewertet.
Hier geht es zur Umfrage.
Mehr zum Thema: