Wochenblatt: Als Ausbildungsberaterin beraten und unterstützen Sie alle an der Ausbildung beteiligten Personen. Wie entwickeln sich in Ihrer Beratungsregion die Zahl der Ausbilderinnen und Ausbilder? Warum steigen manche aus?
Niederdalhoff: In den vergangenen drei Jahren haben sich etwa 40 Betriebe in meiner Beratungsregion als Ausbildungsbetriebe anerkennen lassen. Ausgeschieden sind dagegen wenige. Teilweise haben sich die Strukturen innerhalb der Betriebe geändert. So haben einige die Sauenhaltung eingestellt. Es gibt auch Betriebe, die sich von der Ausbildung verabschieden und lieber mit festen Mitarbeitern arbeiten, da die Aufgaben im Betrieb sich verändert haben oder die Zeit für die Ausbildung fehlt. Denn das sollte klar sein: Ein Auszubildender befindet sich wie der Name schon sagt in der Ausbildung und ist keine reine Arbeitskraft.
Was raten Sie Ausbilderinnen und Ausbildern, die dieses Jahr erstmals ausbilden? Über was sollten sie sich im Klaren sein?
Es macht Sinn, sich langsam aufeinander einzustellen und den Auszubildenden an die verschiedenen Aufgaben und Tätigkeiten heranzuführen. Die Auszubildenden bringen sehr unterschiedliche Kenntnisse und Fähigkeiten mit. Manche haben schon Erfahrungen in der Landwirtschaft gesammelt, für andere ist alles neu.
Wie gelingt der Start für beide Seiten?
Die Auszubildenden kommen Anfang August in einer arbeitsreichen Zeit auf die Betriebe, trotzdem oder gerade deshalb sollte genügend Aufmerksamkeit und auch Zeit für die „Neuen“ eingeplant werden. Dem Ausbildenden sind alle Abläufe auf dem Betrieb vertraut, für den Auszubildenden ist alles neu. Ich halte den regelmäßigen Austausch für ganz wichtig. Der Auszubildende darf sich jederzeit mit Fragen an die Ausbilderin oder den Ausbilder wenden. So kommt es nicht zu Missverständnissen.
Welche Herausforderung kommen zu Beginn auf den Auszubildenden zu?
Für den Auszubildenden beginnt ein völlig neuer Lebensabschnitt. Bisher war sie oder er Schüler. Das bringt Veränderungen mit sich. Körperlich stoßen viele Auszubildende erst mal an ihre Grenzen. Einige kennen es nicht, den ganzen Tag draußen an der frischen Luft und auf den Beinen zu sein. Wohnt der Auszubildende auf dem Betrieb, dann muss er sich in den Alltag einer neuen Familie einfinden. Dies beginnt schon mit den Mahlzeiten und den Abläufen im Ausbildungsbetrieb. Dann kommen oft Rückfragen an uns Beraterinnen und Berater über die tägliche Arbeitszeit, Dienst am Wochenende, Überstundenregelungen und vieles mehr.
Wann sollten beide Seiten in der Lehre ausführlich über den Stand der Ausbildung reden?
Es ist ganz wichtig, regelmäßig über die Ausbildung zu sprechen. Hilfestellung gibt da der Ausbildungsplan, in dem die Inhalte der Berufsausbildung aufgeführt sind. Am besten vereinbaren beide Seiten einen festen Termin, bei dem jeder seine Anliegen vorbringen kann, damit Probleme zeitnah geklärt werden können. Das kann wöchentlich oder 14-tägig sein. Gerade in der Probezeit sollte man das berücksichtigen und spätestens zum Ende der Probezeit ein ausführliches Gespräch führen.
Welche Rolle spielen die Eltern in der Ausbildung?
Die Rolle der Eltern ist bei minderjährigen Auszubildenden eine andere als bei volljährigen. Die Eltern sehe ich als Begleiter der jungen Menschen. Sie sollten ein Gespür entwickeln, wann sie gefragt sind und was der Auszubildende selbst regeln kann. Vielfach erlebe ich, dass Eltern Dinge anders bewerten als der Auszubildende. Auch die Eltern müssen lernen, dass nun ein neuer Abschnitt beginnt und die jungen Menschen selbstständiger werden dürfen und sollen.
Falls Azubi und Ausbildender unüberwindbare Probleme haben, wie geht man einen möglichen Betriebswechsel an?
An erster Stelle sollten auch hier wieder die beiden Parteien miteinander reden. Lassen sich die Punkte nicht regeln oder lässt sich eine Zusammenarbeit nicht fortführen, muss der Ausbildungsvertrag gelöst werden. Dies ist innerhalb der Probezeit schriftlich ohne Angabe von Gründen möglich, nach der Probezeit nur aus triftigen Gründen. Hierzu gibt es ein Formular zur Auflösung des Ausbildungsvertrages. Dieses sollte unverzüglich zur Landwirtschaftskammer gesendet werden.
Wie finden Interessierte an einer landwirtschaftlichen Ausbildung für dieses Ausbildungsjahr noch einen Ausbildungsplatz?
Auf der Homepage der Landwirtschaftskammer sind die anerkannten Betriebe, die einer Veröffentlichung im Internet zugestimmt haben, mit ihrem Angebot aufgelistet. Diese Internetseite wird von uns auf einem aktuellen Stand gehalten. Zusätzliche Informationen lassen sich bei den Beraterinnen und Beratern vor Ort erfragen.
Wochenblatt-Azubi-Aktion
Du bist Azubi oder besuchst die Fachschule? Dann sichere dir jetzt für nur 35€ im Jahr das Wochenblatt und bleib immer auf dem Laufenden über das, was in der Landwirtschaft und auf dem Land in Westfalen-Lippe passiert. Hier geht´s zum Abo.
Ähnliche Beiträge