Wochenblatt: Aldi wollte offenbar die Einkaufspreise für Butter bei den Molkereien für Januar um bis zu 60 Cent/kg drücken. Entspricht diese Preisforderung der Marktlage oder spielt der Handel seine Macht aus?
Heuser: Der alte Dezember-Preis der Molkereien mit dem Lebensmittelhandel war 3,80 €/kg Butter netto. Die Notierung für Blockbutter in den Niederlanden ging zum letzten Termin am 30. Dezember 2020 auf 3,25 €/kg zurück. Die Differenz beträgt 55 Cent/kg.
Wochenblatt: Kurz vor dem Jahreswechsel endeten die Proteste, weil Aldi eine „jahreszeitlich übliche Butterpreissenkung“ zugesagt hat. Was heißt das?
Heuser: Es fand eine Mediation mit Unterstützung der angerückten Polizei statt. Die Butterpreissenkung ab Rampe Molkerei findet statt, allerdings etwas abgeschwächt, also weniger als die 60 Cent/kg. Wenn der Handel jetzt an der Theke seine Preise für die Verbraucher nicht ändern sollte, haben die Proteste lediglich die Gewinnspanne des Handels verbessert.
Wochenblatt: Die Butterkontrakte gelten meist ein oder zwei Monate. Wie geht das Spiel weiter?
Heuser: In den nächsten acht Wochen gibt es Gesprächsrunden mit Bauernverbänden, Politik, Verarbeitern und dem Handel. Die neuen UTP-Regeln zu Handelspraktiken treten im Frühjahr in Kraft und gleichzeitig werden die Real-Standorte unter anderen Wettbewerbern aufgeteilt, mit Zustimmung des Kartellamtes. Ich glaube nicht, dass sich Grundsätzliches verändern wird.
Wochenblatt: Aldi hat zudem zugesichert, konventionelle und Bio-Frischmilch künftig nur noch aus heimischer deutscher Landwirtschaft zu beziehen und sich zugleich für langfristige Verträge einsetzen, um deutschen Landwirten eine bessere Planungssicherheit zu geben. Wie beurteilen Sie das?
Heuser: Ich bin ein Freund des Binnenmarktes. Wenn nun ein Händler verlangt: Deutsche Milch in deutsche Tüten, werden wir das tun. Dazu muss dann in Zukunft eben die eingehende Milch noch mehr sortiert werden, was eine logistische Herausforderung ist und Geld kostet.
Wochenblatt: Was muss sich aus Sicht des MIV ändern, um die Situation der Erzeuger vor allem mit Blick auf den Lebensmittelhandel nachhaltig zu verbessern?
Heuser: Wir müssen den Absatz in Deutschland und im Ausland schützen und ausbauen. Wir müssen zusammen mit den Milcherzeugern Antworten auf die kritischen Fragen der Gesellschaft geben, ob uns das passt oder nicht. Wenn die Gesellschaft noch höhere Ansprüche an unsere Produkte stellt, muss der Kunde das zahlen. Am Ende zählt der Markt: Angebot und Nachfrage regeln den Preis, wer sonst?
Mehr zum Thema: