Ein wirklich geringer Besatz mit Ackerfuchsschwanz kostet zwar nicht sofort Ertrag, doch er sollte als Alarmzeichen ernst genommen werden und auf der betroffenen Fläche zu konsequenten Gegenmaßnahmen führen.
Bindet viel Aufmerksamkeit
„Es ist unfassbar, wie viel Zeit und Geld Landwirte aufbringen müssen, um den Ackerfuchsschwanz wenigstens einigermaßen in den Griff zu bekommen. Wie viele Stunden Berater, Forscher, Entwickler der Industrie sich mit diesem Schadgras herumschlagen?“, brachte es ein Besucher des Versuchszentrums der Bayer Crop Science in Anröchte-Berge, Kreis Soest, auf den Punkt. „Doch ein Nachlassen bestraft er gnadenlos.“
Auf den dortigen Parzellen wird seit jetzt zehn Jahren nach Wegen gesucht, um dem Schadgras beizukommen. Doch die anwesenden Berater waren sich im Prinzip einig, dass sie noch zu wenig über die maßgeblichen Eigenschaften des Ackerfuchsschwanzes wissen.
Pflanzenbauliche Lösungen
Aber eines wurde bei den fachlichen Diskussionen auch klar: Die Landwirte sollten konsequent alle bekannten ackerbaulichen und pflanzenbaulichen Rezepte nutzen, um dem lästigen Schadgras das Leben so schwer wie eben möglich zu machen.
Die stetigen genauen Bonituren auf dem Standort haben erneut belegt, dass die Bestandsentwicklung des Ackerfuchsschwanzes über längere Zeiträume kaum erkennbar verläuft. „Da war nichts. Wir haben nichts gesehen“, bestätigten auch Berater aus anderen Bundesländern. Doch innerhalb von zwei Jahren kann sich die Population eines Schlages zu einer Katastrophe auswachsen. Doch es gibt bewährte, wirksame Gegenmaßnahmen:
- Späte Saattermine haben sich seit Jahren als effektiv bewährt. So kann eine bewusst späte Weizensaat erst Ende Oktober den Ackerfuchsschwanzauflauf fast so stark reduzieren wie einige Herbizidmaßnahmen. Damit es keine Missverständnisse gibt: Die späte Saat kann ein Herbizid nicht ersetzen, aber mit beiden Maßnahmen zusammen kommen Landwirte dem Ziel schon entschieden näher.
- Ein weiterer Punkt ist die Fruchtfolge. In Anröchte haben die Versuchsansteller über mehrere Rotationen bewusst einfache Fruchtfolgen genutzt. Dabei hat sich herausgestellt, dass ein Maximaleinsatz von Herbiziden die Fuchsschwanzpopulation zwar gut begrenzen kann, eine Dauerlösung ist das aber nicht. Wenn dann beispielsweise Bestände nicht optimal geführt werden, in den Versuchen zum Teil gezielt provoziert, kann sich die Population des Schadgrases innerhalb eines Jahres explosionsartig vergrößern. Das ist an dem Standort tatsächlich passiert, sodass sich die Versuchsansteller gezwungen sahen, die Bestände vor der Samenreife des Fuchsschwanzes zu häckseln und abzufahren, um so einen weiteren Aufbau des Samenvorrates im Boden zu verhindern. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass der weitere Einbau von Sommerungen in die Fruchtfolge die Wirksamkeit der herbiziden Maßnahmen kräftig unterstützt. So lassen sich auch verschiedene Wirkstoffgruppen innerhalb einer Fruchtfolge nutzen, was das Resistenzrisiko spürbar reduziert.
- Außerdem wird versucht, mit einer höheren Intensität der Bodenbearbeitung vorbeugend das Samenpotenzial im Boden zu reduzieren.
- Auf Sanierungsflächen ist es unter Umständen hilfreich, mit dem Verfahren Scheinsaat zu arbeiten. Dabei wird ein möglichst großer Teil des ober-flächennahen Samenpotenzials durch ein optimales Saatbett zum Auflaufen angeregt. Nach 14 Tagen erfolgt das Abspritzen mit Glyphosat. Kurze Zeit später wird das Saatgut in den Boden eingeschlitzt. Dabei sollte der Bodeneingriff möglichst gering sein, damit nicht neuer Fuchsschwanz zum Keimen angeregt wird. Einschränkend stellten die Experten aber fest, dass die Scheinsaat nach späten Kulturen wie Körnermais oft nicht die erwarteten Erfolge bringt, da der zur Verfügung stehende Zeitraum für das Auflaufen des Fuchsschwanzes zu kurz ist. Den Anwesenden ist auch klar, dass die Anwendung von Glyphosat demnächst vielleicht nicht mehr erlaubt sein wird. Dann stünde das häufig effektive Verfahren Scheinsaat aber nicht mehr zur Verfügung.
- Auf hochgradig mit Fuchsschwanz verseuchten Flächen ist ein Sanieren fast nur mit dem Anbau von Kleegras möglich. Dabei müssen Landwirte unbedingt verhindern, dass das Weidelgras in die generative Phase kommt. Wenn das passiert und das Weidelgras aussamt, entsteht schnell ein unkontrolliertes weiteres Samenpotenzial. In dem Fall werden die pflanzenbaulichen Probleme entschieden größer, als sie sowieso schon waren. Dr. Harry Streck, Scientific Director Weed Resistance bei Bayer, berichtete von Weidelgrasvorkommen in Australien, die gegen elf verschiedene Wirkstoffe resistent sind. Das Risiko ist also wirklich hoch.
Was lässt sich noch machen?
Für Dr. Streck lautet die entscheidende Frage: Wie viel Samen kommt zurück auf den Boden? Daran schließt sich die Frage an, wie gut die Maßnahmen des integrierten Pflanzenbaus ineinandergreifen und so auch die Wirksamkeit der Herbizide auf einem hohen Niveau halten.
Beim Besichtigen der Parzellen waren sich die Besucher nicht immer einig, doch eine These haben alle Berater bestätigt: Nur der Landwirt, der Bewirtschafter, kann das Samenpotenzial des Ackerfuchsschwanzes auf seinen Flächen verringern. Dabei sind nicht alle möglichen Maßnahmen gleich effektiv, manchmal sind teilflächenspezifische Lösungen zielführend. Sie sind zwar teuer, in der Vollkostenrechnung zeigt sich aber häufig der Erfolg.
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