Die Nutzung digitaler Techniken in der Landwirtschaft kann die Flächenbewirtschaftung effizienter machen und gleichzeitig helfen, Ressourcen und Umwelt zu schonen. Das sogenannte Smart Farming bietet große Chancen. Die technischen Möglichkeiten werden bislang aber bestenfalls in Teilen genutzt.
Projekt-Startschuss
Das soll anders werden und die moderne Technik möglichst breit in die Praxis Einzug halten. In Ostwestfalen-Lippe ist dazu jetzt das Projekt „Mobile SmartFarmOWL“ gestartet. Dabei sollen interessierte Praxisbetriebe aus der Region mit Unterstützung unter anderem durch die Landwirtschaftskammer (LWK) NRW und die Technische Hochschule (TH) Ostwestfalen-Lippe Erfahrungen mit der digitalen Technik im Ackerbau sammeln. Von den Erkenntnissen der zunächst bis zu 50 Pilotbetriebe kann dann später die Allgemeinheit profitieren, so der Ansatz. Deshalb wird das Projekt auch durch die Europäische Union und das Land Nordrhein-Westfalen mit insgesamt 1,2 Mio. € gefördert.
Bei der Smart-Farm-Vorstellung am vergangenen Freitag fand NRW-Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Essen vor allem den Ansatz des „mobilen Versuchsgutes“ spannend. Schließlich kommt das OWL-Vorhaben ohne klassischen, kostenträchtigen Versuchsbetrieb aus.
Die Erfahrungen und Erkenntnisse werden in den beteiligten Praxisbetrieben gewonnen. Diese erhalten im Gegenzug breite Unterstützung, wie Prof. Dr. Burkhard Wrenger von der TH in Höxter erklärte. Das beinhaltet gezielte Schulungen, aber auch eine begleitende Beratung durch die Landwirtschaftskammer, ergänzte der Leiter der LWK-Kreisstelle Höxter-Lippe-Paderborn, Stefan Berens.
Betriebe werden unterstützt
Außerdem wird den teilnehmenden Betrieben das notwendige technische Equipment wie beispielsweise ein Starterpaket mit Geodatenmaterial in hoher Auflösung zur Verfügung gestellt. Auch ein mobiles Labor ist im Aufbau, mit dem die Flächen kartiert werden. Ziel sind teilflächenspezifische Erkenntnisse über Bodenbeschaffenheit, Nährstoffgehalte und andere wichtige Parameter.
Damit soll es später möglich werden, pflanzenbauliche Entscheidungen in Echtzeit auf der Basis der digital bereit gestellten Daten zu treffen – beispielsweise eine Anpassung der Düngermenge an die aktuelle Bestandesentwicklung auf einem Teilschlag. Die Landwirte erhalten damit wertvolle Unterstützung bei der täglichen Arbeit.
Allerdings muss das Ganze auch bezahlbar sein, damit möglichst viele, und nicht nur die großen Betriebe mitmachen, gab Thinus Glitz von Gut Rothehaus bei Bad Driburg zu bedenken. Im Kreis Höxter beispielsweise finde man andere Strukturen vor als in Ostdeutschland.
Das aber wollen die Projektpartner des Mobile SmartFarmOWL berücksichtigen. Es geht darum, die digitale Technik so zu steuern, dass sie für die heimischen Familienbetriebe einfach anzuwenden und betriebswirtschaftlich sinnvoll zu nutzen ist, erklärte LWK-Direktor Dr. Martin Berges.