Der Wonnemonat Mai zeigt sich in diesem Jahr in Nordrhein-Westfalen abwechslungsreich und eher untypisch – zumindest auf den ersten Blick. Allein am Muttertag hatte Petrus ein Einsehen und brachte eine kurze sommerliche Episode. Sonst dominierte in diesem Monat bisher unbeständiges und unterkühltes Wetter, sodass der Eindruck entsteht, der April ist in die Verlängerung gegangen. Ursache ist eine derzeit recht stabile Wetterkonstellation, die unter anderem von tiefem Luftdruck über dem Nordatlantik geprägt ist. Dadurch gelangt mit westlicher Strömung feuchte Meeresluft nach NRW. Solche Wetterlagen sind im Mai keine Seltenheit. Auch wenn der Mai gerne als „Wonnemonat“ betitelt wird, ist er – meteorologisch betrachtet – ein Monat der Extreme und hat große Schwankungsbreiten zu bieten. Beispielsweise schien die Sonne im Mai 1984 im Mittel über Nordrhein-Westfalen gerade mal 95 Stunden, während das Jahr 1989 mit 312 Stunden in die Annalen einging. Die Temperaturen und Niederschläge weisen ähnlich hohe Spannbreiten auf. Grundsätzlich gehört der Mai eher zu den regenreichen Monaten, denn zum einen sind die Temperaturen und damit auch der Wasserdampfgehalt der Luft schon fast auf (hohem) sommerlichem Niveau, zum anderen beginnt bereits die Gewittersaison mit örtlichem Starkregen. Bei der Betrachtung der vergangenen zehn Jahre fällt jedoch eine Häufung sehr trockener Mai-Monate auf: In acht von zehn Jahren lagen die monatlichen Niederschlagssummen teils deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Gleichzeitig war in den vergangenen Jahrzehnten ein zu kühler Mai eher die Ausnahme (siehe Grafik). Die diesjährige Maiwitterung ist also nur ungewöhnlich im Vergleich zur jüngeren Vergangenheit, nicht aber bei der Betrachtung längerer Zeiträume. Nichtsdestotrotz ist der diesjährige Mai auf dem besten Wege, unterkühlt auszufallen. Ob er auch zu nass wird, bleibt abzuwarten. In alten Bauernregeln wird ein feuchtkühler Mai überwiegend positiv bewertet: „Trockener Mai – Wehgeschrei, feuchter Mai bringt Glück herbei“ oder auch „Ist der Mai kühl und nass, füllt’s dem Bauern Scheun’ und Fass.“