Nur das Spritzen von Herbiziden reicht nicht aus, um Unkraut oder Ungras aus Wintergetreide fernzuhalten. Zusätzlich zum richtig abgepassten Anwendungs-Zeitpunkt kommt es ebenso auf eine sichere Saatstärke, eine gute Bestandesentwicklung und eine möglichst abwechslungsreiche Gestaltung der Fruchtfolge an.
Ungrasbekämpfung im Herbst
Im Herbst geht es in erster Linie um die Ungrasbekämpfung. Diese basiert im Wesentlichen auf dem Wirkstoff Flufenacet. In der vergangenen Saison waren die Wirkungsgrade der Flufenacetprodukte insgesamt gut. Dabei sah es lange Zeit nicht danach aus. Denn das Absterben der Ungräser erstreckte sich über einen langen Zeitraum – bis zum Beginn des neuen Jahres. Dabei ist die gute Wirkung neben dem feuchten Winter auch auf die außergewöhnlich intensive Sommergare des Jahres 2019 zurückzuführen. Diese war aber nicht nur von Vorteil. Durch den Zerfall des Bodens in kleinste Strukturen war die Wasseradsorption enorm. Besonders deutlich wurde dies bei gepflügten oder tief gelockerten Böden. So fehlte es im Oberboden an Regenwurmgängen, um einen Teil des Regenwassers zügig in den Unterboden abzuleiten. Bodengare in Kombination mit Bodenbearbeitung ergaben oft einen Zustand, der an die Verhältnisse nach dem Roden von Kartoffeln erinnert: Schluff- und tonreiche Böden trockneten oftmals nicht mehr ausreichend ab. Entsprechend häufig kam es bei der Saat zu Bodenverdichtungen. Hier lief das Getreide schlecht auf und konnte den Fahrspurnachteil bis zur Ernte nicht wieder ausgleichen.
Erschwerend kam hinzu, dass die Bodenherbizide in der Puderzuckerstruktur besonders wirksam waren. So gut, dass oftmals auch die Kulturpflanzen stark und lange darunter zu leiden hatten. Besonders stark trifft es dann immer den Roggen. Zum einen ist er besonders empfindlich gegenüber dem Wirkstoff Flufenacet, zum anderen wird er teils noch so gesät, „dass er den Himmel sehen kann“. Viele dieser Faktoren sind nicht zu beeinflussen. Aber: Das Schadrisiko lässt sich deutlich reduzieren, wenn es gelingt, die neue Saat durch eine ausreichende Bodenauflage zu schützen, ohne sie dabei zu vergraben.
Je nach Bodenart sollte die Bodenauflage ausgangs Winter 2 bis 3 cm betragen. Bei abgesetzten Lössböden oder in Systemen mit langjähriger Direktsaat entspricht das fast der Saattiefe. Liegen die Böden grob, muss 1 bis 2 cm tiefer gedrillt werden. Auf wechselnden Böden gilt es, einen Kompromiss zwischen zu flacher Ablage an den tonigen und einer zu tiefen Ablage an den Sandstellen zu finden.
Auch in diesem Jahr fallen die Böden bei der Bodenbearbeitung sehr fein. Also, nicht zu viel ackern. Muss tief gelockert werden, ist es sicherer, dies erst kurz vor der Saat zu tun. Um zu lockern, ohne zu wühlen, haben sich Paragrubber bewährt.
Was ist neu?
Für den Herbizideinsatz im Herbst haben sich folgende Neuerungen bzw. Änderungen ergeben:
- Änderung der HRAC-Klassen: Die Einteilung der Wirkstoffe nach Wirkmechanismen wurde überarbeitet. So hat etwa der Wirkstoff Prosulfocarb seine Alleinstellung verloren und gehört nun, wie auch Flufenacet, zu den Mitosehemmern. Zudem wurde die Art der Kennzeichnung geändert. Anstelle von Buchstaben gibt es nun Zahlen. So gehören die ALS-Hemmer wie etwa Pointer SX nun zur HRAC-Klasse 2 anstelle von Klasse B. Die alte wie neue Nomenklatur findet sich in den Übersichten.
- Veränderungen bei Produkten:
> Agolin Forte- und Cadou Pro Pack: Die Packs sind nicht ganz neu, sind aber im vergangenen Jahr kaum bekannt geworden. Es sind die Nachfolgeprodukte für Bacara forte und Cadou forte Pack. Der Agolin Forte Pack mit 1,5 l/ha Agolin und 0,24 l/ha Cadou SC ist für Windhalm-, der Cadou forte Pack mit 1,5 l/ha Agolin + 0,5 l/ha Cadou SC für Fuchsschwanzstandorte konzipiert. Agolin enthält die Wirkstoffe Diflufenican und Pendimethalin. Es ist nur für den Nachauflauf zugelassen. Auf Ackerfuchsschwanzstandorten ist der optimale Anwendungstermin der Vorauflauf. Auf Windhalmstandorten ist auch im frühen Nachauflauf noch eine sichere Bekämpfung möglich. Hier kann der Agolin Forte Pack, vergleichbar zu 0,35 l/ha Herold SC, eingesetzt werden.
>Mit Sunfire und Vulcanus stehen weitere Solo-Flufenacetprodukte zur Verfügung. Nach Kammer-Ergebnissen lassen sie sich vergleichbar zu Cadou SC einsetzen.
> Trinity hat eine Zulassungserweiterung für den Einsatz im Vorauflauf bekommen. Dies erleichtert den praktischen Einsatz.
> Carpatus, vergleichbar mit Herold SC, hatte bislang einen einzuhaltenden Mindestabstand zum Gewässer von 15 m. Dieser kann nun auf 5 m reduziert werden, wenn Carpatus mit halber Aufwandmenge (0,3 l/ha) im Vorauflauf eingesetzt wird.
> Broadcast Duo ist ein Pack aus Broadcast und Pointer WG. Broadcast entspricht dem Carpatus. Auf Fuchsschwanzstandorten passen die Einsatztermine der Mittel nicht überein. Also: Am besten an anderer Stelle, zum Beispiel im Frühjahr, eine Verwendung für Pointer WG haben.
- Es gibt folgende neue Packs:
> Franzi Pack (Franzi + Carmina 640). Die Kombination lässt biologisch wenig Wünsche offen, ist aber nur auf undränierten Flächen und nur in Wintergerste und -weizen einsetzbar.
> Herold SC Boxer Pack. Über Boxer soll die Wirkung von Herold gegen Fuchsschwanz verbessert werden. Die Zusatzleistung liegt aber zumeist nur im einstelligen Bereich. Einen größeren Nutzen hat der Zusatz auf Flächen mit Weidelgras.
> Vulcanus Pro Pack (Vulcanus + Roxy 800 SC) ist vergleichbar mit dem Boxer Cadou SC Pack. Roxy 800 SC entspricht Boxer.
> Der Viper Compact Sunfire Pack ist konzipiert für Windhalmstandorte. Die empfohlene Aufwandmenge beträgt 0,8 l/ha Viper Compact + 0,25 l/ha Sunfire. Aus Gesichtspunkten der Resistenzvermeidung sollte der Flufenacetanteil, sprich die Sunfire-Menge, so gewählt werden, dass die Gräser komplett über diesen Wirkstoff zu kontrollieren sind. Auf Standorten mit stärkerem Windhalmdruck entspricht dies einer Aufwandmenge von 0,33 l/ha Sunfire (165 g/ha Flufenacet). Die fehlende Sunfire-Menge (je Pack 1,2 l) lässt sich zukaufen.
In gleicher Weise mit dem Falkon Sunfire Pack verfahren. Diesen vertreibt Agravis exklusiv. Die Kombination ist breit zugelassen und darf am Gewässer bis an den Rand des länderspezifischen Mindestabstandes eingesetzt werden.
Gegen Windhalm und Rispe
Gegen Windhalm und Rispe wirken die Herbstprodukte ausgesprochen sicher. Dies ist von den Frühjahrsprodukten nicht zu behaupten. Unzureichende Wirkungsgrade sind im Frühjahr oft auf resistente Biotypen zurückzuführen. Frühjahrsbehandlungen sollten sich also auf Ausnahmen beschränken. So ist etwa eine Herbstbehandlung auf durchgesiebten Boden, nach Kartoffeln, mit einem erhöhten Verträglichkeitsrisiko oder auch Abschwemmungsrisiko verbunden. In diesen Situationen ist es gut, wenn man noch auf Frühjahrsprodukte bauen kann.
Auch bei pflugloser Saat nach der Ernte von Körnermais/CCM kommt einem oft die Frage, ob der Einsatz von Bodenherbiziden sinnvoll sein kann. Hier ist, auch in Abhängigkeit von der Saatgutablage, im Einzelfall zu entscheiden. Die Wirkungsgrade sind aber in der Regel, trotz der Auflage von Maisstroh, sehr gut.
Behandlungszeitpunkt im Herbst: Es lässt sich vom Vorauflauf bis etwa zum 2-Blatt-Stadium des Windhalms behandeln. Optimal für Wirkung und Verträglichkeit sind Einsätze im frühen Nachauflauf. Der Boden hat sich etwas gesetzt, das Getreide ist angewurzelt und die Ungräser sind noch empfindlich.
Eine Übersicht der einzelnen Möglichkeiten können Sie hier herunterladen:
Als Vergleich beginnt die Übersicht mit Herold SC mit einer mittleren Aufwandmenge von 0,4 l/ha. Auf Böden mit geringem Druck reichen 0,35 l/ha. Auf humosen Standorten sind hingegen Mengen von 0,45 l/ha angeraten. Sind die Flächen nicht dräniert, bietet sich die Zumischung von 1,25 l/ha Lentipur 700 an. Die Herold SC Menge dabei um 0,1 l/ha reduzieren. Über den Chlortoluron (CTU)-Zusatz wird die Wirkung gegen Kamille komplettiert und oft reicht die Mischung auch zur Bekämpfung von Kornblume und Hundskerbel. Sorteneinschränkungen bei Winterweizen beachten. Mit 1,25 l/ha Lentipur 700 werden 875 g/ha CTU ausgebracht. Bis zu einer Menge von 900 g/ha ist die Anwendung für alle Weizensorten freigegeben. Dennoch ist es aus Sicht der Kammerberater sinnvoll, in empfindlichen Sorten auf den Einsatz von CTU zu verzichten. Alternativ und auch auf dränierten Flächen kann gegen die genannten Unkräuter das Mittel Zypar zugemischt oder zu einem späteren Termin eingesetzt werden.
Zypar gegen Hundskerbel
Hundskerbel hat sich in den vergangenen Jahren stärker ausgebreitet. In Schleswig-Holstein gibt es erste Populationen mit Resistenz gegenüber ALS-Hemmern wie Metsulfuron. Gegen diese Populationen wirken dann nur noch CTU und Halauxifen (Zypar). Letzteres sogar nur im Herbst. Ein Versuchsergebnis zeigt die Wirkung verschiedener Herbstbehandlungen gegen Hundskerbel. Die beste Wirkung erreichte Carmina (CTU). Danach folgt Zypar. Die Wirkung der ALS-Hemmer ist schwankend. Zypar wirkt in erster Linie über die Blätter der Unkräuter. Der Anwendungstermin der Kombination muss also im Nachauflauf liegen. Ist Hundskerbel zum Windhalmtermin nicht ausreichend aufgelaufen, empfiehlt sich eine gesonderte Behandlung mit Zypar zum ersten bis zweiten Laubblattstadium des Hundskerbels.
Herold SC + Trinity ist eine bewährte Kombination zur Bekämpfung von Windhalm und Unkräuter, die in allen Kulturen und auf dränierten Flächen möglich ist. Zusätzlich sind nun Mischungen aus einem Soloflufenacetprodukt (Sunfire, Vulcanus, Cadou SC, Fence etc.) etwa mit Trinity möglich. So kann bei der Anpassung des Flufenacetanteils die Diflufenikanmenge stabil bleiben. Auf Standorten mit geringem Unkrautdruck reichen 1,5 l/ha Trinity. Bei Zusatz von Lentipur 700, Carmina 640 oder Trinity besteht bei mittlerem Unkrautdruck eine gute Chance, dass im Frühjahr eine Nachbehandlung gegen Unkräuter nicht mehr erforderlich ist.
Möglichkeiten im Roggen
Roggen reagiert besonders empfindlich auf Flufenacet. Hier bietet sich ein Einsatz von Jura an. Jura überzeugte in den vergangenen Jahren in der Wirkung gegen Windhalm und Rispe. Unkräuter werden mit geringerer DFF-Menge, vergleichbar einem Herold SC, bekämpft. Offensichtlich ist die Formulierung sehr effektiv. So effektiv, dass es zuweilen zu Aufhellungen am Getreide kommt. Diese sind aber nur von kurzer Dauer. Jura hat Verträglichkeitsvorteile im Roggen, ist aber zudem in den anderen Getreidearten einsetzbar. Optimaler Einsatztermin ist der Vorauflauf bzw. der frühe Nachauflauf. In der Gerste können Aufhellungen stärker ausfallen. Hier sollte die Anwendung immer im Vorauflauf erfolgen. Im Vorauflauf ist eine Zumischung von CTU-Produkten möglich.
Danach folgen drei Kombinationen, die beim Abstand zum Gewässer ein Sternchen haben (länderspezifischer Mindestabstand – in NRW 1 m). Ganz rund wird es aber in keinem Fall. So darf Carmina nicht auf dränierten Flächen eingesetzt werden, Beflex hat Schwächen in der Unkrautwirkung und den Falkon Sunfire Pack gibt es nur über die Agravis.
Mittlere/späte Saattermine
Besonders bei späteren Saaten von Weizen kommt Sumimax ins Spiel. Es wird im Boden so gut wie nicht verlagert und hat somit auch keinen nachhaltigen Einfluss auf die Kulturpflanze. Wurden Versuche geerntet, lagen die Sumimaxvarianten, im Hinblick auf den Ertrag, oft leicht über den Alternativen. Allerdings liegt die Wirkung gegen Windhalm und gegen Kräuter selten bei 100 %. Dies mag mit der geringen Nachverteilung des Wirkstoffs im Boden zusammenhängen. So hat sich in den Versuchen gezeigt: Wenn Sumimax mit 400 anstelle von 200 l Wasser je ha ausgebracht wurde, steigerte dies die Wirkung. Es kommt also darauf an, den Boden gleichmäßig zu benetzen. Durch Zumischung etwa von 0,15 l/ha Herold SC wird die Wirkung auf das notwendige Niveau gehoben (auch mit 200 l Wasser je ha). Bei geringem Gräserdruck ist auch Saracen Delta ein geeigneter Mischpartner (Abstand zum Gewässer dann 1 m).
Fuchsschwanz ausschalten
Auf den milderen Lehm- und Bördestandorten kommt Ackerfuchsschwanz vor, ist aber meist gut zu kontrollieren. Dies liegt neben den Bodenverhältnissen oft daran, dass auf diesen Standorten über Jahre auch Blattfrüchte angebaut werden. Mit dem Einsatz eines Flufenacetproduktes, wie etwa Herold SC, im Vorauflauf sind die Ungräser zumeist vollständig ausgeschaltet. Um ebenfalls Kamille nachhaltig zu erfassen, haben sich Kombinationen mit CTU-Produkten bewährt. Mit den Soloflufenacetpräparaten wie Sunfire, Vulcanus, Cadou SC und Fence lässt sich der Unkrautpartner flexibel in Art und Menge wählen. Trinity hat von den CTU-Präparaten den Vorteil, dass es in allen Kulturen sowie im Vor- und Nachauflauf einsetzbar ist. Eine mögliche Mischung ist dann Sunfire 0,48 l/ha + Trinity 1,5 bis 2 l/ha. Eine Kombination aus 0,48 l/ha Sunfire + 4 l/ha Jura bietet noch etwas mehr Potenzial bei der Gräserbekämpfung. Vergleichbar kann der Boxer Cadou SC Pack bis auf 1 m ans Gewässer eingesetzt werden. Diese beiden Kombinationen sind aus Verträglichkeitsgründen vorzugsweise in Weizen und Triticale einzusetzen. In Gerste sind stärkere Aufhellungen möglich, für den Roggen ist die Flufenacetmenge zu hoch. Hier auf 125 g/ha reduzieren.
Ausweichen auf Nachauflauf?
Feuchte Böden und Niederschläge von gut 10 mm nach der Anwendung sind optimal für die Wirkung von Flufenacet. So passend ist es selten. In der Vergangenheit hat sich aber gezeigt: Selbst bei relativ trockenen Bedingungen ist es sinnvoll, den frühen Anwendungstermin (bis drei Tage nach der Saat) zu wählen. Zumindest sofern der Boden noch aufsteigende Restfeuchte hat bzw. Feuchtigkeit über Tau auf den Boden gelangt. Im Herbst 2018 war selbst das vielerorts nicht gegeben. Bei ausgetrockneten Böden, Temperaturen oberhalb von 20 °C und Hochdruckeinfluss macht es keinen Sinn, Bodenherbizide einzusetzen. Hier stellt sich dann die Frage nach dem Einsatz eines Striegels.
Bei Fuchsschwanz striegeln?
Unter den Bedingungen von 2018 hat die Landwirtschaftskammer NRW den Striegeleinsatz an fünf Standorten auf verschiedenen Böden ausprobiert. Die Saat war ausreichend tief, auf etwa 4 cm abgelegt, sodass ein flacher Blindstriegelgang möglich war. So war es möglich, an einem der fünf Standorte durch das Blindstriegeln den Fuchsschwanzbesatz um 30 % zu reduzieren. An den übrigen war es so trocken, dass in den oberen 2 cm kein Fuchsschwanz gekeimt ist. An einem sechsten Standort wurde im Nachauflauf zu EC 21 des Getreides gestriegelt. Bei wunderbarer, feinkrümeliger Bodenstruktur ließ sich auf dem tonigen Boden ein Wirkungsgrad von 40 % erreichen. Man wird also selten auf eine anschließende Herbizidmaßnahme verzichten können. Eine Reduktion um 40 % senkt aber zudem das Risiko, auf resistente Pflanzen zu treffen, um 40 %. Bei mehrmaligem Striegeleinsatz sind Wirkungsgrade um 60 % möglich. Auflaufschäden durch das Blindstriegeln gab es nicht. Das Striegeln im Nachauflauf beeinträchtige die Kultur nicht stärker.
Im Nachauflauf behandeln
Wurde auf den Einsatz eines Bodenherbizides im Vorauflauf verzichtet, macht es Sinn, dies mit dem einzusetzenden Blattherbizid zu kombinieren. Als Blattherbizide kommen die Fettsäuresynthesehemmer Axial 50, Traxos und Sword infrage. Axial 50 für die Gerste, Traxos in Weizen und Triticale, Sword + FHS in Weizen, Triticale und Roggen. Sword + Hasten (0,25 l/ha + 0,5 l/ha) ist nach unseren Ergebnissen mit 1,2 l/ha Traxos ebenbürtig. Bei diesen Produkten gilt es, einen Kompromiss aus möglichst kleinen Pflanzen und kühlen Temperaturen zu finden. Bei Temperaturen unterhalb von 10 °C sollte behandelt werden, sobald die Ungräser zwei Blätter entwickelt haben. Kleinere oder noch nachlaufende Pflanzen dann über das Bodenherbizid bekämpfen.
Auf Normalstandorten sollten diese Maßnahmen für eine vollständige Gräserbekämpfung ausreichen.
Sorten können mithelfen
Fuchsschwanz ist zahlreich, weniger empfindlich gegenüber Herbiziden und ist auf den tonigen Böden über Bodenherbizide so gut wie nie vollständig zu beseitigen.
Langfristig gesehen ist es besser, ausgefallenen Ungrassamen an der Oberfläche vergammeln zu lassen, als zu vergraben und in den Folgejahren wieder hochzuholen. Doch das Vergammeln benötigt Zeit, sprich eine Abfolge von Winterung und Sommerung.
Sind Blattherbizide nicht mehr wirksam, spielt die Konkurrenzkraft der Kultur eine große Rolle. Im vergangenen Herbst hat die Kammer vor diesem Hintergrund einen Versuch durchgeführt. Auf einem Lössstandort in der Nähe von Soest wurden Gerste, Weizen, Triticale und Roggen zusammen mit Ackerfuchsschwanz am 13. Oktober ausgedrillt. Die Kulturen wie der Fuchsschwanz sind gleichmäßig aufgelaufen und haben sich über die gesamte Vegetation gut entwickelt. Am 3. Juni 2020 wurde geerntet. Je Parzelle wurde 1,4 m2 abgeschnitten. Die Erntegabe wurde nach Getreideähren und Fuchsschwanzähren getrennt und jeweils gezählt. Da auffiel, dass die Fuchsschwanzähren im Weizen länger und kräftiger waren, wurden die Fuchsschwanzähren getrocknet und gewogen. Je m2 ergaben sich folgende Werte:
- Wintergerste (Durchschnitt aus Quadriga, KWS Orbit und die Hybridsorte Gallileo): 21 g/m²
- Winterroggen (Durchschnitt aus KWS Serafino und KWS Tajo):32 g/m²
- Wintertriticale (Durchschnitt aus Ramdam, RGT Belemac und Lombardo): 78 g/m²
- Winterweizen (Durchschnitt aus Informer, RGT Reform und Campesino): 97 g/m²
Auf Standorten, wo Atlantis nicht mehr wirkt, ist Gerste also nicht die schlechteste Wahl. Zwischen den Sorten gab es im Hinblick auf die Fuchsschwanzunterdrückung keine deutlichen Unterschiede.
Nur im Weizen ließen sich Sortenunterschiede stärker beobachten. Im Vergleich der Sorten lag die Unterdrückungsleistung von Campesino 30 % über den Vergleichssorten. Neben einer höheren Bestandesdichte (+22 %) lässt sich dies auf die rasche Jugendentwicklung zurückführen.
Geeignet zur Fuchsschwanzunterdrückung sind also Bestandesdichtetypen mit rascher Jugendentwicklung bzw. Sorten mit guter Jugendentwicklung und einem dichten Blätterdach. Es ist eher selten, dass beides zutrifft. Neben Johnny kommen als neuere Sorten etwa Campesino, Argument, Bench-mark, KWS Talent und LG Initial als Sorten mit guter Unterdrückungsleistung infrage. Neben der Sortenwahl sind sichere Saatstärken und eine ordentliche Andüngung wichtige Maßnahmen, um einen Bestand zu etablieren, der Gräser unterdrücken kann.
Der Faktor Bestandesdichte und -entwicklung hat oft einen größeren Einfluss als Sorte oder Kultur.
Falsches Saatbett
Wird das Saatbett gut zwei bis drei Wochen vor der geplanten Saat erstellt, aufgelaufener Ackerfuchsschwanz mit mindestens 1000 g/ha Glyphosat abgetötet und die Saat ohne weitere Bodenbearbeitung eingebracht, kann das falsche Saatbett einen großen Beitrag zur Ungraskontrolle leisten. Möglich ist aber auch, dass aufgrund von Trockenheit kaum Ungras aufläuft oder das Saatbeet vollregnet und kein Wintergetreide bestellt werden kann. Dann läuft es zwangsweise auf eine Sommerung hinaus, was jedoch auch ein Beitrag ist.
Ohne die Anlage eines falschen Saatbettes ist es auf tonigen Standorten zumeist günstig, nach der Saat zu walzen. So wird ein gleichmäßiger Auflauf von Kultur und Ungras gefördert, die Wirkungsbedingungen für Bodenherbizide verbessert und der Wirkungkreis von Schnecken eingedämmt.
Doppelschlag im Herbst
Doppelschlag heißt, in kurzer Abfolge Bodenherbizide mit jeweils voller Aufwandmenge einzusetzen. Zunächst bis wenige Tage nach der Saat, danach ins Spitzen der Kultur.
Ein Versuch zeigt: Im Schnitt von drei Standorten ließ sich die Wirkung durch die zweite Behandlung mit 4 l/ha Boxer um 10 % steigern. Im besten Fall um 17 % (Höxter), im schlechtesten Fall um 4 % (Coesfeld). Läuft es wie in Bonn, dass durch den Doppelschlag fast 100%ige Wirkung erreicht wird, ist es ein voller Erfolg. In den meisten Fällen trifft das Mittelmaß zu. Die Wirkung, also beispielsweise von 70 auf 80 %, steigt. Der Doppelschlag bringt uns nicht weiter. Die Variante ist keine Empfehlung.
Atlantis im Herbst?
Ein Thema, bei dem man unterschiedlicher Meinung sein kann. In der Vergangenheit war es Konsens, Atlantis nur im Frühjahr einzusetzen. Im Schnitt der Jahre waren die Wirkungen im Frühjahr besser als im Herbst. Spätaufläufer wurden miterfasst und Phasen mit offener, heller Witterung treten im Frühjahr sicherer ein als im Herbst. Auf der anderen Seite nimmt die Empfindlichkeit der Ungräser mit zunehmender Größe ab. Und so gibt es mittlerweile Standorte, auf denen die Erfolgsaussichten durch Herbstbehandlungen größer sind als Frühjahrsmaßnahmen. Dies hängt sicher auch mit den milden Wintern zusammen. So passt es zudem ins Bild, dass man auf den Fuchsschwanzstandorten in England sehr darauf bedacht ist, die Atlantisbehandlung frühestmöglich im Herbst durchzuführen. Frühestmöglich heißt: Die Masse der Ungräser befindet sich im Zweiblattstadium. Später keimende Samen müssen dann über das vorgelegte Bodenherbizid erfasst werden. In den Versuchen hat die Landwirtschaftskammer in den vergangenen Jahren Atlantis im Herbst oder selbst im Winter eingesetzt. Wurde in oder vor einer Tiefdruckwetterlage behandelt, waren die Wirkungsgrade schlecht. War es hingegen sonnig, waren die Ergebnisse sehr gut. Selbst als in einem Jahr im Dezember bei Frost, aber unter Hochdruckeinfluss behandelt wurde, war die Maßnahme gut wirksam und verträglich. Damit soll nicht gesagt sein, dass Behandlungen im Dezember sinnvoll sind. Es ist aber ein Hinweis. Es muss nicht unbedingt warm sein.
Für entsprechende Behandlungen stehen die Produkte Atlantis OD und Niantic zur Verfügung. Ein Zusatz von AHL oder SSA ist im Herbst nicht möglich (DüV). Der Zusatznutzen ist aber auch deutlich geringer als im Frühjahr.
Falsches Saatbeet, Doppelschlag, Atlantis im Herbst – klingt etwas komisch. Langfristig geht es um Fruchtfolge, Dränage, pH-Wert, Humus, Bodendruck, Strohverteilung und Regenwürmer.
Weidelgras bekämpfen
Weidelgras hat das Potenzial, Ackerfuchsschwanz in den Schatten zu stellen, sowohl hinsichtlich der Konkurrenzkraft als auch mit der Geschwindigkeit, mit der es Resistenzen entwickelt. Es hat allerdings höhere Temperaturansprüche und hat sich auf dem europäischen Kontinent bislang hauptsächlich in den Getreideanbaugebieten Frankreichs, und hier südlich von Paris, einen Namen gemacht. Aber in Deutschland gibt es erste Problemflächen. Die Parameter, die Weidelgras fördern, sind die gleichen wie beim Fuchsschwanz. Hohe Bodentemperaturen, tonige Böden mit entsprechend reduzierter Wirkung der Bodenherbizide und ein hoher Anteil von Winterungen. Wirksame Bodenherbizidwirkstoffe sind Flufenacet (etwa Cadou SC), Prosulfocarb (etwa Boxer) und Chlortoluron (etwa Lentipur 700). Mit Einsatz von beispielsweise Sunfire + Jura im Vorauflauf lassen sich ähnliche Wirkungsgrade erzielen wie gegen Fuchsschwanz. Im Nachauflauf sind die besten Wirkungsgrade durch Einsatz von Axial 50, Traxos, Sword + Hasten, Atlantis OD und Niantic + FHS zu erwarten. Bei Bekämpfungsproblemen: Resistenzuntersuchungen auf Basis einer Samenprobe durchführen lassen.
Bekämpfung von Trespen
Hier ist zwischen der Tauben Trespe und der Weichen- bzw. der Roggentrespe zu unterscheiden. Die Taube Trespe lässt sich hinsichtlich des Einsatzes von Bodenherbiziden mit Ackerfuchsschwanz vergleichen. Wirkungsgrade um 75 % sind durchaus möglich. Restbesatz wird dann meist mit der „Atlantisbehandlung“ im Frühjahr mitbekämpft. In diesem Jahr hat es Schläge mit starkem Besatz an Weicher- und/oder Roggentrespe gegeben. Diese reagieren so gut wie nicht auf Bodenherbizide. Fällt dann die Behandlung im Frühjahr mit Atlantis aus, kommt zu spät oder wird zu ungünstigen Bedingungen durchgeführt, treten die Pflanzen oft überraschend, gegen Ende Mai, zutage. In Einzelfällen war der Besatz so stark, dass die Bestände vor der Samenreife als GPS geerntet wurden. Wo der Samen auf der Fläche verblieben ist, sollte nach Möglichkeit eine Blattfrucht folgen. Hier bestehen gute Bekämpfungsmöglichkeiten.
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