Künftig 150 oder gar nur 100 Körner/m2 Weizen säen? Das würde eine Saatgutmenge von unter 50 kg/ha bedeuten und wäre nicht einmal die Hälfte des bisher üblichen. Eigene Versuche des Landmaschinenbauers zeigen aber: Die Vitalität und Erträge der Dünnsaaten halten mit dem bisherigen Standard mit oder sind sogar besser.
Getreide, Mais und mehr
Seit drei Jahren arbeiten die Schweden an ihrem neuen Aussaatsystem, jetzt haben sie es erstmals im Einsatz präsentiert. Die Maschinenbauer wollen damit den steigenden Saatgut- und Betriebsmittelkosten begegnen, mechanische Unkrautbekämpfung im Getreide ermöglichen und die Bearbeitungsschritte durch Direktsaat reduzieren.
Grundvoraussetzung, um mit derart niedrigen Saatmengen einen vitalen Bestand zu bilden, sind ein sehr genauer Pflanzenabstand in der Reihe, eine gute Querverteilung sowie eine gleichbleibend exakte Tiefenablage der Saatkörner.
Väderstad nutzt dafür das Einzelkornaggregat der „Tempo“. Die Säeinheiten sind auf zwei hintereinander angeordneten Trägern in Abständen von 22,5 oder 25 cm montiert. So ergeben sich durch Abschalten einzelner Aggregate Reihenabstände von 45/50 cm und einem Vielfachen davon. Damit kann die „Proceed“ nicht nur Getreide, sondern auch Raps, Zuckerrüben oder Mais legen. Dazu ist lediglich ein Wechsel der Saatscheiben erforderlich.
Pneumatisch auf bis zu 6 m
Je nach Reihenabstand erreichen die Prototypen derzeit eine Arbeitsbreite von 5,40 oder 6 m.
Die Saatgutförderung aus dem 2200-l-Vorratstank erfolgt ebenso pneumatisch, wie das Schießen der Körner in die Saatrille. Für beides stehen insgesamt zwei Pneumatikgebläse zur Verfügung. Die Dosierung selbst erfolgt rein pneumatisch ohne Sensor oder Stellmotoren.
Jede Reiheneinheit besitzt einen elektrischen Antrieb, dessen Steuerung über das iPad-basierte „Väderstad E-Control“ erfolgt. Zu den Funktionen gehören Einzelreihenabschaltung und variable Saatmengensteuerung.
Minimale Bodenbearbeitung
Vor der Ablage des Saatgutes wird das Saatbett durch einzelne Vorlaufräder rückverfestigt. Die Vorlaufräder sind einzeln montiert, ihr Anpressdruck ist per Hydraulikzylinder einstellbar. Die Hydraulik sorgt auch dafür, dass sich das Gewicht zwischen vorlaufender Rolle und dem Säaggregat aufteilen lässt und dass der Druck der Rollen in Querrichtung auch bei unebenem Boden gleich ist.
Sternrollen räumen bei Mulchsaat oder Minimalbestellung die Saatrille. Die Tiefenführung übernehmen zwei große, seitliche Gummirollen. Eine Fangrolle stoppt das Saatgut nach dem Verlassen des kurzen Schussrohrs und verhindert das Verrollen. In Verbindung mit einem Fronttank erlauben zusätzlich montierte Ablageschare die gleichzeitige Saat und Düngung innerhalb der Reihe.
Bestätigung durch Versuche
Von Väderstad durchgeführte Feldversuche bestätigen, dass mit der Proceed die Weizensaatgutmenge um die Hälfte reduziert werden kann, während der Ertrag im Vergleich zur Aussaat mit üblichen Drillmaschinen unverändert bleibt. Vor allem aber seien die Pflanzen in allen Wachstumsstadien vitaler und gleichmäßiger, heißt es vonseiten der Schweden.
So zeigen Versuche im Winterweizen (150 Körner/m2) einige Monate nach der Aussaat einen Anstieg der Pflanzenbiomasse um 102 %, der Wurzelbiomasse um 72 % und 62 % mehr Sprossen pro Pflanze, verglichen mit der Aussaat durch eine übliche Drillmaschine.
Im kommenden Jahr sollen die Versuche europaweit fortgesetzt werden, einen Termin für den Serienstart gab es jedoch nicht.
Lesen Sie mehr: