EU-Forschung

Was bringen Untersaaten in Getreide und Kartoffeln?

Kann man auf gesunden Böden ertragreich ernten und Pflanzenschutz sparen? Das will das EU-Projekt Soildiver Agro herausfinden. Dafür wachsen in der Eifel jetzt Untersaaten in Getreide und Kartoffeln.

Das Getreide ist zwar erst seit einer Woche geerntet, aber die Fläche ist schon wieder komplett grün – ein ungewohntes Bild für den 57-jährigen Landwirt Manfred Hurtz aus Nideggen in NRW. Grund hierfür ist die Klee-Untersaat, die er im Herbst etabliert hat. Hurtz ist immer auf der Suche nach neuen, innovativen Lösungen, die seinen Ackerbau aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht bereichern. So nimmt er aktuell – auch aus persönlichem Interesse – am EU-Projekt Soildiver Agro teil.

EU-Projekt Soildiver Agro: Ziel Bodenorganismen

Ziel des gesamten Projektes ist es, besser zu verstehen, wie die vorteilhaften Eigenschaften der Bodenorganismen dazu genutzt werden können, die Nährstoffaufnahme, das Pflanzenwachstum und die Gesundheit der Pflanzen zu verbessern. Gleichzeitig soll das System wirtschaftliche Erträge liefern. Hieraus wollen die Experten Handlungsempfehlungen ableiten, die dazu beitragen, den Pflanzenschutzaufwand durch die Selbstregulierung im Boden herunterfahren zu können. Aktuell führen die Projektpartner dazu in sieben Staaten aus sechs verschiedenen biogeografischen Regionen insgesamt 15 Feldversuche als Fallstudien durch.

Versuche in Deutschland

Innerhalb der kontinentalen Region sind für Deutschland die Flächen Agentur Rheinland, das Thünen-Institut, Manfred Hurtz sowie ein ökologisch wirtschaftender Betrieb aus Sachsen-Anhalt beteiligt.

Untersaat in Kartoffeln.

Ein neuer Ansatz, der im Forschungsprojekt untersucht wird, ist der Anbau von Untersaatmischungen mit Gräsern, Leguminosen und Ramtillkraut im Kartoffelanbau. (Bildquelle: Osthues)

Auf dem Betrieb Hurtz stellten die Projektpartner kürzlich beispielhaft die Versuche im Winterweizen- und Kartoffelanbau vor. „Innerhalb der kontinentalen Region liegt der Fokus auf der Förderung von Bodenorganismen, die pilzliche Schaderreger und deren Krankheitserreger bekämpfen können“, fasst Dr. Christine von Capelle, Wissenschaftlerin am Thünen-Institut die speziellen Ziele auf dem Betrieb Hurtz zusammen. Dazu legten die Experten pro Kultur und Versuchsvariante vier 9 x 36 m große Parzellen an:

  • Im Winterweizen legten die Experten Parzellen mit drei Versuchsvarianten an: Die konventionelle Saat mit 12,5 cm Reihenabstand und betriebsüblichem Pflanzenschutz. Die zweite Variante wurde mit 20 cm Reihenabstand und abgesehen von Wachstumsreglern ohne jeglichen Pflanzenschutz (weder chemisch noch mechanisch) während der ganzen Wachstumsperiode angelegt. Die dritte Variante entspricht der zweiten Variante, hier wurde aber schon im Herbst eine Klee-Untersaat etabliert.
  • Im Kartoffelanbau wurden alle Versuchsparzellen bis zur Wuchshöhe der Kartoffeln von etwa 15 cm gleich behandelt (konventioneller Pflanzenschutz). Zu diesem Zeitpunkt säten die Experten in je eine Variante eine Untersaat in Breitsaat bzw. in Streifensaat in den Dammsohlen aus.
  • Nach der diesjährigen Ernte der Kulturen bewirtschaften die Betriebe ihre Flächen in ihrer betriebsüblichen Praxis weiter.
  • Die Experten beproben sowohl die geernteten Körner und Kartoffeln als auch die Bodenproben der verschiedenen Parzellen in einem zentralen Labor, das die Versuche aus dem gesamten EU-Projekt analysiert.
  • Die Beteiligten beproben die Böden der Versuchsparzellen noch bis 2023, um die Veränderung des bioregulatorischen Potenzials der Bodenfauna weiter beobachten zu können.

Manfred Hurtz auf einem Kartoffelacker.

Manfred Hurtz arbeitet ständig an neuen Lösungsansätzen für aktuelle Probleme. (Bildquelle: Osthues)

Auch wenn die Winterweizenparzellen, in denen Manfred Hurtz keinen Pflanzenschutz durchführen konnte, deutlich niedrigere Erträge erzielten, betont er: „Durch das Projekt kann ich selber an zukünftigen Entwicklungen der Landwirtschaft mitarbeiten“. Außerdem habe er über den direkten Kontakt zu den EU-Partnern die Möglichkeit, seine Sichtweise über die Landwirtschaft der Zukunft einzubringen.

Detaillierte Informationen sowie Versuchsergebnisse veröffentlichen die Projektpartner laufend auf der Internetseite von Soildiver Agro.