Mechanischer Pflanzenschutz

Striegeln: Immer wenn es staubt

Nur wenn das Wetter trocken ist, lässt sich erfolgreich striegeln. Dazu gehört aber auch exaktes, gefühlvolles Einstellen der Werkzeuge, und dazu braucht es viel Erfahrung.

Striegel können vielleicht nicht immer alle Probleme mit Unkräutern lösen, doch sie haben durchaus das Potenzial, zur Reduzierung des Herbizideinsatzes beizutragen. Dazu müssen die Geräte allerdings richtig eingestellt sein, die Umstände während der Arbeit müssen stimmen. Das Wochenblatt hat Tipps bei erfahrenen „Strieglern“ eingesammelt.

Verschiedene Ausrüstung

Da das Anforderungsprofil der Striegel sehr vielfältig ist, vor allem die Breite der zu bearbeitenden Kulturen mit jeweils stark variierenden Ansprüchen zunimmt, müssen die Hersteller fast zwangsläufig die Ausrüstungs- und Einstellmöglichkeiten laufend erweitern und anpassen.

„Es gibt eigentlich keine Kultur, die sich nicht striegeln lässt“, sind sich die Firmenvertreter auf dem Striegeltag der Naturlandberatung einig. Der zeitliche Aufwand, um immer wieder nachzuschauen, ob und welche Schäden unter Umständen an der Kultur entstehen, wird aber größer. Die sogenannten großen Kulturen wie Getreide, Mais oder Dammkulturen gehören zum Standardprogramm genau so wie Salat, Melonen, Erdnüsse, Karotten oder Leguminosen. Die Arbeitsbreiten starten bei 1,5 m für Gewächshäuser oder unter Folie bis über 18 m aufgesattelt für große Flächen.

Hackstriegel gibt es mittlerweile auch mit Fahrwerk und in diesem Fall mit mehr als 15 m Arbeitsbreite, das ermöglicht hohe Flächenleistungen. (Bildquelle: Osthues)

Für die exakte Tiefenführung sind alle Geräte je nach Arbeitsbreite mit mehreren Stützrädern ausgestattet. Diese sind heute häufig mit Ackerprofil versehen, da dieses weniger schnell schiebt und einen lockeren, verschüttfähigen Boden für den nächsten Striegelgang hinterlässt. An dem breiten Treffler-Striegel sind aus diesem Grund sogar offene Gitterräder montiert, um den Effekt noch zu verstärken.

Zinke-Feder-System

In einem weiteren Punkt sind sich die Hersteller von Exaktstriegeln weitestgehend einig: Sie benutzen Schraubenfedern, je nach Fabrikat auf Zug oder auf Druck, damit die einzeln aufgehängten Striegelzinken alle an der Zinkenspitze den gleichen Auflagedruck auf dem Boden haben. So lassen sich die Striegel sehr exakt einstellen und das Zeitfenster, in dem das Striegel möglich und sinnvoll ist, effektiv nutzen. Außerdem ist so gewährleistet, dass der Auflagedruck des Zinkens selbst bei stark schwankender Streckung der Feder trotzdem gleich bleibt, da sich der Wirkwinkel der Federkraft entsprechend verändert.

Mit den vielfältigen Einstellmöglichkeiten moderner Hackstriegel können Landwirte sich den Bedingungen auch beim Blindstriegeln genau anpassen. (Bildquelle: Osthues)

Der Strichabstand der Zinken schwankt zwischen 25 und 35 mm, da gibt es keine einheitliche Linie. Die Zinken aller Hersteller sind aber breit geführt, damit sie in jeder Situation „spurstabil“ sind. Die Federzinken lassen sich mit einer speziellen Aufhärtung versehen, was die Standzeit der Zinken verdreifachen
soll.

Kontrollieren, Einstellen

Die wichtigste Grundlage für ein erfolgreiches Striegeln ist ein akkurates Saatbett. Dieses sollte möglichst eben sein und genügend Feinerde enthalten, denn nur mit Feinerde lassen sich die kleinen Unkräuter effektiv verschütten. Außerdem laufen dann die Kulturen gleichmäßig auf. Ansonsten verletzen beim Blindstriegeln die Zinken die Keimspitzen von schnell startenden Einzelpflanzen.

Die Keimfäden der Unkräuter liegen nach dem Striegeln an der Oberfläche und werden schnell vertrocknen. (Bildquelle: Osthues)

Gegen scharfes Striegeln ist grundsätzlich nichts einzuwenden, dabei muss das Saatkorn aber immer unangetastet bleiben. Die Arbeitstiefe ist nicht entscheidend, es zählt der Verschüttungsgrad der Unkräuter.

Richtige Strategie wählen

In einem Punkt sind sich alle Berater einig: Je kleiner die Unkräuter sind, um so effektiver ist das Striegeln. Genauso einig stellen sie aber auch fest, dass jeder Striegelgang neues Samenpotenzial zur Keimung anregt. Gerade im Herbst müssen Landwirte genau abwägen, ob sie sieben bis zehn Tage nach dem ersten Striegelgang sicher wieder striegeln können, um die zweite Welle zu bearbeiten, oder eben nicht. Sonst ist es unter Umständen besser, nicht zu striegeln.

Nicht jeder käme sofort auf die Idee, eine Rotorhacke auf Kartoffeldämmen einzusetzen. Das Arbeitsergebnis hat aber sehr positiv überrascht. (Bildquelle: Osthues)

Vornehmlich über den Zinkendruck, aber auch über die Fahrgeschwindigkeit und etwas weniger über den Zinkenwinkel können Landwirte das Arbeitsergebnis beeinflussen. Bei auflaufenden Leguminosen beispielsweise sollten sie wegen der epigäischen Keimung neben der sehr schonenden Einstellung die Geschwindigkeit auf 2,0 bis 2,5 km/h reduzieren, um zu große Pflanzenverluste sicher zu vermeiden.

Neben der Bekämpfung der Unkräuter/Ungräser fördert das Striegeln den Gasaustausch vor allem auf verkrusteten Böden. Gleichzeitig brechen die Zinken die Kapillare, was die Wasserverdunstung reduziert. Außerdem gehen die Experten davon aus, dass jeder Striegelgang bis zu 15 kg Stickstoff/ha für die aktuelle Kultur mobilisieren kann.

Hacken und Striegeln in der weiten Reihe
Die Anzahl der Landwirte, die bei der Unkrautbekämpfung in Ackerbohnen, aber auch im Getreide zweigleisig fahren, nämlich mit Hacke und Striegel, nimmt zu. Das geht aber nur, wenn sie die Kulturen in einem weiten Reihenabstand säen.
Auf dem Bioland-Betrieb der Familie Kruse in Delbrück-Schöning, Kreis Paderborn, wird das Verfahren seit einigen Jahren erfolgreich eingesetzt.
Für die Saat haben die Betriebsleiter eine Sämaschine von Amazone umbauen lassen. Der „normale“ Reihenabstand beträgt nun 22 cm, die Fahrgassen sind 30 cm breit. Wegen der im Betrieb angebauten Kartoffeln ist die Spurweite auf 150 cm festgelegt. Die eingesetzte Scharhacke mit Kamerasteuerung und Verschieberahmen ist entsprechend eingestellt und passt mit 3 m Arbeitsbreite zur Sämaschine.

Die Sommertriticale in weiter Reihe ist nach Mulchsaat gut sauber. (Bildquelle: Borgmann)


Auf dem Betrieb steht die Sommertriticale nach Körnermais, in diesem Jahr erstmalig ohne Pflug. Nach dem Dreschen im Herbst ist nur einmal die Kurzscheibenegge gelaufen, um die Strohrotte in Gang zu setzen.
Im Frühjahr haben Kruses Mist mit einem Tellerstreuwerk auf der Fläche verteilt und diese dann tief gegrubbert. Danach erfolgte am 21. März die Aussaat auf dem leichten Sandboden. Trotz der teilweise noch aufliegenden Pflanzenreste hat der erste Gang mit der Scharhacke das erhoffte Ergebnis gebracht. Der später folgende Hackstriegel musste nur eine Restverunkrautung ausräumen.

In den Ackerbohnen wächst nach Strie­g­el und Scharhacke kaum Unkraut. (Bildquelle: Borgmann)


Die Sommerackerbohnen sind zwei Tage früher mit der gleichen Technik gesät worden. Die mechanische Unkrautbekämpfung war aber etwas aufwendiger: Zunächst hat eine Rotorhacke die Fläche „blind gestriegelt“, dann folgte nach dem Auflaufen ein Striegelgang. Wegen des weiten Reihenabstandes war es möglich, die Scharhacke einzusetzen. Vor dem Reihenschluss folgte noch einmal ein Striegelgang.
Das System „Weite Reihe“ lässt sehr lange Licht auf den Boden fallen und somit Unkräuter noch spät auflaufen, die Möglichkeiten der Bekämpfung sind aber auch deutlich größer.

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