Über einen optimalen Einsatz von Wachstumsreglern lässt sich intensiv diskutieren. Unter stressfreien Bedingungen und bei Sonnenschein ist die Wirkung einschätzbar und Aufwandmengen sind gut zu kalkulieren. Knifflig wird es in Grenzsituationen – auch im vergangenen Jahr ließ ein günstiger Einsatztermin im Wetterbericht häufig auf sich warten, denn Kälte bremste die Maßnahmen aus. Erfahrung und Geschick bilden hier die Grundlage für verträglich platzierte Einsätze.
Start im Bestocken
Mit der Sortenwahl, dem Aussaattermin und der Düngung ist der Grundstein zum Beeinflussen der Standfestigkeit gesetzt – daran lässt sich nicht mehr rütteln. Eine hohe Aussaatstärke, kräftige Düngung und Frühsaat bedingen ein höheres Lagerrisiko. Sorten wie Informer, Reform oder Depot gelten als besonders standfest. Schneller wackelig wird es in Sorten wie Asory, Kashmir, Elixer, Hyvega, Keitum, Talent oder Willem.
Grundlagen der Wuchsregulierung
Getreideanbauer sollten den Einsatz von Wachstumsregulatoren nicht als jährliche Standardmaßnahme ansehen. Zur Absicherung der Standfestigkeit stehen acker- und pflanzenbauliche Ansatzpunkte an erster Stelle. Hier hat neben der Vorfrucht und dem Saattermin besonders die Sortenwahl einen deutlichen Einfluss. In der Bestandesführung bleibt die Stickstoffdüngung einer der wichtigsten Einflussfaktoren auf die Standfestigkeit.
Nicht vom Bewirtschafter beeinflussbar sind dagegen die Wasserverfügbarkeit und Witterung. Starke Jahresunterschiede machen den Einsatz so herausfordernd. Die klimatischen Grundbedingungen und die Bodenart sind die Grundlage für unterschiedliche Intensitäten beim Wachstumsreglereinsatz.
Mittlerweile sind viele Wachstumsregler am Markt, oft mit gleichen Wirkstoffen oder bekannten Wirkstoffkombinationen, aber mit unterschiedlicher Zulassung. Vermehrt werden aber auch spezielle Splittinganwendungen über die Zulassung abgedeckt. Jedes Produkt kann bedingt durch die Formulierung je nach Witterungskonstellation unterschiedlich reagieren. Deshalb empfiehlt es sich, vornehmlich Strategien mit in Versuchen und in der Praxis getesteten Produkten zu verfolgen.
In Extremfällen hat sich Winterweizen bereits aufgerichtet und die vegetative Entwicklung (erster Knoten hebt sich ganz langsam vom Bestockungsknoten ab) beendet. Dies lässt sich vordergründig auf Situationen früher Septembersaaten in Kombination mit extrem frühreifer Sortengenetik (wie Campesino und Obiwan) beschränken.
In vielen Regionen kann ein zweimaliger Wachstumsreglereinsatz in der Bestockungs- und Schossphase eingeplant werden. Mit Einstellung der Langtagsbedingungen (meist etwa Mitte April) ergibt sich zwischen Hauptbestockung und Schossbeginn der optimale Zeitraum, um die Bestände zu egalisieren und die erste Basis für ein stabiles Fundament zu setzen. An dieser Stelle haben sich die CCC-Produkte bewährt.
Die frühen Einsätze zwischen BBCH 25 und 30 sind in der Regel aufgrund der noch vorhandenen Winterfeuchtigkeit und moderaten Temperaturen durchweg verträglich. 0,6 bis 1,5 l/ha CCC sollten möglichst in eine anhaltend wüchsige Phase (8 °C und sonnig oder 12 °C und bedeckt für fünf Tage nach Applikationstermin) platziert werden. Optimal ist oft ein Einsatz am Anfang einer Schönwetterperiode.
In sehr früh gedrillten Beständen, die schon stark bestockt aus dem Winter kommen und deutlich länger werden als Normal- und Spätsaaten, wirken Kombinationen aus 0,8 bis 1,2 l/ha CCC mit 0,1 bis 0,25 l/kg/ha eines zugelassenen Trinexapac-Produktes oder Prodax (Trinexapacethyl + Prohexadion) deutlich sicherer. Die Kombination sollte erst zum Ende der Bestockung ab BBCH 30 zum Einsatz kommen.
Vorsicht nach Atlantis
In geschwächten Beständen (frostgeschädigt, schwache Wurzelentwicklung) hat sich mit der ersten Wachstumsreglergabe die Kombination von Spurennährstoffen bewährt. Zum Einsatz kommen können beispielsweise 0,5 bis 1,0 l/ha Mangannitrat sowie zusätzlich 5 bis 7 kg Epso Combitop und eventuell 30 l/ha AHL.
In den vergangenen, strahlungsreichen Frühjahren galt es nach Atlantis-Einsätzen, die Wachstumsreglermengen vorsichtig zu bemessen. Zunächst mussten einige Bestände sich erst wieder regenerieren. Daher bleibt auch die Empfehlung, Kombinationen aus Atlantis oder Broadway, auch mit reinen CCC-Anwendungen, aus Verträglichkeitsgründen möglichst zu vermeiden. Wenn Anwender kombinieren, sollten sie das CCC deutlich auf 0,5 bis 0,8 l/ha reduzieren. Kombinationen mit Produkten zur Kontrolle von zweikeimblättrigen Unkräutern sind unproblematischer.
Passend nachsteuern
Die Nachlage im Weizen kann und sollte je nach Bestandes- und Witterungssituation flexibel ausfallen: In sehr dichten Beständen und/oder feuchten Jahren ist eine frühe Nachlage um BBCH 31/32 (Moddus erst ab 31, CCC 720 nur bis 31) empfehlenswert. So bauen die Maßnahmen wirksam aufeinander auf, untere Internodien werden besser eingekürzt und so gefestigt. Mit steigender Wirkungsstärke stehen CCC < CCC + Moddus = CCC + Prodax zur Verfügung.
Geeignet ist beispielsweise eine Kombination aus 0,3 bis 0,6 l/ha CCC und 0,1 bis 0,25 l/ha Moddus (bzw. andere Trinexapac-Produkte). Alternativ ist es auch möglich, CCC mit Prodax zu kombinieren. Dann greifen Cycocel, Trinexapac und Prohexadion. In den vergangenen zwei Jahren konnten zudem Erfahrungen zum Einsatz von Fabulis OD (nur Prohexadion) gesammelt werden. Das Mittel ist in Winterweizen mit 1,5 l/ha von BBCH 21 bis 39 zugelassen. In der Nachlage getestet, zeigte die Fabulis-Kombination mit CCC (0,5 + 0,3 l/ha) etwa die gleiche Einkürzungsleistung wie 0,2 l/ha Moddus kombiniert mit 0,3 l/ha CCC. Solo in Nachlage zeigten sich 0,9 l/ha Fabulis OD etwas verträglicher als 1,2 l/ha – zu empfehlen sind daher mittlere Aufwandmengen. Auf leichten oder flachgründigen Standorten reicht in der Regel eine Solo CCC Nachlage.
Machen kalte Bedingungen einen zeitigen Einsatz um BBCH 31/32 grenzwertig, ist der Einsatz von Medax Top bzw. Prodax in BBCH 33/34 unter dann wieder wärmeren Verhältnissen zu favorisieren. Witterung, Sorte und Bodenfeuchte bestimmen Aufwandmengen von 0,3 bis 0,6 l/ha Medax Top/Turbo bzw. 0,25 bis 0,45 kg/ha Prodax. Mit Gexxo/Manipulator sind auch CCC-Kombinationen über BBCH 32 hinaus möglich. Ein Soloeinsatz mit Moddus ist in Weizen und Triticale aufgrund der schlechten Kalkulierbarkeit nicht zu empfehlen.
Nicht übertreiben
Bei starker Nachmineralisation und wackeligen Beständen können Anbauer bis BBCH 39 mit Medax Top und bis BBCH 49 mit Prodax die „Notbremse“ ziehen. Je nach Sorte und Witterung sind Aufwandmengen von 0,2 bis maximal 0,5 l/ha angeraten. Aber Vorsicht: Späte Anwendungen können schnell überziehen.
Zu diesem Termin ist der Einfluss auf die unteren Internodien nicht mehr möglich. Hier verringert sich der Abstand zwischen Ähren und Fahnenblatt und bei zu hohen Aufwandmengen besteht Gefahr, dass die Ähre stecken bleibt.
Mit Ethephon (z. B. Camposan/Cerone) haben wir in unseren Versuchen keine guten Erfahrungen gesammelt, sodass es keine Empfehlung im Weizen findet.
In den vergangenen Jahren waren überzogene Wirkungen häufiger als Lager. Entscheidend ist es, die richtige Mitte zwischen „überzogen eingekürzt“ und „lagergefährdet“ zu finden.
Spätsaaten sind grundsätzlich erheblich weniger lagergefährdet. Hier sind reduzierte, am Bestand angepasste Behandlungen zu empfehlen. Oftmals reicht schon die frühe Vorlage mit CCC. In Trockengebieten können Anbauer in Spätsaaten mit sachgerechter Düngung gänzlich auf Wachstumsregler verzichten.
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