Das Wort Phänologie leitet sich von altgriechisch für phaíno – „ich erscheine“ ab und bedeutet „Lehre der Erscheinungen“. Gemeint sind die periodischen Wachstums- und Entwicklungserscheinungen aller Pflanzen und Tiere in ihren zeitlichen Abhängigkeiten. Es geht also darum, wann etwas erscheint, nämlich verschiedene Entwicklungsstadien von Pflanzen und Verhaltensweisen von Tieren.
Im Deutschen Wetterdienst wird vor allem die Entwicklung von Pflanzen im Jahresverlauf beobachtet. Die Tierphänologie wird vom DWD dagegen nicht betrieben. Beobachterinnen und Beobachter des DWD können jedoch seit 2005 am österreichischen Tierbeobachtungsprogramm der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien (ZAMG) teilnehmen. Wie in der Pflanzenphänologie gibt es auch in der Tierphänologie Eintrittsphasen, die sich im Jahresverlauf wiederholen, so zum Beispiel der Reinigungsflug der Bienen oder der erste Kuckucksruf.
Zum Meldeprogramm der ZAMG gehören vor allem Zugvögel, Bienen und Schmetterlinge.
Neben diesen Phasen sind in der Tierwelt weitere zahlreiche Veränderungen und Entwicklungsstufen im Jahresverlauf zu beobachten. So beginnt während unserer aktuellen phänologischen Jahreszeit, dem Spätsommer, bereits der Vogelzug. Vor allem „Langstreckenzieher“ wie Mauersegler, Kuckuck und Turteltaube ziehen jetzt bereits gen Süden. Der Spätsommer ist zudem die Hauptzeit von Grillen und Libellen.
Wie schon im Bereich der Pflanzenphänologie sind auch bei der Auswertung tierphänologischer Daten die Zeichen des Klimawandels sichtbar. Allerdings ist das Verhalten der Tiere in Abhängigkeit von klimatischen Veränderungen nicht so eindeutig bestimmbar. Denn Tiere sind bekanntermaßen mobiler als Pflanzen. Zudem spielen auch verschiedene andere Aspekte eine Rolle im Zug- und Brutverhalten von Tieren. Die Kollegen des österreichischen Wetterdienstes konnten jedoch anhand der gesammelten Daten vor allem in Westeuropa ein früheres Brüten einiger Vogelarten und ein früheres Auftauchen von Zugvögeln nachweisen.