In diesem April traten in Westfalen sowohl kurz nach Ostern als auch in der laufenden Woche bereits mehrfach Nachtfröste auf.
Das ungewöhnlich warme Wetter Ende März verlieh der zuvor durchschnittlichen Pflanzenentwicklung einen starken Schub: Im Tiefland begann verbreitet die Süßkirschen- und vereinzelt schon die Apfelblüte. Somit lag die Entwicklung während der folgenden Frostnächte um etwa eine Woche vor dem vieljährigen Mittel der letzten Jahrzehnte. Örtlich könnten Schäden an den Blüten entstanden sein, neben Kirsche und Apfel auch bei Zwetschge, Birne und Pfirsich.
Trotz des Klimawandels mit durchschnittlich höheren Temperaturen nimmt die Gefahr von Schäden durch Spätfrostschäden eher zu. Hauptgrund dafür ist, dass sich die Obstblüte aufgrund der Erwärmung seit den 1950er Jahren im Mittel um etwa 2 Wochen verfrüht hat. Somit fallen nun die weiterhin auftretenden Spätfröste häufiger mit der Blüte vieler Obstbäume zusammen. Je früher in einem Jahr die Vegetationsentwicklung startet, desto höher ist die Gefahr, dass Spätfröste und Obstblüte zusammentreffen. Ein besonders extremes Jahr war in dieser Hinsicht 2017: Nach einer langen warmen Phase vom Februar bis in den April hinein traf in der 2. Aprilhälfte ein massiver Kaltlufteinbruch auf die in Vollblüte stehenden Apfelbäume – die geringste Apfelernte seit 10 Jahren war die Folge.
Man steht drohendem Spätfrost aber nicht machtlos gegenüber. Bei geringen Nachtfrösten können Hagelschutznetze zur Bekämpfung von Spätfrösten eingesetzt werden. Besonders effektiv wirkt eine Frostschutzberegnung von Obstbäumen durch die beim Gefrieren des Wassers entstehende Wärme. Allerdings können ein zu frühes Ein- / Ausschalten sowie aufkommender Wind die Schutzwirkung aufheben und stattdessen Schäden verursachen. Auch der Zustand der Bodenoberfläche ist von Bedeutung: Um den Wärmestrom aus dem Boden optimal zu nutzen, sollten die Böden möglichst offen und der Bewuchs kurz gehalten sein, da es unmittelbar über der Begrünung am kältesten wird. Zudem sollte möglichst kein Mulchbelag den Wärmestrom blockieren. Auch feuchter Oberboden hilft, da dieser langsamer als trockener Boden auskühlt.