Pflanzenschutzspritzen

Pflanzenschutz mit gebrauchter Technik?

Exakter und umweltschonender Pflanzenschutz hängt vom guten technischen Zustand der Pflanzenschutzspritze ab. Alte Geräte erfüllen die Voraussetzung oft nicht mehr. Und gebrauchte Technik?

Die Ansprüche an Pflanzenschutzspritzen sind hoch. Die Technik muss sicherstellen, dass Pflanzenschutz­mittel auf die vorgesehenen Zielflächen und nicht auf Feldränder, Nachbarschläge, in die Atmosphäre und schon gar nicht ins Grundwasser gelangen. Haben ­alte Geräte hier Defizite, ist die Investition in Ersatz sinnvoll. Es muss jedoch keine fabrikneue Maschine sein, zumal derzeit mit erheblichen Lieferfristen gerechnet werden muss.

Welche Ausrüstungsdetails bei der Anschaffung einer gebrauchten Spitze nicht fehlen dürfen und wie sich die Technik auch an aktuelle Verfahren anpassen lässt, haben wir mit Harald Kramer, ­Experte für Pflanzenschutztechnik der Landwirtschaftskammer NRW, diskutiert.

Eigenmechanisierung notwendig?

Die Pflanzenschutzspritze ist in die Jahre gekommen und arbeitet nicht mehr sauber – grundsätzlich müsste ein neues Gerät her. Doch ist das überhaupt notwendig? In vielen Fällen wird die Alternative, den Pflanzenschutz an einen Lohnunter­nehmer zu vergeben, gar nicht erst zu Ende gedacht. Doch das ist falsch.

Besonders Betriebe, die nicht auf den Pflanzenbau spezialisiert sind, können durch das Auslagern des Pflanzenschutzes Geld und Zeit sparen.

Denken wir nur an den Aufwand für die Dokumentation oder das Beschaffen von aktuellen Informationen zu neuen Pflanzenschutzmitteln, Bekämpfungsstrategien oder Anwendungsbestimmungen.

Dabei darf nicht verschwiegen werden, dass die Arbeitserledigungskosten der Eigenmechanisierung in einem größeren Umfang beeinflussbar sind als die Lohnunternehmerpreise.

Wer eine Maschine zum Beispiel gebraucht kauft oder gemeinsam mit einem Nachbarn anschafft, senkt die Arbeitserledigungskosten. Eine Lösung für das auf spezialisierten Betrieben drängende Problem der knappen Arbeitszeit gibt es damit jedoch nicht.

Deshalb müssen für vergleich­bare Ansätze auch die Lohnkosten der eingesetzten Arbeitskraft Teil der Kalkulation sein. Dazu kommen dann noch Ansätze für Reparaturkosten, Versicherung und Unterbringung. Nicht zu vergessen sind die Kosten für den Schlepper – sie machen häufig mehr als 50 % der gesamten Arbeitserledigungskosten aus.

Welches Gerät passt zum Betrieb?

Grundsätzlich stehen vier Bauformen zur Verfügung, die verschiedene Anforderungsprofile abdecken:

Anhängespritzen: ab 2000 l Behältervolumen, in vielen Ausstattungsvarianten und Gestängebreiten. Vorteile: Günstige Lastverteilung, Einsatz auch mit leichten Traktoren, schnelles An- und Abhängen, großes Gebrauchtmaschinenangebot. Nachteile: eingeschränkte Wendigkeit und Übersicht sowie der Preis.

Anbauspritzen: Behältervolumen bis etwa 2000 l und Gestängebreiten bis 30 m. Vorteile: Modellauswahl und Ausstattungsvielfalt sind in diesem Segment sehr groß, sehr gut für kleine Parzellen geeignet, zum Teil preiswert. Nachteile: ungünstige Lastverteilung, große Hinterachs­belastung, begrenzte Flächenleistung, An- und Abbauen zum Teil unpraktisch.

In Kombi mit Fronttank: Wer Flüssigkeitsvolumen auf Anhängespritzen-Niveau benötigt, kann die Anbauspritze mit einem Fronttank kombinieren. Vorteile: Große Modellauswahl und Ausstattungsvielfalt, flexibel kombinierbar, bessere Lastverteilung möglich. Nachteile: An- und Abbau aufwendig, insgesamt hohe Achslasten.

Aufbau-Spritze: nur noch wenig im Einsatz.

Selbstfahrer: Großbetriebe, Betriebsgemeinschaften oder überbetrieblichen Einsatz. Vorteile: Bedienkomfort, Wendigkeit, Bodenfreiheit, Schlagkraft. Nachteile: hoher Kapitalbedarf.

Was ist Stand der Technik?

Wer eine gebrauchte Pflanzenschutzspritze anschaffen möchte, sollte darüber im Bilde sein, was Stand der Technik ist und was auch für Gebrauchtgeräte empfohlen wird. Die wichtigsten Punkte:

Behälter: Behälter aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK), Polyethylen (PE) und vereinzelt Edelstahl. Den besten Kompromiss für alle Anforderungen bietet PE. Wichtig:
- Auf glatte Innenwände ohne Einbauten achten, um eine gute Reinigung zu ermöglichen.
- Frischwasserbehälter mit mindestens 10 % des Behälternennvolumens oder dem Zehnfachen der verdünnbaren Restmenge.
- Dritter Frischwasserbehälter mit 10 bis 20 l für die Hand­reinigung,...