Nach den vergangenen, trockenen Frühjahren ist es fast ungewohnt, dass sich die Wasserversorgung der landwirtschaftlichen Kulturen in Westfalen Ende April als unproblematisch darstellt. Die Niederschlagssummen werden aber auch im kalten April 2021 teils deutlich hinter dem vieljährigen Mittel zurückbleiben. Die Bodenfeuchte der obersten 60 Zentimeter bewegt sich derzeit etwa im Bereich der üblichen Werte, ausgesprochen große Wasserreserven bestehen nicht.
Die Auswertung von Wetterdaten zeigt für die vergangenen Jahrzehnte im meteorologischen Frühling (1. März bis 31. Mai) einen klaren Trend hin zu mehr Sonnenstunden und höheren Temperaturen, die Niederschlagssummen gingen hingegen deutlich zurück. Als Folge trockneten die Böden im Mittel deutlich schneller und stärker ab, als zuvor üblich. Verstärkt wird dies durch einen früheren Vegetationsbeginn, der einen zeitigeren Beginn der Wasserentnahme durch die Pflanzen bewirkt. Die Grafik (Einheit: Prozent der nutzbaren Feldkapazität) zeigt deutlich, dass es in Nordrhein-Westfalen bereits seit 2007 nur noch Frühjahre gab, in denen die Bodenfeuchte mehr oder weniger stark unter dem vieljährigen Mittel 1961 bis 1990 lag.
Bei anhaltender Frühjahrstrockenheit stellte sich in den zurückliegenden Jahren heraus, dass auch Wintergetreide trotz tiefer reichender Wurzeln unter Trockenstress geraten kann. Außerdem können die Nährstoffe der Frühjahrsdüngung bei ausgetrocknetem Oberboden die Wurzeln der Pflanzen nicht oder nur eingeschränkt erreichen. Als Folge davon bleiben die Bestände dünn und niedrig, Ertragseinbußen sind wahrscheinlich.
Die schnellere Abtrocknung des Bodens im Frühling bietet der Landwirtschaft aber auch Vorteile: Die Flächen können früher ohne schädliche Bodenverdichtungen befahren werden. Sommerungen kommen zeitiger und die Erde, allerdings mit dem Risiko, dass bei zu rascher Abtrocknung die zur Keimung und Jugendentwicklung nötige Bodenfeuchte fehlt. Zudem sind gerade Mais und Zuckerrüben spätfrostempfindlich, so dass der Vorteil eines frühen Saattermins gegen die dann höhere Spätfrostgefahr abgewogen werden muss.