Mehr Hitzetage und häufigere Trockenperioden kommen auf Ackerbauern zu. Außerdem fordern Politik und Öffentlichkeit mehr Biodiversität, weniger Pflanzenschutz und weniger Dünger. Auch die Nachfrage nach heimischem Protein und Produkten zur regionalen Humanernährung steigt.
Gründe genug, um sich mit dem Anbau alternativer Kulturen zu beschäftigen. In Demo-Parzellen auf den DLG-Feldtagen waren einige Beispiele ausgestellt, die auch in NRW interessant sein könnten.
Neben den passenden Anbaubedingungen sollten Anbauer zuvor die Vermarktung der Produkte klären. Gerade für den Absatz geringer Mengen ist der Verkauf über Hofläden attraktiv. Für den Verkauf am freien Markt sind häufig nur größere Mengen – beispielsweise durch den Zusammenschluss von Erzeugergemeinschaften – interessant.
Fest steht: Wer schon jetzt erste Erfahrungen mit noch unbekannten Kulturen sammelt, ist bei steigender Nachfrage für den Anbau größerer Mengen vorbereitet.
Buchweizen
In der menschlichen Ernährung dient Buchweizen häufig als Reis-Ersatz, kann aber auch in Suppen, Salaten oder als Flocken im Müsli verwendet werden. Er ist reich an Nähr- und Vitalstoffen und frei von Gluten.
Auch in der Nutztierhaltung kann Buchweizen in Zukunft wieder mehr von Bedeutung sein, da die Frucht mit ihrem hochwertigen Proteinanteil heimische Eiweißfuttermittel ergänzen kann.
Hinweise zum Anbau:
- Aussaat Mitte Mai bis Mitte Juni.
- Ernte ab Mitte September.
- Benötigt mäßig saure, leichte Böden, die schnell erwärmen.
- Hohe Konkurrenzkraft durch sehr schnelle Jugendentwicklung.
- Hinterlässt gute Bodengare.
- Senkt den Nematodendruck.
- Vorfrüchte mit hohem N-Überhang sind weniger geeignet.
- Selbstverträglich.
Hanf
Viehzüchter können Hanf als Einstreu oder Futtermittel verwenden. Die Samen können fast jedem Geflügelfutter beigemischt werden.
In der Industrie dienen Hanffasern als Rohstoff für Kleider, Papiere oder Dämmungsmaterial. Aufgrund hoher Anteile an ungesättigten Fettsäuren sowie Vitaminen sind auch in Supermärkten vermehrt Hanfprodukte zu finden.
Hinweise zum Anbau:
- Aussaat bei 8 °C Bodentemperatur, Ernte im September.
- Anbauerlaubnis benötigt (Betäubungsmittelgesetz): THC-Gehalt unter 0,2 %.
- Benötigt tiefgründige, humose, kalkhaltige und nährstoffreiche Böden.
- Schnelle Keimung und Jugendentwicklung sowie eine gute Vorfruchtwirkung durch ein tiefes Wurzelwerk inklusive Pfahlwurzel.
- Selbstverträglich.
Kichererbsen
Kichererbsen werden bislang vor allem in Fernost, aber auch im Mittelmeeranraum angebaut und haben in vielen Ländern einen festen Platz auf der Speisekarte (z. B. Hummus, Falafel).
Auch in Deutschland verbreitet sich die Kichererbse dank ihrer Proteine, Fette, Vitamine und Ballaststoffe in der Humanernährung – häufig kommt sie als Fleischersatz zum Einsatz.
Zudem kommen Kichererbsen sehr gut mit Hitze und Trockenheit zurecht, was den Anbau auch in NRW immer attraktiver macht.
Hinweise zum Anbau:
- Frostempfindlich, Aussaat aber ab Mitte April („zur Maissaat“) möglich, Ernte ab etwa zwölf Wochen nach der Aussaat.Bevorzugt kalkreiche, sandige Lehmböden; bindige Lehm- und Tonböden sind problematisch.
- Keine N-Gabe notwendig.
- Sehr dürrefest!
- Gute Vorfruchtwirkung.
- Nicht selbstverträglich, fünf bis sechs Jahre Anbaupause.
Linsen
In der Humanernährung sind Linsen dank ihrer hohen Gehalte an Protein, Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralien beliebt. In der Tierernährung sind sie besonders für Rinder und Schafe als eiweißreiche und rohfaserarme Ergänzung geeignet – aufgrund der hohen Kosten allerdings nur selten eingesetzt.
In Deutschland wächst die Linse bislang zumeist im Gemenge mit Getreide, das sie als Stützpflanze benötigt. Wegen der Reife von unten nach oben muss die Ernte in der Regel nicht nur vom Getreide getrennt, sondern auch getrocknet werden.
Hinweise zum Anbau:
- Aussaat ab Ende April, sobald der Boden trocken ist.
- Ernte Mitte/Ende August, wenn die unteren Hülsen braun sind.
- Geeignet für karge, trockene, tonarme und kalkreiche Böden, auf denen andere Kulturen wegen Nährstoffmangel versagen.
- Wegen der langsamen Jugendentwicklung konkurrenzschwach.
- Hinterlässt eine gute Bodenstruktur und fixiert Luftstickstoff.
- Nicht selbstverträglich, vier bis sechs Jahre Anbaupause.
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