Mit der anhaltenden Trockenheit zeigt der Mais mittlerweile auch auf besseren Böden Trockenstress-Symptome. Hier sind es oft verdichtete Bereiche wie Feldeinfahrten und Spuren, in denen der Mais die Bodenwasser-Reserven nicht nutzen kann. Grundsätzlich sollten die Bestände überall auf den Befruchtungserfolg bzw. Kornansatz und das Abreifeverhalten von Blättern und Stängeln kontrolliert werden. Selbst in optisch sehr guten Beständen sind Pflanzen zu finden, die schlecht mit Körnern besetzte Kolben zeigen. Zum Teil ist dies sogar durch die geschlossenen Lieschen zu fühlen.
Auch dort, wo sich der Mais bislang normal entwickeln konnte, zeichnet sich vor dem Hintergrund der Temperatursummen tendenziell eine frühere Silomaisreife ab. Gegenüber dem langjährigen Mittel beträgt der Vorsprung rund sechs Tage – im Vergleich mit dem relativ späten Vorjahr lässt die Temperatursumme einen Entwicklungsvorsprung von mindestens 14 Tagen erwarten. Wo das Wasser reicht, dürfte auch die intensive Strahlung die Entwicklung gefördert haben. Normal entwickelte Bestände mittelfrüher Sorten werden dann in den Niederungslagen gegen Ende der ersten Septemberdekade die Silomaisreife erreichen.
Die Bestände mit massiven Trockenstresssymptomen auf leichten Böden und flachgründigen Standorten konnten sich nach dem Regen zum Monatswechsel nur kurzfristig etwas erholen. Die Hoffnung, dass nach verspätetem Schieben der Narbenfäden noch ein Kornansatz erfolgen würde, wurde in der Regel nicht erfüllt. Kolbenloser Mais müsste jetzt gehäckselt werden, da Ertragszuwächse nicht mehr zu erwarten sind, die Pflanzen aber altern und damit an Futterwert verlieren. Mittlerweile sterben die Restpflanzen aber auch in vielen Beständen, die noch Kolben angesetzt haben, mehr oder weniger schnell ab. Die Blätter sind bereits in weiten Be-reichen – zum Teil auch oberhalb des Kolbenansatzes – tot und die Lieschen vergilbt. Die Kolben sind dabei unregelmäßig von der Spitze und zum Teil auch von der Basis ausgehend reduziert oder vollkommen mit „Gummikörnern“ besetzt.
Bei „Nachblühern“ sind nur einzelne Körner an der Spindel zu finden. Auch in solchen Beständen ist der Ertragsaufbau, selbst wenn es mal ordentlich regnen sollte, endgültig gelaufen. T-Gehaltszunahmen in den wenigen Körnern und in der Gesamtpflanze basieren nur noch auf Wasserabgabe, was über das vergangene Wochenende auch optisch sehr gut zu erkennen war. Gleichzeitig ist mit einer weiteren Verholzung von Blättern und Stängeln zu rechnen, was den Futterwert weiter schmälert und die Verdichtbarkeit des Häckselgutes im Silohaufen erschwert.
Da die Pflanzen beim „Wringtest“ am Stängel mittlerweile kaum noch Saftaustritt zeigen, müssten entsprechende Bestände bzw. Teilschläge jetzt zügig geerntet werden. In Abhängigkeit von den geringen Kolbenanteilen werden dann Gesamt-T-Gehalte in der Regel von weniger als 30 % realisiert, sodass mit dem Austritt von Sickersaft zu rechnen ist, der entsprechend aufgefangen oder gebunden werden muss. Theoretisch müsste das Häckselgut der vorzeitig zu häckselnden Schläge oder Teilschläge auf einer Unterlage aus Trockenschnitzeln, gehäckseltem Stroh oder trockener Grassilage siliert werden, was in der Praxis aber nur schwer realisierbar ist. In der Regel wird der vertrocknete Mais zusammen mit den besseren Beständen geerntet werden. Um die Silagequalität und den Silierprozess nicht zu gefährden, kann es dann sinnvoll sein, extrem vertrocknete, kolbenlose Pflanzen in Teilbereichen gar nicht zu ernten.
