Landwirtschaft im Nebenerwerb bedeutet viel Arbeit. Doch für viele ist die Arbeit auch gleichzeitig Hobby (siehe Einblick in der Wochenblatt-Ausgabe 24/2022 ab Seite 12). Gerade die Feldarbeit ist meist ein willkommener Ausgleich nach einer anstrengenden Arbeitswoche.
Andererseits ist die Zeit im Nebenerwerb knapp und die Investition in die neueste, effizienteste Technik lohnt sich für die oft kleineren Betriebe nicht. Somit stellt sich für viele „Nebenerwerbler“ die Frage: Machen oder machen lassen?
Andere Rechnung
Im Gegensatz zu Landwirten im Vollerwerb müssen Betriebsleiter, die ihren Hof im Nebenerwerb führen und aus ihrem Hauptberuf ein regelmäßiges Einkommen beziehen, kein Einkommen für die ganze Familie aus dem Hof erwirtschaften. So ist der Zwang, möglichst effizient zu arbeiten, grundsätzlich geringer.
So lässt sich am Fuhrpark einiger Nebenerwerbler erkennen, dass hier auch andere Faktoren als die „nackten Zahlen“ eine Rolle spielen. „Aus rein finanzieller Sicht kann es sein, dass mein Nachbar oder Lohnunternehmer die Flächen besser bearbeiten könnte“, erzählen viele Betriebsleiter.
Doch die Rechnung wird aus guten Gründen häufig relativiert. Zwar seien die Maschinen größerer Betriebe häufig auch genauer oder effizienter, aber sowohl die Unabhängigkeit als auch der Spaß am Fahren haben in vielen Fällen einen hohen Stellenwert. So tauchen beispielsweise die eigenen Arbeitsstunden auf dem Acker und in der Werkstatt in keiner Rechnung auf. Und „Hobbys müssen auch Geld kosten“, meint sogar der ein oder andere Technik-Begeisterte Landwirt.
Doch es gibt auch ein Modell, das den Spaß am Ackerbau mit zeitlicher Flexibilität und finanzieller Planbarkeit verbindet.
Mehr Zeit für die Familie
„Bis 2011 waren wir komplett eigenmechanisiert. Sogar einen eigenen Mähdrescher, den wir bei anderen Landwirten im Lohn ausgelastet haben, hatten wir“, erzählt Dr. Arne Dahlhoff. Er ist nicht nur Leiter des Versuchs- und Bildungszentrums Haus Düsse, sondern im Nebenerwerb auch Landwirt. Auf 62 ha Ackerfläche in Soest-Meckingsen baut er Zuckerrüben, Silomais, Winterweizen und Wintergerste an.
Zusammen mit seinem Vater hat er den Betrieb bis 2017 im Feierabend, an Wochenenden und im Urlaub komplett weiter bewirtschaftet – nur den Mähdrusch hat ein Lohnunternehmen übernommen. Das habe auch bei zeitkritischen Arbeiten wie dem Pflanzenschutz sehr gut funktioniert, „weil wir in diesem Gebiet technisch sehr gut aufgestellt waren und mein Vater zeitlich flexibel war“, berichtet Dr. Dahlhoff.
Fixkosten pro Hektar
Beispielsweise in die Saattechnik hätte der Landwirt 2017 jedoch investieren müssen – in einer Zeit, in der die Pachtpreise extrem schnell angestiegen sind. „Zu diesem Zeitpunkt konnten wir uns nicht sicher sein, ob wir einige Flächen wegen zu hoher Pachtgebote liegen lassen müssen“, erinnert Dr. Dahlhoff sich. Wäre das im größeren Umfang der Fall gewesen, hätte er höhere Fixkosten pro Hektar herauswirtschaften müssen.
Hinzu kam die berufliche und familiäre Entwicklung des Betriebsleiters, die immer mehr Zeit erforderte. „Ich wollte in der Saison einfach nicht mehr jede freie Minute auf dem Acker verbringen“, sagt er. Auch sein Vater, der viele Stunden auf dem Schlepper verbrachte, hat zu dieser Zeit sein 70. Lebensjahr beendet „und wollte daher verständlicherweise kürzer treten.“
Da der Spaß an der praktischen Landwirtschaft im Nebenerwerb aber weiterhin vorhanden ist und sowohl Dr. Dahlhoff als auch sein Vater nach wie vor gerne den Betrieb leiten und sich Zeit für die Feldarbeit nehmen wollen, entschieden sie sich für folgendes Modell: „Bis auf einen Frontladerschlepper und Geräte für die Hofarbeit haben wir alle Maschinen abgegeben. Seitdem übernimmt ein Lohnunternehmen die Bestellung unserer Flächen. Wann immer unsere Zeit es zulässt, sitzen wir aber noch selbst auf dem Fahrersitz“, erklärt er.
Mit fremden Schleppern
So sei der Kern der eigentlichen Arbeit geblieben, erzählt der Landwirt: „Wir planen die Fruchtfolge, Sorten- und Düngerwahl, kaufen Betriebsmittel ein, verkaufen die Ernte und wir koordinieren den Pflanzenschutz. Diese praktischen Erfahrungen helfen mir auch im Berufsalltag.“
Natürlich sei man beispielsweise im Pflanzenschutz nicht mehr so handlungsschnell, aber Dr. Dahlhoff ist mit dem Modell der Arbeitserledigung auch nach fünf Jahren noch sehr zufrieden: „Wir haben immer top gewartete, schlagkräftige Maschinen zur Verfügung, sparen uns aber die enormen Fixkosten.“
Stattdessen sind die Arbeitserledigungs-Kosten pro Hektar sehr gut planbar. Nur wenn die Fahrer des Lohnunternehmens auf Dr. Dahlhoffs Flächen ackern, ist der Stundensatz entsprechend höher, als wenn die Landwirte die Schlepper selbst bedienen.
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