Während Landwirte und Lohnunternehmer in den meisten PS-Segmenten jährlich rund 1000 Traktoren oder weniger ordern, sticht die PS-Klasse 201 bis 250 mit mehr als 3300 verkauften Fahrzeugen heraus. Transport- und Ackerarbeiten, zum Teil aber auch spezielle Pflegeaufgaben sind Ihr überwiegendes Einsatzgebiet.
Diese sechs Schlepper waren beim Test dabei:
■ Claas Axion 830 CMATIC
■ Deutz-Fahr 7250 TTV
■ Fendt 826 S4 Vario
■ John Deere 6215R AutoPowr
■ Mercedes Benz Unimog U427
■ New Holland T7.270 AutoCommand
Im Folgenden finden Sie eine Auswahl der wichtigsten Ergebnisse. Die detaillierten Bewertungen aller Testkriterien stehen Ihnen hier als Download zur Verfügung:
Bis zu 25 % Mehrverbrauch
In dieser Leistungsklasse sind 6-Zylinder-Motoren mit gut 6 l Hubraum die Standardmotorisierung. Lediglich der 6-Zylinder des etwas aus dem Testrahmen fallenden Unimog brachte es auf einen Hubraum von 7,7 l. Voraussetzung für die Testteilnahme war ein Motor, dessen Abgaswerte die Anforderungen der aktuellen Stufe V erfüllen.
Die Ermittlung des Kraftstoffverbrauches auf der Straße erfolgte mit zwei Anhängern und einem Gesamtgewicht von gut 30 t auf einem Rundkurs von 16 km Länge. Die Streuung der Verbräuche reichte dabei von 60,0 l/100 km bis 74,7 l/100 km, was einer Differenz von fast 25 % entspricht. Interessant dabei: Zumindest bei 40 km/h konnte der Standardschlepper von John Deere dem auf Lkw-Technik basierenden Transportprofi Unimog Paroli bieten.
Ergebnisse individuell bewerten
Insgesamt zeigen die Ergebnisse des Vergleiches: Die Marken unterscheiden sich in vielen Details. Besonders in puncto Service- und Bedienfreundlichkeit gibt es bei fast allen Fabrikaten Licht und Schatten. Hier gilt es für den Kunden genau hinzuschauen und die jeweiligen Stärken und Schwächen individuell zu bewerten. Vor allem im Zusammenspiel mit der verfügbaren Händlerpräsenz, der weiteren technischen Ausstattung sowie Leistungsfähigkeit und dem Verkaufspreis ergeben sich unterschiedliche Testsieger.
Claas Axion 830 CMATIC
Der Claas Axion 800 gehört schon lange zur Traktorenfamilie aus Harsewinkel. Vor allem die Baureihen bis 2009 hatten einige Kinderkrankheiten. Die sind aber spätestens seit der Überarbeitung Anfang 2014 behoben. Dass der aktuelle Axion 800 ein grundsolider Schlepper ist, zeigen die Bewertungen unserer Tester.
Mit einer maximalen Zapfwellenleistung von 232 PS lag der Testschlepper sehr nahe an den Werksangaben für die Maximalleistung nach ISO, was nahelegt, dass der Motor tatsächlich eine deutlich höhere Leistung hatte. Denn ISO TR 14396 misst die Motorleistung ohne kräftezehrende Kühler, Lüfter und andere Nebenaggregate. Auf dem Weg zur Zapfwelle kommen dann noch Getriebeverluste hinzu. Schlechter als der Schnitt beendete der Axion die Kraftstoffvergleichsmessungen. Die Tester führen das unter anderem auf das hohe Leergewicht des Schleppers sowie den nicht eingefahrenen Motor zurück, denn der hatte zu Testbeginn lediglich 22 Betriebsstunden auf der Uhr. Punkten konnte der Axion 830 unter anderem durch die gute Servicefreundlichkeit. Der Luftfilter ist sehr gut zugänglich und lässt sich einfach warten. Die Kühler können zur Reinigung weit aufgestellt werden und die seitlichen Verkleidungen lassen sich ohne Werkzeug abnehmen.
●+ Gute Zugänglichkeit Kühlerpaket
●+ Leise Kabine
●+ Unterbringung Werkzeugkasten
●- Überdurchschnittlicher Dieselverbrauch bei Zapfwellenbetrieb
●- Motoröl nachfüllen
●- Oberlenkerhalterungen
Deutz-Fahr 7250 TTV
Über das Design von Traktoren lässt sich natürlich streiten. Im Vergleich zur Vorgänger-Serie hat Deutz-Fahr die Serie 7 mit Abgasstufe-V-Motoren dem neuen Familien-Design angepasst und die Motorhaube noch markanter und kantiger gestaltet. Sonst ist aber viel gleich geblieben. Der Motor ist nach wie vor eine Deutz Sechszylinder TCD 6.1 L06. Allerdings wurde er im Rahmen der Anpassung an die Abgasstufe V überarbeitet.
Im Rahmen der Kraftstoffverbrauchs- und Leistungsmessungen hinterließ der Motor ein gemischtes Bild. Während die Leistungsausbeute an der Zapfwelle mit 235 von angegebenen 246 PS gut war, müssen die Verbrauchswerte Zapfwellenarbeit/Straßenfahrt differenziert betrachtet werden. Der Verbrauch bei Zapfwellenarbeit lag unter dem Durchschnitt des Testfeldes. Die Verbrauchswerte im Straßenbetrieb hingegen bewegten sich zum Teil deutlich über den Schnitt.
Der 7250 TTV hatte mit 4955 kg die größte Nutzlast der Testkandidaten. Damit stehen ausreichend Gewichtsreserven für die Aufnahme von Heck- bzw. Frontanbaugeräten zur Verfügung. Die Bewertung der Sech-Pfosten- „MaxiVision 2“-Kabine zeigte dagegen Licht und Schatten: Obwohl es subjektiv in der Kabine des 7250 TTV relativ leise war, wurden bei dem Schlepper sowohl bei 40 km/h, als auch bei 6 km/h mit 1000 Zapfwellenumdrehungen, die höchsten Geräuschwerte gemessen.
●+ Geringer Dieselverbrauch bei Zapfwellenbetrieb
●+ Gute Zugänglichkeit Kühlerpaket
●+ Hohe Nutzlast
●- Überdurchschnittlicher Dieselverbrauch bei Transportfahrt
●- Geräuschbelastung in der Kabine
●- Geringe entnehmbare Ölmenge
Fendt 826 Vario S4
Die vierte Generation der 800er Fendt ging auf der Agritechnica 2009 an den Start. Aktuell umfasst die Baureihe vier Typen mit Motorleistungen von 226 bis 287 PS Maximalleistung. Wie im Deutz-Fahr 7250 arbeitet unter der Motorhaube ein Deutz Sechszylinder.
Topwerte schrieben die Kammerfachleute für die Hydraulikleistung in ihren Testbericht: Der 826 S4 Vario hatte mit angegebenen 11 100 daN die größte Hubkraft des Testfeldes. Auch die nutzbare Ölmenge für Arbeitsgeräte ist mit 80 l am höchsten. Das Getriebe- und Hydrauliköl ist erst nach 2000 Stunden zu wechseln. Die anderen Standardschlepper müssen zum Ölwechsel früher in die Box.
●+ Geringer Dieselverbrauch bei Zapfwellenbetrieb
●+ Lange Ölwechselintervalle
●+ Großes Wischerfeld
●- Umständliche Kühlerreinigung
●- Geringe Leistung der Heizung
●- Terminal speichert keine individuellen Daten
John Deere 6215R
Mit elf Typen deckt die 6R-Baureihe einen großen Leistungs- und Einsatzbereich ab. Dabei unterscheiden sich die Typen deutlich. So gibt es zum Beispiel vier Radstände, zwei Motoren und eine Vielzahl Getriebevarianten. Der 6,8-l-John-Deere-PVS-Motor hat eine Maximalleistung von 237 PS, mit Boost sollen weitere 22 PS aktiv sein. Die Zapfwellenmessungen ergaben Werte, die im üblichen Rahmen lagen. Der versprochene Boostwert wurde mit 20 PS fast erreicht, die Differenz ist den Getriebeverlusten geschuldet.
Eine sehr gute Figur machte der John-Deere-Motor in Bezug auf den Kraftstoffverbrauch. Ganz gleich ob vor der Zapfwelle oder auf der Straße: Keiner der anderen Standardtraktoren kam mit weniger Kraftstoff aus. In der Kategorie Straßenfahrt mit zwei beladenen Anhängern war sogar mit dem Transportspezialisten Unimog gleichauf. Mit genau 60 l Diesel auf 100 km Fahrstrecke verbrauchte der John Deere 10 % weniger Diesel, als der Durchschnitt der Standardtraktoren.
●+ Geringer Dieselverbrauch bei Transportfahrt
●+ Fahrhebel bietet viele Nutzungsvarianten
●+ Bedienung Terminal
●- Werkzeugkasten zu klein
●- Motoröl nachfüllen
●- Schlechte Zugänglichkeit der hinteren Zapfwelle
Mercedes-Benz Unimog U427
Der Unimog U427 ist eindeutig der Exot im Testfeld und sicher nicht in jeder Hinsicht mit den anderen Standardtraktoren vergleichbar – das sollte bei der Beurteilung der Testergebnisse bedacht werden. Er ist als Geräteträger mit mehreren Anbauräumen mit dem Einsatzschwerpunkt Transport-, Pflegeund Kommunalarbeiten konzipiert. Auch wenn die Agrarausstattung Kraftheber beinhaltet, sind Zugarbeiten auf dem Acker sicher nicht die Stärke des Universellen Motorgerätes aus Wörth.
Das der Unimog ein Transportprofi ist, wird dagegen durch die ermittelten Werte bei den Transportfahrten bestätigt. Bei der Solofahrt verbraucht der U427 auf 100 km Fahrstrecke 41,3 l Diesel. Das sind 10,5 l Diesel weniger als die fünf Standardschlepper für die Solofahrt im Durchschnitt verbrennen. Ein ähnliches Bild ergab sich mit gut 30 t am Haken. 60 l/100 km waren ein Wert, den nur noch der John Deere 6215R erreichte. Auffällig ist, dass der Unimog bei der Beschleunigung nicht so schnell in die „Puschen“ kommt wie die Standardtraktoren. Hier sind die stufenlosen Getriebe von Vorteil.
●+ Geringer Dieselverbrauch bei Straßenfahrt
●+ Große Nutzlast
●+ Lange Ölwechselintervalle
●- Überdurchschnittlicher Dieselverbrauch bei Zapfwellenbetrieb
●- Geringe Hubkraft
●- Großer Wendekreis
New Holland T7.270 AutoCommand
New Holland bietet mit der Baureihe T7 eine ähnliche Vielfalt wie John Deere mit der Serie 6R. 14 Modelle, drei Radstände und drei Getriebe sind Kennzeichen der Baureihe. Mit der angegebenen Boostleistung von 10 PS erreicht der New Holland T7.270 AutoCommand eine Leistung von 270 PS. Um die Vorgaben der Abgasstufe V zu erreichen, kommt der FPT-Motor ohne Dieselpartikelfilter aus – das kann zu niedrigeren Betriebskosten beitragen.
Die Zugänglichkeit zu wichtigen Servicepunkten ist teilweise etwas umständlicher als bei den anderen Testkandidaten. Hingegen ist das Tanken von Diesel und AdBlue durch die niedrige Bauhöhe des Tanks sehr angenehm. Allerdings ist dadurch das Dieseltankvolumen auch entsprechend geringer. „Das macht nichts“, werden die New-Holland-Ingenieure vermutlich sagen und auf die niedrigen Verbrauchswerte des Motors hinweisen. Denn in allen Testkriterien erreichte er Verbrauchswerte, die klar unter dem Durchschnitt lagen.
●+ Geringer Dieselverbrauch bei Zapfwellenbetrieb
●+ Große Nutzlast
●+ Kleiner Wendekreis
●- Terminal unübersichtlich
●- Keine geschlossenen Ablagen
●- Anschlüsse für Luftdruckbremse zu hoch angebracht