Mit schnellen Schritten durchquert Fritz Schulz das Gewächshaus und tritt in den Hinterhof hinaus. Dort sind Mitarbeiter gerade dabei, die frisch vom Feld eingefahrenen Schnittlauchballen in großen Boxen festzustampfen. Danach geht es bei –5° C ins Kühlhaus. 35 ha Schnittlauch können dort eingelagert werden.
„Schnittlauch ist eine Sonderkultur, weil sie im Freiland kultiviert werden muss“, erklärt Schulz. Der 68-Jährige stammt ursprünglich aus Dresden. Sein Vater hatte die elterliche Gärtnerei 1961 zurückgelassen, weil er unter aus seiner Sicht nicht annehmbaren Bedingungen in eine LPG eintreten sollte. 1981 kam die Familie nach Papenburg, dort sind auch Schulz drei Geschwister als Gärtner tätig.
Termingerechte Erzeugung
„Schnittlauch ist das schmutzigste Gemüse“, erklärt Schulz während er sich auf Zehenspitzen seinen Weg zwischen Sand und Pfützen bahnt. Doch hat das Amaryllisgewächs auch Vorteile: Ist Schnittlauch erst einmal im Kühlhaus, kann Schulz den Zeitpunkt des Austreibens frei bestimmen und damit schnell auf Bestellungen reagieren. „Beim Schnittlauch können wir wunderbar bremsen und gasgeben“, sagt er.
Bevor die Ballen von Hand zugeschnitten und eingetopft werden, muss der Schnittlauch am Vorabend durch Wässern aufgetaut werden. Nach dem Topfen gelangen die Pflanzen auf großen Tischen in ein Gewächshaus unter spezielles Assimilationslicht.
Dann geht alles ganz schnell. Nach fünf Tagen können bereits die ersten Töpfe verkauft werden. Basilikum hingegen benötigt etwas mehr Zeit. Zuerst bringt die automatische Topfmaschine etwa 50 Samen auf ein Gemisch aus Torf und Kompost auf. Nach dem Wässern gelangen die Töpfe in den Keimraum, wo sie bei 21° C drei Tage verbleiben.
Beim Basilikum hat Schulz die Umstellung auf Bioproduktion bereits vollzogen. Deshalb wird auch ein in Wasser aufgelöstes biologisches Mittel gegen die Trauermücke ausgebracht. Dieser Schädling findet im Kompost ideale Bedingungen zur Vermehrung vor. Die Larve frisst die Wurzeln der Kräuter an. „Der Handel lässt zudem Ware zurückgehen, wenn um die Kräuter viele Trauermücken herumschwirren“, nennt Schulz einen weiteren Punkt, warum er handeln muss.
Spezielles Klima fürs Kraut
Wieder raus aus dem Keimraum verbleiben die Basilikumtöpfe für drei Wochen auf geschlossenen Tischen. Durch abgehängte Rohre erfolgt eine zusätzliche Erwärmung der Blätter, das soll Mehltau vorbeugen. Alle drei bis vier Tage werden die Tische gewässert, darin enthalten sind auch biologische Nährstoffe.
Nach drei Wochen werden die Töpfe schließlich auf den sogenannten Rinnentischen automatisch auf Endabstand gebracht. Die Rinnentische ermöglichen eine gute Belüftung der Pflanzen. Während Basilikum nun bei 19 °C bis 20° C heranwächst, benötigt Petersilie deutlich niedrigere Temperaturen für ein gesundes Wachstum.
Schulz verrät einen Qualitätscheck: „Wenn Petersilie nach der Entnahme aus der Folie flatterig herunterhängt, wurde sie vermutlich beim Basilikum aufgezogen“. Andere Kräuter sind im Anbau noch anspruchsvoller, so müssen Rosmarin und Minze beispielsweise von Hand gesteckt werden. Auch dauert es bis zur Verkaufsreife etwa ein halbes Jahr. An einigen Stellen in den Gewächshäusern sind Inseln mit einkeimblättrigen Hirsearten aufgestellt. Sie sollen Läuse anlocken, die sich auf den zweikeimblättrigen Kräutern nicht niederlassen. Die Läuse werden als Nahrung für verschiedene Nützlinge benötigt.
Die Papenburger Gartenbauzentrale (GBZ) übernimmt für die 49 angeschlossenen Betriebe die Vermarktung und Logistik. Inzwischen werden für die GBZ auf einer Fläche von 250 ha Freiland und 88 ha Gewächshaus Kräuter, Gemüse, Salate und auch Blumen angebaut