Ein rund vierjähriges, schmerzhaftes Preistief und globale Witterungsunbilden führten dazu, dass die Rüben- und Rohrzuckererzeugung stagnierte und nicht mit der kontinuierlich steigenden Zuckernachfrage infolge Bevölkerungswachstum Schritt hielt. In den Zuckerwirtschaftsjahren 2019/20 bis 2021/22 war die Weltzuckerbilanz ausgeglichen oder knapp negativ, die Endbestände sanken.
Marktpreise lange nicht wirtschaftlich
Bereits ab September 2020 stieg der Weißzuckerpreis von rund 300 €/t auf zwischenzeitlich mehr als 550 €/t Weißzucker. Aktuell liegt er bei rund 500 €/t. Für den Zuckersektor war diese Steigerung dringend notwendig, denn lange Zeit waren die Marktpreise nicht wirtschaftlich. Hinzu kam gerade in den vergangenen zwölf Monaten ein starker Anstieg der Produktions- und Transportkosten, sowohl auf landwirtschaftlicher wie auf zuckerindustrieller Seite.
Gegenläufige Prognosen
Uneinig sind Analysten, ob sich das gute Niveau der Zuckerpreise auf dem Weltmarkt im Kalenderjahr 2023 hält. Ein stabil hoher Weltmarktpreis ist aber auch für die europäischen Rübenanbauer und Zuckererzeuger wichtig. Denn dann dürfte auch der Importdruck in die EU gering bleiben. Das wiederum würde das derzeit hohe EU-Preisniveau stabilisieren.
Im Kern ist aber die EU-eigene Rübenzuckererzeugung maßgebend für den EU-Weißzuckerpreis. Gegenüber 2021/22 wurde die Rübenanbaufläche in der EU 2022/23 noch einmal um rund 3 % eingeschränkt. Kombiniert mit Dürre in wichtigen Rübenanbaugebieten sank das europäische Zuckerangebot gegenüber dem Vorjahr nochmals um rund 1 Mio. t. Daraus resultieren die höchsten Zucker- und Rübenpreise seit vielen Jahren.
Im marktabhängigen flexiblen Preismodell sind inklusive der Nebenleistungen durchschnittlich rund 55 €/t Rüben zu erwarten, im Sicherheitsmodell knapp unter 40 €/t. Mit Ausnahme der am stärksten durch die Trockenheit betroffenen Standorte werden beim diesjährigen Zuckerrübenanbau trotz der Kostensteigerungen für Diesel und Dünger gute und wettbewerbsfähige Erlöse erzielt.
Aussichten ungewiss
Für das Anbaujahr 2023/24 scheinen die Voraussetzungen für gute Rübenpreise günstig zu sein. Zwar kennt man die Anbaufläche in der EU noch nicht. Hohe Energiekosten werden aber für die Zuckerfabriken weiter hohe Weißzuckerverkaufserlöse erforderlich machen. Und die Rübenpreise sind an die Zuckerpreise gekoppelt.
Zudem wird der Zuckerendbestand in der EU zum Start des Zuckerwirtschaftsjahres 2023/24 auf niedrigem Niveau liegen. Und auch die hiesigen Zuckerverwender wissen die Zuverlässigkeit einer heimischen Zuckerproduktion wieder zu schätzen.
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