Kartoffeln — Verticillium, Sclerotiniabefall, Stechapfel beseitigen

11. August 2020 - Hinweise der Landwirtschaftskammer NRW zum Pflanzenschutz für diese Woche.

Kartoffeln – Verticillium: In einigen Beständen tritt Verticillium (Wirtelpilz-Welkekrankheit) auf. Zuerst vergilben die unteren Blätter, teilweise nur halbseitig, dann sterben sie ab und hängen am noch grünen Stängel. Stark befallene Pflanzen sterben innerhalb kürzester Zeit ab. Im weiteren Verlauf verbräunen die Gefäßbündelringe der Knollen. Die Erreger überdauern im Boden an Unkräutern oder Pflanzenresten. Verticillium alboatrum kann lange im Knollenge­webe überleben. Der Erreger be­vorzugt Temperaturen um 16 bis 20 °C. Verticillium dahliae ist besonders aggressiv bei höheren Temperaturen (Optimum 24 bis 28 °C). Sie dringen zunächst in das Xylem der Gefäßbündel ein. Das stört den Wasserhaushalt. Die Mikros­klerotien können über die Knollen ins Lager gelangen und weitere Knollen infizieren. Verminderte Triebkraft und Fadenkeimigkeit sind die Folge. Nematoden können eine Infektion über die Wurzeln erleichtern. Es gibt keine direkten Bekämpfungsmöglichkeiten. Zu empfehlen ist aber eine weite Fruchtfolge. Bei der Landwirtschaftskammer NRW besteht die Möglichkeit, Bodenproben auf Verticillium testen zu lassen.

Typisch für Verticillium sind halbseitig gelb verfärbte Blätter. (Bildquelle: Benker)

Sclerotiniabefall: Auf ersten Flächen ist Sclerotinia sichtbar. Die Sclerotinia-Stängelfäule tritt in der Regel nach stürmischem, kühlem Wetter an windempfindlichen Sorten in Norddeutschland auf.

Oberirdisch welkende Stauden können zunächst mit der Welke durch Schwarzbeinigkeit verwechselt werden. Erst die weiße Verfärbung des unteren Stängelbereichs weist auf Sklerotinia hin. Im Inneren des Stängels sind die typisch schwarzen Sklerotien. Diese Dauerfruchtkörper gelangen in den Boden und überdauern dort mehrere Jahre. Von hier aus können sie auskeimen und an der Bodenoberfläche Fruchtkörper (Apothecien) ausbilden. Die in den Apothecien gebildeten Sporen verbreiten sich mit dem Wind und infizieren geschädigtes oder absterbendes Blatt- und Stängelgewebe. Die Sklerotien können im Boden direkt über Myzelfäden in den Stängel eindringen. Bekämpfung:

Vier- bis fünfjährige Fruchtfolge bei anfälligen Kulturen, wie z. B. Kartoffeln, Raps, Leguminosen, Sonnenblumen, Kohl.

Applikation von fluazinamhaltigen Krautfäulefungiziden, vor allem Banjo Forte, zum Zeitpunkt der Blüte, zwei Mal im Abstand von etwa einer Woche (Niederländische Untersuchungen).

In Ackerbaukulturen nach der Ernte Contans WG mit 2 kg/ha (200 bis 500 l/ha Wasser) spritzen und in den Boden einarbeiten.

In Beständen zur Pflanzguterzeugung zur Verminderung der Bodenverseuchung nach der Bodenbearbeitung vorm Legen Contans WG (antagonistischer Pilz: Conio­thyrium minitans 50 g/kg, Zulassung bis 31. Juli 2033) spritzen, mindestens zwei Monate vor einer möglichen Sclerotinia-Infektion. Aufwandmenge bei 10 cm Einarbeitungstiefe: 4 kg/ha, bei 20 cm Einarbeitungstiefe: 8 kg/ha, jeweils in 200 bis 1000 l/ha Wasser.

Contans WG ist nicht mischbar mit AHL, Gülle, Kalkstickstoff, Branntkalk, Thomaskali. Nach Ausbringung dieser Dünger mit einer Contans WG-Applikation 14 Tage warten.

Sclerotinia-Stängelfäule: weißer, trockener, fester Stängelbereich, im Inneren schwarze Sklerotien. (Bildquelle: Benker)

Kartoffeln – Stechapfel beseitigen: Zurzeit tritt Stechapfel in zahlreichen Kartoffelbeständen auf. Er ist Wirtspflanze für Kartoffelzystennematoden und kann diese stark vermehren. Die Pflanze enthält stark giftige Alkaloide. Aktuell ist nur noch eine Entfernung von Hand möglich und absolut nötig. Denn eine einzige Pflanze kann bis zu 6000 Samen ausbilden. Beim Ausziehen der Pflanzen Handschuhe verwenden und ungeschützte Körperteile bedecken. Pflanzen vom Feld bringen und vernichten. Im Hausmüll entsorgen oder verbrennen. Nicht in den Kompost oder Biomüll werfen.

Gemeinen Stechapfel nun unbedingt mit Handschuhen entfernen. Handschuhe sind dabei zwingend notwenig. (Bildquelle: Dr. Benker)