Die lokalen Niederschläge und die moderat warmen Temperaturen bieten der Krautfäule aktuell optimale Entwicklungsmöglichkeiten. Zum Glück ist in NRW – auch aufgrund des umsichtigen Bekämpfungsmanagements der Landwirte – bislang nur ein niedriges Sporenpotential vorhanden, sodass der Befall noch überschaubar ist. Das kann sich aufgrund der prognostizierten, unbeständigen Witterung aber schnell ändern, wie wir beispielsweise 2016, als sich die Krautfäule auf vielen Flächen innerhalb von nur drei Tagen explosionsartig ausbreitete, leidvoll erfahren mussten.
Aktuell ist der Infektionsdruck in NRW überwiegend sehr hoch, weshalb der Spritzabstand in Abhängigkeit vom zuvor eingesetzten Fungizid maximal sieben Tage betragen sollte. Auch in den kommenden Tagen wird der Infektionsdruck auf sehr hohem Niveau bleiben. Neben dem regionalen Spritzabstand, der auf der ISIP-Internetseite zu sehen ist, müssen Anbauer zusätzlich den schlagspezifischen Spritzabstand berücksichtigen. Abhängig vom Krautwachstum, der Sortenanfälligkeit, der Befallssituation, der Niederschlagsmenge seit der vorherigen Spritzung und vom zuvor eingesetzten Fungizid muss der Spritzabstand um bis zu drei Tage verkürzt werden.
Die Landwirtschaftskammer empfiehlt, weiterhin mit systemischen Mitteln (z. B. Infinito, Proxanil + Ranman Top, RIVAL DUO + Carneol oder Zorvec Endavia) oder lokalsystemischen Mitteln (z. B. Acrobat Plus WG, Areva MZ, Banjo Forte, Carial Flex, Curzate M WG, Cymbal Flow + Ranman Top/Shirlan, Moximate 725 WG, Nautile WG, Plexus, Presidium, Reboot + Leimay, Revus, Revus Top, Tanos, Valbon, Valis M, Versilius, Video, Zetanil M) zu behandeln. Gegebenenfalls ist eine Mischung mit einem Sporizid (z.B. z.B. Carneol, Frowncide, Leimay, Nando 500 SC, Ohayo, Ranman Top, Shirlan, Terminus, Winby) sinnvoll. Wenn noch kein Befall vorhanden ist, können Landwirte die Aufwandmengen dieser Tankmischungen reduzieren.
Bei sporulierendem Blatt- oder Stängelbefall müssen Anbauer Stoppspritzungen durchführen. Dies sollte bevorzugt mit Cymoxanil-haltigen Fungiziden wie Carial Flex, Curzate M WG, Cymbal Flow + Ranman Top/Shirlan, Moximate 725 WG, Nautile WG, Plexus, Proxanil + Ranman Top, Reboot, RIVAL DUO + Carneol, Tanos, Vi-deo oder Zetanil M zusammen mit einem sporiziden Partner wie Carneol, Frowncide, Leimay, Nando 500 SC, Ohayo, Ranman Top, Shirlan, Terminus oder Winby mit vollen Aufwandmengen geschehen. Möglich ist auch Infinito mit einem sporiziden Partner.
Die zweite Stoppspritzung muss im Abstand von drei bis vier Tagen erfolgen. Dann sollten Anbauer wieder die zuvor aufgeführten Mittel oder alternativ z. B. Presidium, Revus, Revus Top, Valbon, Valis M oder Versilus, jeweils mit sporizidem Partner, einsetzen. Gegebenenfalls sind später weitere Stoppspritzungen nötig. Bei größeren Befallsnestern hilft eine Sikkativ mit sporizidem Partner (ggf. halbe Aufwandmenge).
Um Rückstände im Erntegut zu vermeiden, sollten Anwender Infinito, Proxanil und RIVAL DUO nur bis zur Blüte einsetzen. Die Verfügbarkeit der einzelnen Mancozeb-haltigen Mittel kann begrenzt sein. Zur Resistenzvermeidung müssen Fungizide unterschiedlicher Wirkklassen (FRAC) im Wechsel eingesetzt werden.