Um unliebsame Überraschungen zu vermeiden, sollten Kartoffelanbauer Pflanzgut bei der Anlieferung sofort auf Nass-, Braun- und Trockenfäulen, Rhizoctonia, Schorf, Virusbefall, geschrumpelte Knollen sowie auf starke Beschädigungen kontrollieren. Dies gelingt am besten mit einer Waschprobe mit 100 Knollen, denn nur so kann auch vernünftig auf Silberschorf kontrolliert werden. Silberschorf ist zwar kein offizieller Reklamationsgrund, stark geschrumpelte, weiche Knollen mit geschädigten Keimanlagen aber schon. Grüne oder unförmige Knollen sowie Drahtwurmlöcher sind kein Mangel.
Als nächstes empfiehlt die Landwirtschaftskammer, einen Schnelltest auf Nassfäuleerreger durchzuführen: Dazu sollten Anbauer gewaschene Pflanzknollen in eine Plastiktüte geben und fest verschließen. Sind Nassfäuleerreger im Pflanzgut enthalten, fangen die Knollen schon nach ein bis zwei Tagen an zu faulen.
Zum Schluss sollte die Qualität des Pflanzgutes mit einem Keimtest überprüft werden. Dieser macht Belastungen sichtbar, sodass spätere Schäden im Feldbestand vermieden werden können. Dazu wird die Waschprobe warm aufgestellt und kontrolliert, wie triebfreudig das Pflanzgut ist und ob Auflaufprobleme möglich sind. Der Keimtest gibt Aufschluss darüber, wann wie viele Triebe mit welcher Stärke abhängig von der Knollengröße ausgebildet werden.
Auch bei optisch einwandfreier Ware sollten Kunden den Sackanhänger (Pflanzenpass) von jeder Partie zusammen mit einer Rückstellprobe für eventuelle spätere Reklamationen verwahren. Manchmal treten versteckte Mängel wie Fusariumbefall oder mangelnde Triebkraft erst später im Feld auf.
Ist die Pflanzgutpartie in Ordnung, sind folgende Dinge zu beachten:
- Frisch bezogenes Pflanzgut für mehrere Tage bei Temperaturen über 10 °C trocken lagern, um eine schnelle Wundheilung der bei der Aufbereitung und dem Transport entstandenen Beschädigungen zu ermöglichen.
- Die Pflanzkartoffeln anschließend unbedingt luftig, trocken und kühl lagern! Eine fortgeschrittene Keimung kann nur durch kühle Temperaturen gebremst werden!
- Pflanzkartoffeln nicht über längere Zeit in Jutesäcken oder auf Paletten lagern, schon gar nicht in Big Bags, da sonst unter anderem Probleme mit der Wundheilung und Keimung auftreten!
- Nicht in Räumen lagern, in denen früher Chlorpropham zum Einsatz kam.Besonders keimruhige Sorten (z. B. Agria, Victoria, Donella) zur Erreichung eines optimalen Ertrags unbedingt in Keimstimmung bringen – dies gilt vor allem für Ware, die aus Kühlhäusern angeliefert wird (häufig Pflanzkartoffeln aus den Niederlanden).
- Eine Keimstimmung erreichen Kartoffeln bei Temperaturen von 10 bis 12 °C über circa zwei Wochen oder Temperaturen bis 20 °C über drei bis vier Tage. Neben einer zügigen Jugendentwicklung fördert eine vernünftige Keimstimmung auch den Knollenansatz. Darüber hinaus fördern Wechseltemperaturen und Frischluft die Keimbereitschaft.