Seit Fronleichnam fielen in NRW teils extrem unterschiedliche Niederschlagsmengen – von fast nichts bis über 80 mm. In einigen Senken stand oder steht für mehrere Tage Wasser. Was bedeutet das für die Kartoffeln?
- Stehendes Wasser für mehr als einen Tag kann je nach Entwicklungsstand der Kartoffeln dazu führen, dass die Wurzeln faulen und die Pflanze abstirbt. Es hätte zeitnah von den Flächen entfernt bzw. abgepumpt werden müssen.
- Das Risiko für Phytophthora bleibt hoch. Mit der Feuchtigkeit im Boden, der hohen Luftfeuchte und Temperaturen von über 20 °C sind die Bedingungen sehr gut.
- Durch die deutlich gestiegenen Temperaturen zeigen sich in Frühkartoffeln schon jetzt erste Triebe mit Schwarzbeinigkeit (Erwinia/Dickeya) oder faule Mutterknollen. Es liegt die Vermutung nahe, dass es sich um Ausgangsbefall aus dem Pflanzgut handelt. Erwinia und andere Erreger (wie Phytophthora) können sich bei stark durchnässten Dämmen unterirdisch ausbreiten. Hier ist in den betroffenen Gebieten auf vorerst trockenes Wetter zu hoffen. Bakterien an der Oberfläche können hingegen mit Kupfer bekämpft werden (Nebenwirkung). Wo Anbauer eine verstärkte Gefahr von Erwinia oder Schwarzbeinigkeit befürchten, (Staunässe/stehendes Wasser) oder bereits Symptome im Feld sichtbar sind, können sie die Krautfäulespritzungen ein bis zwei mal mit Kupfer ergänzen (z. B. jeweils 1,5 bis 2 kg/ha Funguran progress.
- Wo sehr starke Niederschläge gefallen sind, kam es zu Erosion und abgespülten Dämmen zu beobachten. Daraus können sich mehrere Probleme ergeben: Insbesondere schluffig-lehmige Böden neigen bei nachfolgendem Abtrocknen zu starken Verkrustungen, die den Luftaustausch blockieren und die Wurzelatmung behindern. Das kann Ertrag kosten (Kartoffel = Hackfrucht) und ist oft noch schlimmer als der etwas schmalere Damm, der gegebenenfalls den Anteil grüner Kartoffeln in der Ernte erhöht. Je nachdem, wann die Flächen wieder befahrbar sind und wie weit die Kartoffeln dann sind, kann in einzelnen Fällen ein Nachhäufeln bzw. Hacken sinnvoll sein. Häufig werden die Flächen aber gerade dort, wo es sinnvoll wäre, in den nächsten Tagen noch nicht wieder mit schmalen Reifen befahrbar sein. Da die Kartoffeln nun rasch wachsen, sind diese anschließend voraussichtlich zu groß sein für ein Nachhäufeln und eine erneute Herbizidmaßnahme. Schäden an den Wurzeln und Stolonen müssen unbedingt vermieden werden! Im Einzelfall sollten Anbauer Berater einschalten.
Bei starker Bodenerosion kann es sein, dass der Herbizidfilm beschädigt ist. Eine pauschale Nachbehandlung ist aber nicht zu empfehlen. Die Kartoffeln wachsen zurzeit zügig und durch die vorausgegangenen Niederschläge sollte der Herbizidfilm relativ stabil sein. Landwirte sollten betroffene Flächen genau beobachten.