Kartoffeln – Maleinsäure zur Keimhemmung

28. Juli 2020 - Hinweise der Landwirtschaftskammer NRW zum Pflanzenschutz für diese Woche.

Kartoffeln – Maleinsäure zur Keimhemmung: Beim Einsatz von Maleinsäurehydrazid ist es unerlässlich, vorher die Knollengröße zu prüfen. Kleinfallende Sorten müssen eine Mindestgröße von 25 bis 30 mm erreicht haben, großfallende Sorten mindestens 35 bis 40 mm. Ab diesem Zeitpunkt ist die Zellteilung abgeschlossen. Die anschließende Zellstreckung, also das Größenwachstum der Knollen, wird durch Maleinsäurehydrazid nicht beeinträchtigt. Das heißt, ab diesem Zeitpunkt sind sortenabhängig voraussichtlich keine Ertragseinbußen mehr zu erwarten. Das bereitet in diesem Jahr meistens keine Probleme, da die Knollen häufig deutlich dicker sind. Je größer die Knollen, umso größer der Stoffwechsel, umso mehr Wirkstoff wird eingelagert.

Annabelle im Januar ohne Itcan-Behandlung. (Bildquelle: Dr. Benker)

Annabelle im Januar mit Itcan-Behandlung, Wirkstoff: Maleinsäurehydrazid. (Bildquelle: Dr. Benker)

Einige Landwirte berichten davon, dass nach einer Behandlung mit Maleinsäurehydrazid die Bestände einige Tage „schlapp“ aussehen und die Blüten abfallen. In den Versuchen der Landwirtschaftskammer NRW ist das aber noch nicht beobachtet worden. Allerdings ist der Behandlungstermin in diesem Jahr, aufgrund der oft sehr dicken Knollen, deutlich früher und die Bestände sind noch deutlich grüner und wüchsiger als in anderen Jahren. Maleinsäurehydrazid hemmt die Zellteilung im meristematischen Gewebe, aber nicht nur in den Kartoffeln. Wird also ein sehr wüchsiger, grüner Bestand behandelt, können auch die meristematischen Zellen in den sich neu bildenden Blättern oder Blüten beeinträchtigt werden. Das hat aber keine weiteren Nachteile. Möglich ist aber, dass die Zumischung von Fungiziden, Insektiziden, Additiven oder Blattdüngern die Pflanzen stressen und mit „Schlappen“ reagieren. Maleinsäurehydrazid möglichst solo ausbringen. Versuchserfahrungen liegen nur für Curzate + Shirlan vor. Laut Aussagen der Firma Belchim geht Ranman Top ebenso.

Die zugelassenen Mittel Fazor oder Himalaya 60 SG lassen sich einmalig mit 5 kg/ha in 350 bis 500 l Wasser/ha ausbringen. Die Anwendung sollte bis maximal 25 °C erfolgen. Bei heißem, trockenem Wetter sind die Spritzungen in die frühen Morgenstunden oder in die Abendstunden zu verlegen. Keine Beregnung innerhalb von 24 Stunden nach der Behandlung bzw. die Regenprognosen sind zu berücksichtigen.

Die keimhemmende Wirkung von Maleinsäurehydrazid ist in keimfreudigen Sorten, wie z.  B. Annabelle nicht bis zur Auslagerung ausreichend. Daher: Ohne Kühllagerung spätestens Ende November das Erntegut auf eine mögliche Keimung überprüfen und gegebenenfalls mit anderen Keimhemmungsmitteln nachbehandeln.