Zu Beginn der Saison wiesen zahlreiche Kartoffelbestände deutliche Auflaufverzögerungen auf. Durch das „wüchsige“ Wetter innerhalb der vergangenen Wochen, d.h. moderat warme Temperaturen und ergiebige Niederschläge, haben die Bestände das ungleichmäßige Wachstum kompensieren können. Die Bestände präsentieren sich optisch sehr gut und bilden sehr schnell viel Neuzuwachs. Das „wüchsige“ Wetter fördert aber nicht nur das Pflanzenwachstum, es lässt auch den Krautfäulebefall explodieren. Durch die Starkniederschläge waren die Schläge zeitweise nicht befahrbar, sodass im Rheinland die Anschlussbehandlungen häufig nicht rechtzeitig erfolgen konnten. Hierdurch blieb besonders der Neuzuwachs ungeschützt. Das volle Ausmaß wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Sobald es wieder möglich ist, müssen Anbauer sofort Anschlussbehandlungen mit systemischen oder lokalsystemischen Fungiziden plus Sporizid durchführen.
Mittlerweile wird auch in Westfalen Krautfäule gefunden. Die Ausgangssituation ist hier aber teilweise eine andere. Trotz des „Krautfäulewetters“ und trotz der Warndienstempfehlungen haben einige Landwirte – im Rückblick auf die drei Trockenjahre – zu große Spritzabstände gewählt, teilweise die falschen Mittel eingesetzt und oft auf den Zusatz von Sporiziden verzichtet. Das rächt sich gerade, denn auf mehreren Flächen hat sich die Krautfäule großflächig ausgebreitet. Diese Bestände sind zum Teil nicht mehr zu retten.
Haben die Knollen schon eine ausreichende Größe erreicht, sollte sofort eine chemische Sikkation erfolgen. Hier empfiehlt sich der Einsatz von 0,8 l/ha Quickdown + 2,0 l/ha Toil + Sporizid (Fluazinam-haltige Mittel, Ranman Top). Falls fast nur noch Stängel vorhanden sind,sollte 1,0 l/ha Shark + Sporizid zum Einsatz kommen. Ist der Blattapparat sehr groß und die Stängel sehr stabil, kann die Kombination aus 1,0 l/ha Shark + 0,3-0,4 l/ha Quickdown + 0,75-1,0 l/ha Toil + Sporizid gewählt werden. Soll nur Kraut geschlagen werden, empfiehlt es sich, zum Schutz des Erntegutes vorher ein Sporizid einzusetzen. Es muss aber wirken können – also muss der Blattapparat ausreichend benetzt werden und sollte vor dem Krautschlagen antrocknen.
Aber nicht immer haben die Knollen auf diesen Flächen schon eine ausreichende Größe erreicht. Einige Flächen müssen umgebrochen werden. Hier empfiehlt sich der Einsatz von Glyphosat zur Saatvorbereitung für die Folgekultur, um vor allem die Knollen abzutöten, damit Ausfallkartoffeln im Folgejahr vermieden werden.
Der Handel teilte mit, dass Proxanil und RIVAL DUO fast ausverkauft sind. Stattdessen können Anbauer bei Befall die anderen Cymoxanil-haltigen Fungizide (z.B. Carial Flex, Curzate M WG, Cymbal Flow, Moximate 725 WG, Nautile WG, Nautile WP, Plexus, Reboot, Solution, Tanos, Video) plus Sporizid (z.B. Fluazinam-haltige Mittel, Leimay, Ranman Top) einsetzen. Allerdings sollten Proxanil, RIVAL DUO und Infinito zur Rückstandsvermeidung sowieso nur bis zur Blüte eingesetzt werden.
Die extreme Nässe fördert auch die Schwarzbeinigkeit und Nassfäulen. Hier können 1,5-2,0 kg/ha Funguran die Krautfäulefungiziden ergänzen, Mit einer Woche abstand sollte die Anwendung wiederholt werden. Hierdurch kann der oberirdische Befall etwas reduziert und die Weiterverbreitung begrenzt werden.