Kartoffeln — Krautfäule, Alternaria, Spinnmilben

7. Juli 2020 - Hinweise der Landwirtschaftskammer NRW zum Pflanzenschutz für diese Woche.

Kartoffeln – Krautfäule: In unbehandelten Versuchsparzellen in Schwalmtal tritt erster Krautfäuleblattbefall auf. Sicherlich gibt es weiteren, bislang unentdeckten Befall an Ausfallkartoffeln, auf Ökoflächen oder auf Flächen mit zu weitem Spritzabstand oder der falschen Mittelwahl. Das heißt, dort, wo Niederschläge gefallen sind und beim aktuellen Wind, bestehen gute Bedingungen für einen Sporenzuflug. Krautfäulesporen können mit dem Wind bei 5 m/s bis zu 100 km weit getragen werden. Bei hoher Luftfeuchte überleben sie mehrere Tage. Für eine Infektion sind drei bis vier Stunden Blattnässe ausreichend. Nach kurzer Inkubationszeit (zwei bis drei Tage) erscheinen Symptome. Bestände sorgfältig kontrollieren. Spritzabstände der Anschlussbehandlungen an Niederschläge, Beregnungsmaßnahmen und Krautwachstum anpassen. Die Empfehlungen der Prognosemodelle Simblight 1 und Simphyt 3 von ISIP passen in diesem Jahr leider überhaupt nicht zu den vorherrschenden Witterungsbedingungen. Weder der Spritzstart noch die Spritzabstände werden richtig berechnet. Hier besser den Erfahrungen der Kammerberater vertrauen.

Bei Befall Stoppspritzungen durchführen. Bevorzugt Cymoxanil-haltige Fungiziden (z. B. Carial Flex, Curzate M WG, Moximate 725 WG, Nautile, Proxanil, Reboot, RIVAL DUO, Tanos, Video, Zetanil M) plus sporiziden Partner (z. B. Carneol, Frowncide, Nando 500 SC, Ohayo, Ranman Top, Shirlan, Terminus, Winby) oder Infinito + sporiziden Partner in vollen Aufwandmengen einsetzen. Zweite Stoppspritzung muss im Abstand von drei bis vier Tagen erfolgen (cymoxanilhaltiges Mittel/Infinito + sporiziden Partner). Oder alternativ z. B. Presidium, Revus, Valbon oder Valis M jeweils + sporiziden Partner einsetzen. Gegebenenfalls weitere Stoppspritzungen durchführen.

Typisches Krautfäulesymptom. (Bildquelle: Dr. Benker)


Krautfäule mit typischem weißen Pilzrasen. (Bildquelle: Dr. Benker)

Alternaria: Aktuell ist eine deutliche Zunahme zu beobachten. Sieben bis acht Wochen nach dem Auflauf sollte die zweite Revus Top- oder Narita-Behandlung erfolgen bzw. erfolgt sein. Etwa 12 bis 14 Tage danach mit Signum 0,25 kg/ha weiterbehandeln. Aufgrund aufgetretener Resistenzen und Minderwirkungen im Feld, werden Azoxystrobin-haltige Mittel (wie z. B. Ortiva) von der Landwirtschaftskammer NRW schon seit 2012 nicht mehr empfohlen. In Niedersachsen und Bayern zeigen Ortiva und Signum seit mehreren Jahren kaum noch eine Wirkung im Feld. In NRW wirkt Signum spät eingesetzt noch gegen die später auftretenden Alternaria-Dürrflecken. Der vermeintliche Greening-Effekt von Azoxystrobinen (wie z. B. Ortiva) in Kartoffeln, hat sich in Kammerversuchen im Ertrag nicht widergespiegelt. Diese Mittel haben keine Krautfäule- und aufgrund der Resistenzen keine Alternaria-Wirkung. Zur Förderung der Blattgesundheit besser Mancozeb-haltige Fungizide einsetzen.

Spinnmilben: Unerwartet früh sind aktuell zahlreiche anfällige Sorten mit Spinnmilben befallen. Nach ergiebigen Niederschlägen oder Beregnungsmaßnahmen sind die Tierchen häufig schwer zu entdecken und ein beginnender Befall wird leicht mit den Alternaria-Sprühflecken verwechselt. Bei Befall sofort handeln, da er fast immer viel zu spät entdeckt wird. Bei rechtzeitigem Einsatz sind Randbehandlungen ausreichend. Für die Akarizide Milbeknock (B1, Zulassung bis 2. September 2020) 1 l/ha in 800 bis 1000 l/ha Wasser und Apollo 50 SC (B4, Zulassung bis 11. September 2020) mit 0,4 l/ha in 400 bis 800 l/ha Wasser bestehen Notfallzulassungen. Da eine einmalige Behandlung voraussichtlich nicht ausreicht, empfiehlt sich die Spritzfolge beginnend mit Milbeknock und der Nachlage vom Apollo 50 SC im Abstand von einer Woche.

Ein beginnender Spinnmilbenbefall ist leicht mit Alternaria-Sprühflecken zu verwechseln. Da der Befall meist zu spät entdeckt wird, sofort handeln. (Bildquelle: Dr. Benker)

Symptome eines Spinnmilbenbefalls auf der Blattunterseite. (Bildquelle: Dr. Benker)


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