Krautfäule: Krautfäule tritt jetzt vermehrt in NRW auf. In der Nähe von ökologisch angebauten Kartoffeln und dort, wo Ausfallkartoffeln stehen, sollten Anbauer ihre Bestände besonders sorgfältig kontrollieren. In sehr wüchsigen Beständen ist Krautfäule häufig im unteren Bereich zu finden. Aufgrund der vorhergesagten Witterung wird der Infektionsdruck weiterhin hoch bleiben. Dementsprechend sollten systemische oder lokalsystemische Fungizide – ggf. mit einem Sporizid – mit kurzen Spritzabständen eingesetzt werden. Bei akutem Befall sind Stoppspritzungen notwendig.
Alternaria: Alternaria alternata Sprühflecken treten jetzt vermehrt auf und auch erste Alternaria solani Dürrflecken wurden gefunden. Aktuell steht die zweite Spritzung mit den Alternaria-Spezialfungiziden wie Revus Top, Narita 0,5 l/ha, Propulse 0,5 l/ha, Signum 0,25 kg/ha oder Dagonis 0,75 l/ha an. Bei Propulse müssen Anwender die Nachauflagen beachten. Signum sollte aus Resistenzgründen möglichst erst in der dritten Spritzung zum Einsatz kommen.
Kartoffelkäfer: Aufgrund des hohen Befallsdrucks waren die ersten Maßnahmen gegen Kartoffelkäfer nicht immer ausreichend. Außerdem sind weiterhin Eigelege und adulte Kartoffelkäfer zu finden. Zeigen Flächen Befall, sind Nachbehandlungen mit z. B. Coragen, Benevia oder Mospilan/Danjiri angebracht.
Keimhemmung, Durch- und Zwiewuchs: Einige Bestände haben schon den Behandlungstermin für Maleinsäurehydrazid (Fazor, Himalaya 60 SG; 1x 5 kg/ha in 500 l/ha Wasser; Wartezeit 21 Tage) zur Keimhemmung und Vermeidung von Ausfallkartoffeln erreicht. Dies ist der Fall, wenn 80 % der Knollen kleinfallender Sorten eine Mindestgröße von 25 bis 30 mm und bei großfallenden Sorten von 35 bis 40 mm erreicht haben. Ab dieser Größe ist die Zellteilung in den Knollen abgeschlossen, danach erfolgt nur noch die Zellstreckung. Ab diesem Zeitpunkt sind keine Ertragseinbußen zu erwarten.
Die Witterung hat die Kartoffeln in den vergangenen Wochen sehr gestresst, sodass schon erster Durch- und Zwiewuchs (Keime, Knollen, Kindel, Ketten, Puppigkeit) auftritt. Der optimale Einsatzzeitpunkt gegen Durch- und Zwiewuchs ist, wenn rund 80 bis 90 % der Knollen eine Keimlänge von gerade gespitzt bis 5 mm aufweisen – falls nicht sowieso schon zur Keimhemmung behandelt wurde. Gute Wirkung sind bis 10 mm zu erwarten, ab 20 mm reicht die Wirkung häufig nicht mehr aus.
Der Behandlungszeitpunkt ist aktuell optimal, denn in den sehr wüchsigen Beständen ist mit schneller Wirkstoffaufnahme über den Blattapparat und schnellem Transport in die Knollen zu rechnen. Dennoch sollten die Bestände für eine gute Wirkung noch mindestens drei Wochen grüne Blattmasse aufweisen.
Anwender sollten Maleinsäurehydrazid solo ausbringen, da Tankmischungen mit Fungiziden, Additiven oder Blattdüngern häufig problematisch sind. Eigene Kammerversuche zeigen, dass die Kombination von Maleinsäurehydrazid mit Curzate M WG + Shirlan (mehrjährige Versuche) oder mit Cymbal Flow, Ranman Top, Revus Top und Shirlan (einjährige Versuche) möglich ist.
Aufgrund der Rückstandsproblematik ist es unerlässlich, zuvor mit der abnehmenden Hand abzuklären, ob ein Einsatz von Maleinsäurehydrazid erwünscht ist.